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Das Klima von Innsbruck

Dieser Bereich soll ein allumfassendes Werk zum Wetter + Klima in Innsbruck sein und ständig wachsen. Klima ist viel mehr als statistische Kleinstarbeit und Innsbruck ist zudem eine äußerst spannende Wettermetropole.
Hier im Blog gilt es also Fragen zu beantworten, die die Menschen am meisten interessieren: 
  • Wann gab's das letzte Mal so viel Regen, ist das normal? 
  • So windig war's "noch nie": Wann war die letzte heftige Föhnphase ...
  • Wie oft liegt zu Weihnachten wirklich Schnee? 
  • Wann ist wieder mit einer erhöhten Feinstaubbelastung zu rechnen und warum? 
  • Waren die Winter früher wirklich besser?
  • etc.
Einzig die Frage nach dem nächsten Winter und wann es das erste Mal schneit ist - wie jedes Jahr - nicht im Detail zu beantworten. Rein auf die Statistik und die persönliche Erfahrung bezogen: irgendwann zwischen Mitte November und Nikolaus. Oder auch früher. Wie am 27.10.2020 zum Beispiel.
alpen.wetter, 12.02.2024

Inhalt

Innsbruck - Geographie

Innsbruck - Wetterstationen

Innsbruck - Föhn (favonius)

Innsbruck - Temperatur (Hitze, Kälte)

Innsbruck - Niederschlag (Regen, Schnee, Hagel)

Innsbruck - Sonnenschein

 
 

Innsbruck - Geographie

Bis auf eine Höhe von 2.637 m reicht die südlichste der vier Karwendelketten, die Innsbrucker Nordkette. Hier im Bild ist die Seilbahnstation auf der Seegrube (1.905 m) und rechts oben in den Felsen das Hafelkar (2.334 m) zu sehen (c) alpen.wetter

Innsbruck liegt offiziell auf 574 m im Tiroler Inntal, sein Stadtgebiet reicht aber im Norden bis auf über 2.500 Meter, im Südosten zählt der Föhn- und Olympiaberg Patscherkofel mit seinen 2.247 m ebenfalls noch dazu. Dazu liegt die Alpenmetropole am Schnittpunkt zwischen Inntal (West-Ost) und dem Wipptal (Nord-Süd). Diese spezielle Lage zwischen den Bergen und Tälern macht diese Stadt einzigartig, landschaftlich reizvoll und meteorologisch mehr als interessant. Da mag es wenig überraschen, dass die Innsbrucker ständig mit dem Wetter konfrontiert sind und alle Wetterphänomene seit Jahrzehnten, sogar Jahrhunderten Gegenstand der Forschung sind.

Der Wipptalausgang mit dem östlichen Mittelgebirge (Patsch, Ellbögen, Igls, Lans, etc.), der Brennerautobahn, der Europabrücke und dem berühmten Patscherkofel mit den linienartigen Artefakten der Wintersaison (dahinter die Tuxer Alpen). Links im Bild schließt das Inntal mit Innsbruck (erkennbar die Hochhäuser der Reichenau und des Olympischen Dorfs) und seinen Umlandgemeinden an. Am linken Bildrand ragt der beschneite Gipfel des Bettelwurfs (2.726 m) empor. (c) alpen.wetter März 2014, von der Nockspitze / Saile aus aufgenommen.

Wenn man in Innsbruck Meteorologie studiert hat, sollte man sich also bestens mit Talwindsystemen, Nebel, Hochnebel, alpinen Gewittern, Föhn, (orographischen) Starkniederschlägen und Schneefall auskennen.
Die umliegenden Bergen haben eine direkte Wirkung auf das tägliche Wetter, sie verstärken den Niederschlag oder schirmen ihn ab. Ihre Südhänge sorgen für eine angeregte Hangzirkulation und schaffen eigene Mikroklimate. Die Täler halten einerseits feuchte Luft ab, andererseits schaffen sie die Wannen für ein Kaltluftreservoir. Dieses Wechselspiel aus Topographie, Thermodynamik und der jeweiligen Großwetterlage machen das Leben hier - besonders aus meteorologischer Sicht- einfach spannend.

