Die Innsbrucker Altstadt im Schneegewand, vermutlich in den 1960er Jahren (Foto-Quelle: https://www.facebook.com/altstadt.innsbruck/) |
Früher war alles besser. Weihnachten war familiärer, weniger konsumorientiert und vor allem eines: weiß. Auf meterhohen Schneewächten konnten die Kinder der 1950er und 1960er Jahre ihre frisch geschenkten Rodeln gleich ausprobieren. Ja, das waren noch Zeiten. Und heuer? Da ist sowieso alles anders. Keine Gäste, kein Skifahren, keine Feste. Doch die immer währende Konstante: Im Tal auch kein Schnee.
Historisch
Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, dass weiße Weihnachten früher häufiger waren als jetzt. Weiße Weihnachten sind gleichbedeutend mit einer Schneedecke am 24. Dezember, das muss dazu gesagt werden. In den 30 Jahren von 1951-1982 lag in Innsbruck an rund 8 von 10 Weihnachten Schnee, seit den 1980er Jahren nur mehr an etwa 4 von 10 Weihnachten. Dabei steht Innsbruck als Alpenmetropole noch halbwegs gut da, in allen anderen Landeshauptstädten sind nur mehr 2 bis 3 von 10 Weihnachten weiß. Das letzte Weiße Weihnachten in Innsbruck gab es 2017 mit Schneeresten, in Wien und Eisenstadt war es zuletzt 2012 ein wenig weiß. Am 24.12.2011 lagen in Innsbruck zumindest 20 cm Schnee, das war das letzt so richtig weiße Weihnachten bei uns. Es liegt auf der Hand: das Weihnachtstauwetter allein macht das nicht aus, die Dezember sind milder geworden und dadurch fällt auch in der ersten Dezemberhälfte von vorneherein mehr Regen als Schnee. Erinnert ihr euch noch an das Starkregenereignis letztes Wochenende? 100mm Regen sind in Innsbruck gefallen. Nicht ausdenken wenn es 1-2 Grad kälter gewesen wäre - dann hätten wir jetzt 50 cm Schnee...
Den meisten Schnee zu Weihnachten hat man übrigens in Innsbruck gemessen. Am 24.12.1962 lagen am Innsbrucker Flughafen 96 cm Schnee, das ist der Weihnachtsrekord aller Hauptstädte.
Die aktuelle Schneelage
Meterhohe Schneewände, eingeschneite Ortschaften, Schneebedeckte Dächer wie Zuckerguss... Ist das wirklich Schnee von gestern? Moment, da war doch etwas. Jetzt, eine Woche vor Weihnachten, kann man sagen, dass es in Osttirol und Oberkärnten genau solche Schneemassen gibt. In den Tälern liegt mehr als ein halber Meter Schnee, je nach Höhenlage sogar 100 bis 120 cm. Am 16.12. wurden 59 cm in Dellach/Drautal gemessen, 62 cm in Lienz, 93 cm in Kötschach-Mauthen, 95 cm in Virgen, 107 cm in Sillian und immer noch unglaubliche 126 cm in Obertilliach.
Aber auch an allen Orten in Nordtirol wo derzeit 15-20 und mehr cm Schnee liegen, wird es auch am 24.12. sehr wahrscheinlich Schnee geben. Also kann man in der Arlbergregion (Langen 24 cm, Warth 29 cm) und im Tiroler Oberland (Landeck 9 cm, Nauders 30 cm) mit weißen Weihnachten rechnen. Auf den Bergen sowieso (Galzig 85 cm, Obergurgl 90 cm, Pitztaler Gletscher 178 cm). Im Inntal selbst liegt östlich ab Zirl derzeit kein Schnee mehr, in Innsbruck gibt es da und dort an schattigen Orten Schneereste. In der Umgebung von Innsbruck, im Stubaital (Neustift 30 cm) und am Seefelder Plateau (Seefeld 24 cm) herrschen durchaus winterliche Verhältnisse. Im Unterland ist es derzeit in tiefen Lagen aper, 3 cm sind es heute noch in Mayrhofen oder Achenkirch.
Das Stubaital und die Mittelgebirge zeigen sich aktuell in winterlichem Gewand und auch das Oberinntal ab Zirl, 16.12.2020 14:30 (https://www.innsbruck.info/patscherkofel/webcam/) |
Die Prognose bis Heiligabend
Bis inklusive Sonntag wird kein Schnee mehr dazu kommen, der Föhn setzt der Schneedecke insbesondere am Sonntag auch noch ordentlich zu. In den Mittelgebirgen, die derzeit noch schön weiß sind (siehe oben), gibt's wieder (das ominöse Weihnachts)Tauwetter .
Der Montag (21.) könnte interessant werden, bringt er doch nach aktuellem Stand oberhalb von 900-1.300 etwas Schnee, darunter vereinzelt Regen. Der meiste Niederschlag wird vom Reschenpass bis ins Außerfern sowie in der Arlbergregion erwartet. Der Dienstag (22.) bleibt voraussichtlich trocken und einigermaßen mild, ehe am Mittwoch (23.) ein Tief über den Britischen Inseln mit ins Spiel kommt (Warmfront). Details sind noch offen, aber es deutet sich sowohl im amerikanischen als auch im europäischen Modell ein kälterer Witterungsabschnitt ab dem 24./25.12. an. Ob es dann auch noch schneit ...
Also: wer weiß, vielleicht schneit es ja am Heiligen Abend ja doch noch. Letztes Jahr zogen in Tirol immerhin ein paar Schnee- und Schneeregenschauer durch's Land, aber liegen geblieben ist nicht sehr viel.
Weiterführende Literatur:
Bericht der ZAMG zu Weihnachten 2020 (16.12.2020): https://www.zamg.ac.at/cms/de/wetter/news/weisse-weihnachten
Der Mythos von Weißen Weihnachten von Manuel Kelemen (05.12.2017): https://www.wetterblog.at/beitraege/weisse-weihnachten/