Direkt zum Hauptbereich

Einzigartig

... ist nicht nur die Kälte in Südafrika (stellenweise wurden heute Nacht Minima von -10 °C gemessen, in den Turnierstädten Johannesburg -6°C)...
... ist nicht nur der Hochnebelsumpf im Osten Österreichs (der an kältere Jahreszeiten erinnert)...
...wird nicht die Kaltfront sein, die uns am Samstag erreicht ...

sondern: einzigartig war sas Niederschlags/Sturm/Gewitter - Ereignis in Innsbruck heute Nachmittag. Selbst im fernen Wien hat man Wind davon bekommen.

Ausgangslage
Südanströmung + 4 hPa Druckdifferenz = Föhn. In Innsbruck hat dieser zu Auflockerungen geführt (der morgendliche Hochnebel war bald futsch), ist aber nicht durchgebrochen. Zu stark war das Einfließen der Kaltluft aus dem Alpenvorland (da ist der Hochnebel übrigens zäh liegen geblieben). Im Wipptal jedoch war der Föhn spür- und messbar (Abb. 1).
Über Südtirol und dem Trentino haben sich in der feuchtlabilen Luft einige konvektive Zellen gebildet und marschierten in Richtung Norden. Eine hat davon hat dann das Wipptal erreicht und zog genau entlang der Talmitte nach Innsbruck.
Der Niederschlag platschte in die trockene Föhnluft und kühlte diese ab. Die Kaltluft macht sich als Böenfront vor einem Gewitter bemerkbar. Je trockener desto stärker die Böen.
Und das geniale an diesem Fall heute ist die Tatsache, dass er zeitlich und räumlich von den Wetterstationen erfasst werden konnte (so was wünscht man sich natürlich immer!). Ein Glück, dass auch das Radargerät auf dem Patscherkofel was gesehen hat.

So, genug der Worte. Die Fallstudie wird jetzt in Bildern zusammengefasst:

Short Facts:
*) Temperatursturz um 7 Grad (Innsbruck + SAB +ELL )
*) rascher Druckabfall un mit der Kaltluft Anstieg um 7 hPa (!) innerhalb von 60 Minuten
*) Böen bis zu 25 m/s in Ibk (höchstes 1 min-Mittel) - 90 km/h - Sturmböen
*) Böen bis zu 31,5 m/s am SAB
*) Böen bis zu 19,8 m/s in Ellbögen
*) viel Niederschlag kam nicht an: zu trocken war die Grenzschicht: nicht einmal der Taupunkt steigt groß an.

Nach dem Gewitterdurchzug hat sich der Föhn wieder erholt und hat erneut das Wipptal heimgesucht. Der vorföhnuige West hat den Raum Innsbruck wieder erwärmt. Daher sieht die Temperaturkurve auch so aus wie der Verlauf des Herzschlags von Otto Rehakles heute Nachmittag beim Sieg seiner Griechen gegen Nigeria.
Von oben sieht man gut die Gewitterzelle (Radarbild PAK), die entlang des Wipptals gezogen ist:

Abb. 2: Radarbild von Tirol als die Zelle vor den Toren Innsbrucks stand (c) Austrocontrol, Visualisierung UBIMET

Und so hat die Wolkenwand von der Nordkette aus ausgesehen:


Abb. 3: Webcambild von 15:00 MESZ von der Nordkette aus in Richtung Süden (c) Land Tirol

Beliebte Posts aus diesem Blog

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlagebericht

Bodennebel in Innshruck

Bodennebel in Innsbruck ist sehr sehr selten. Bei der Nebelbildung geht es immer darum die bestehende Luftmasse soweit abzukühlen, dass sie den Taupunkt erreicht und kondensiert. Das passiert täglich hundertmal: allerdings in der Atmosphäre als Wolken. Dort reichen Aufwinde (beispielsweise an Berghängen) um Wolken zu bilden. Im Tal entsthet Nebel meist in der Nacht, wenn die dortige Luftmasse über Nacht abgekühlt wurde. Bei sternklarer Nacht und starker Auskühlung doch das beste Rezept, oder? Meist weht in sternklaren Nächten jedoch der Talauswind, der jegliche Nebelbildung unterbindet. Grund für den Talauswind sind Druckunterschiede zwischen Tal und Vorland aufgrund unterschiedlich temperierter Luftmassen. Das heißt nur wenn die Luftmassen im Tal und Vorland ausgeglichen sind, die Druckverteilung also flach ist, weht schwacher Wind im Tal. Und das passierte heute Nacht: Die Hänge sind schneebedeckt, und durch die Schneeschmelze ist die Talatmosphäre feucht. Dazu ist der Himmel aufgelo

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?