Innsbruck - Wetterstationen

Das Essenzielle für den Meteorologen und den Klimatologen ist natürlich die Datenlage. Und zwar nicht nur die Qualität sondern vor allem der Ort des Messens. In Innsbruck gibt es seit dem Jahre 1777 regelmäßige Wetteraufzeichnungen in puncto Temperatur und seit 1857 in puncto Niederschlag. Der Standort wechselte dabei zwar mehrmals, auch weil es zunächst noch keine regelnde Hand in Form eines staatlichen Wetterdienstes gab. Die Messorte befanden sich aber meistens im Stadtgebiet (Sillgasse, Stift Wilten, "Alte Universität" = heutige Theologie, Militärspital, Schöpfstraße). Diese wertvolle Datenreihe wurde von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG, staatlicher Wetterdienst) homogenisiert und läuft unter der Station Innsbruck-Universität. Man darf sich jetzt keine durchgehenden stündlichen Messungen erwarten, aber es war immerhin schon eine gewisse Regelmäßigkeit in den Werten (Temperatur in der Früh, zu Mittag, am Abend). Seit ca. 1906 gibt es auch regelmäßige Monatsmittelwerte für Innsbruck, also seit 110 Jahren. Siehe auch die Rubrik Geschichte der Meteorologie in Innsbruck.

Fast 20 Jahre nach der Verlegung des Innsbrucker Flughafens von Ost nach West (1948) gab es schließlich eine zweite Wetterstation am Innsbrucker Flughafen (1964). Während die Uni-Station also das "Mikro-Klima" der wachsenden Innenstadt abbildet, weist die Flughafen-Station eher ein Klima des Stadtrands auf.
Der sogenannte Stadt-Effekt ist hierbei häufig spürbar, denn die Uni-Station ist meist um mindestens ein Grad wärmer (vor allem nachts), was sich auch deutlich in der Mitteltemperatur verdeutlicht. Auch bei Niederschlags- und Föhnereignissen liefern beide Station wiederholt recht unterschiedliche Werte ab, wodurch deren parallele Daseinsberechtigung aber mehr als gerechtfertigt ist um das gesamte Klima der Stadt Innsbruck abzudecken. Eine Station in der Osthälfte der Stadt (Pradl, Reichenau, Olympisches Dorf) wäre jedoch zusätzlich ein Gewinn. Anmerkung: In Form eines Projekts der ZAMG mit Land und Stadt gibt es derzeit (Stand März 2017) u.a. auch eine Station am Bahnhof, im Alpenzoo, auf der Höttinger Alm und im Olympischen Dorf - die Daten sind aber nicht öffentlich zugänglich. Außerdem betreibt die Austrocontrol zwei zusätzliche (Wind-)stationen am Flughafen, eine am Butterer Bichl (Hötting) und eine in Igls. Komplettiert wird dieses Datenangebot durch die Station des Hydrographischen Dienstes am Rennweg und auf der Seegrube. Dort hat auch der Lawinenwarndienst in Kombination mit dem Hafelekar eine Station. Eine weitere, aber der ZAMG zugehörigen, Bergstation im Umkreis von Innsbruck steht am Patscherkofel. Man sieht hier schon die Komplexität der österreichischen Wetterdienste ...

Innsbruck - Föhn (favonius)

Zurück zum Wetter bzw. der Geographie. Das an das Inntal angrenzende Wipptal mündet in einem beinahe 90°- Winkel in das Inntal und es ist seit jeher die Verbindung über den niedrigsten Alpenpass, den Brenner (1.370 m), und eine massiv genutzte Transitroute. Dieser markante Einschnitt namens Brennersenke (gegenüber den umliegenden 2.500 bis über 3.000 m hohen Bergen) ist auch für einen der prägnantesten Wetterwegbegleiter der Innsbrucker verantwortlich. Den Föhn. Kaum ein Wetterphänomen ist in Innsbruck besser untersucht und gleichzeitig immer wieder für Überraschungen gut. Einmal sorgt der Föhn für Sonnenschein und milde Luft, wenn es im Oberland und am Brenner schon regnet. Ein ander Mal will er nicht durchbrechen, da der Taleinwind oder der Kaltluftsee im Inntal zu massiv sind. Einmal sorgt er für die Verhinderung des Hochnebels, ein anderer Mal ist genau ER der Grund, dass die Gewitter ausbleiben. Wir Innsbrucker bekommen aufgestellte Nackenhaare bei den gängigen Föhntheorien, wenn von Luv-Niederschlag und Warmluftzuschlag geredet wird. In hiesigen Geographie- oder Physikbüchern steht aber genau das. Mein geschätzter Kollege Felix Welzenbach hat genau diese Unterschiede fein säuberliche herausgearbeitet: http://www.inntranetz.at/foehn.html
Föhn ist KEIN Fallwind - wie es z.B. auf Wikipedia heißt. Der Föhn wird durch die Überströmung des Gebirges verursacht, ähnlich wie bei von Gebirgsbächen überströmten Steinen. Etwa 50 % aller Föhnfälle treten OHNE Niederschlag im Luv (Südtirol) auf. Pro Jahr gibt es im Schnitt 45 Föhntage in Innsbruck (Klimamittel 1948-2008).

Schema der Windrichtungen in den Tallagen bei Südföhn im Innsbrucker Raum. Von Süden kommend teilt sich die Föhnströmung in zwei Äste. Der östliche (blau) macht sich weiterhin als starker Süd- bis Südwestwind bemerkbar (Wilten, Pradl, Reichenau, Olympisches Dorf, Rum bis Hall), der westliche (orange) als starker Südostwind (Höttinger Au). Hinzu kommen Rotoreffekte - sprich die Föhnströmung klatscht an die orographische Kante der Hungerburg und wird abgelenkt. Somit kommen bei Südföhnlagen auch Nord(ost)winde vor. Persönlich beobachtbar war auch Nordwestwind im Bereich der Ortsteile Mühlau und Saggen/Dreiheiligen. Quelle: Basiskarte tiris, Windschema: alpen.wetter

 

Die Innsbrucker müssen es wissen, denn seit über 200 Jahren wird er erforscht und dokumentiert, verschiedene Messkampagnen in der Vergangenheit und der Gegenwart tragen zum besseren Verständnis dieses speziellen alpinen Winds bei.


Lange Föhnphasen

Stand: April 2019  

Bauschige Föhnwolken über dem Inntal (oberhalb der Haller Zunterköpfe und dem Bettelwurf). Im Schnitt (1948-2008) weht in Innsbruck an 45 Tagen der Föhn mit Spitzen bis zu über 100 km/h. Dabei ist der Föhn ein vergleichsweise kleinräumiges Phänomen: Von der Höttinger Au bis in Olympische Dorf / Neu Rum sind jedesmal die stärksten Böen zu erwarten (Lage am Wipptalende), während es östlich von Hall und westlich des Flughafens meistens weniger windig ist (c) Foto vom 2. November 2011, alpen.wetter

Bei Föhn (Nord und Süd), entsprechender Luftschichtung und ausreichend Feuchte in der Höhe werden die Schwerewellen mittels Altocumulus lenticularis ("Lentis" / Linsenwolken) sichtbar gemacht, in diesem Fall auch mehrstöckig (c) alpen.wetter

Der Föhn mag zwar in seiner Form heftig und unangenehm sein, die stärksten Windböen gab es in der Vergangenheit aber meistens in Verbindung mit Gewittern oder Frontdurchgängen. Hierbei spielen aber auch lokale Gegebenheiten eine große Rolle wie die Kanalisierung des Windes im Inntal zwischen dem westlichen Mittelgebirge (Sellraintal-Ausgang) und dem Hechenberg. Besonders die wind-exponierte Station am Flughafen registrierte hier bei manchem Ereignis auch Orkanböen.


Heftigste Windböen in Innsbruck:
Innsbruck - Flughafen

179 km/h Innsbruck-Flughafen am 21. Juli 2003 (Downburst) - nicht offiziell
165 km/h Innsbruck-Flughafen (Tower) am 30. Juli 2017 (Gewitter) - offizieller Rekord
145 km/h Innsbruck-Flughafen (Tower) am 21. Juli 2003
144 km/h Innsbruck-Flughafen am 05. Februar 2020 (Nordföhn, Ereignis siehe Blogeintrag)
143 km/h Innsbruck-Flughafen (Flugfeld Ost) am 30. Juli 2017 (siehe Blogeintrag hier)

Stand: Februar 2020


Das Wetterurgestein des ORF Erhard Berger wagt am 4. November 2014 die Moderation am Patscherkofel bei 150 km/h Gegenwind und Temperaturen um 0 Grad. Am Abend gab's dann noch unglaubliche 184 km/h Böen - Quelle screenshot ORF 2014


Windrekorde - Patscherkofel (Tageswerte seit 1977)

216 km/h Rekord (06. November 1997)
202 km/h am 30.04.2008
um 200 km/h 26.4.1989

197 km/h am 20.10.2023 (Laut Meldung die vierthöchste Windböe hier oben)
195 km/h am 16.11.2002
184 km/h am 04.11.2014
...
161 km/h am 04.03.2017 (Analyse des Föhnereignisses hier)

Wenn der Wind nicht gerade aus Süden weht, gibt es im wesentlichen zwei Hauptwindrichtungen, die sich anhand der Ausrichtung des Inntals leicht feststellen lassen können. Ostnordost (80 °) und Westsüdwest (240 °). Der stärkere Wind kommen hierbei aus Osten (sommerlicher Taleinwind). Den Föhn sieht man in der unteren Abbildung auch sehr gut, denn in den seltenen Fällen von Südwind, ist er ganz schön kräftig, über 7 m/s Mittelwind (25 km/h).

Auswertung der Windrichtungsverteilung in Abhängigkeit von der Windstärke, Innsbruck-Universität 2010-2019, Quelle: Vergeiner (2020)


Innsbruck - Temperatur

Mitteltemperatur: 
Die Mitteltemperatur liegt in Innsbruck bei 9,3 Grad (Uni-Station 1981-2010, Flughafen: 8,7 Grad) und somit um +0,4 Grad über dem Mittel von 1971-1990 (8,9 Grad, Flughafen: 8,5 Grad). Die Gründe für die Zunahme liegen zum einen an der globalen Erwärmung, die in den Alpen sogar noch stärkere Auswirkungen hat als im globalen Mittel, und zum anderen mit Sicherheit an lokalen Veränderungen. Das sieht man auch daran, dass sich die Mitteltemperatur der Innenstadt stärker verändert hat (Anstieg um +0,4 Grad) als jene der Vorstadt (Flughafen +0,2 Grad). So hat sich das Stadtbild in den letzten Jahren stark gewandelt, es gibt mehr bebaute Plätze und generell eine verdichtete Bauweise. Die Anzahl der Grünflächen innerhalb der Stadt sinkt. Das hat alles Auswirkungen auf das Mikroklima der Stadt, u.a. wird Wärme bzw. warme Luft länger und effizienter gespeichert, besonders im Sommer hat das Auswirkung auf die Minima.
Abgeleitet von der Temperaturen werden Kenngrößen wie Eistag (Maximum unter 0 Grad), Frosttag (Minimum unter 0 Grad), Sommertag (Maximum über 25 Grad) und Tropentag/heißer Tag (Maximum über 30 Grad). Einen Rekord an Sommertagen gab es lange Zeit im berühmten Jahrhundertsommer 2003 mit 100 Tagen über 25 Grad, hinzu kamen damals 46 heiße Tage (Station Innsbruck-Uni). Im Jahr 2018 wurde dieser Rekord aber mit 103 Sommertagen gebrochen (Blogeintrag hier).

Die Station Innsbruck-Universität gehört mit Kremsmünster und Wien (Hohe Warte) zu den längsten Temperaturreihen in Österreich und liefert damit extrem wertvolle Erkenntnisse zum Klima in den Alpen

Mittel 1981-2010Innsbruck- UniversitätInnsbruck- Flughafen
Frosttage94 Tage108 Tage
Eistage14 Tage15 Tage
Sommertage63 Tage59 Tage
Tropentage17 Tage12 Tage

Abweichung der Jahresmitteltemperaturen Innsbruck, Universität von der Klimatologie 1981-2010 (rot) mit 30-jrg gleitendem Mittel (schwarz). Eindrucksvoll geht die Temperaturkurve seit den 1980er Jahren nach oben und zeigt, dass die extremen Jahre fast ausschließlich seit den 1990er Jahren aufgetreten sind. An der Spitze liegen 2018, 2014, 2019, 2015 und 1994 (Datenquelle: ZAMG, Grafik: alpen.wetter).

Temperaturextreme

Tagesrekorde (Maxima)

  • 38,5 Grad am 30. Juni 2019 an der Station Innsbruck Uni. Stationsrekord und Tirolrekord. Bisheriger Allzeitrekord von 38,3 Grad (27.07.1983, Haiming) gebrochen. Blogbeitrag dazu hier. 
  • Bis dahin galten die 38,2 Grad vom 07. Juli 2015 als Stationsrekord in Innsbruck. Eintrag hier.


Monatsrekord (Maximum)
Der wärmste Monat seit Messbeginn ist gar nicht so lange her, im Juli 2015 lag das Temperaturmittel bei 22,6 Grad (Quelle: stadt.innsbruck). Berechnet wird es durch die Tagesmittelwerte, die wiederum erechnet werden durch eine Mittelung der Temperaturwerte von 7 Uhr und 19 Uhr sowie dem Maximum und dem Minimum.

Tagesrekorde (Minima)
Innsbruck-Universität (Monatswerte seit 1866): 

-26,9 Grad 11.02.1956
-26,8 Grad 15.02.1929
-26,6 Grad 23.01.1942

Innsbruck-Flughafen (Werte seit 1951)
-30,6 Grad 03.02.1956
-29,9 Grad 11.02.1956
-29,6 Grad 10.02.1956



Monatsrekord (Minimum)
Der kälteste Monat aller Zeiten (also seit Messbeginn) ist der Februar 1956 mit einem Monatsmittel von -10,9 Grad (Quelle: ipoint). In den letzten drei Jahrzehnten war der Jänner 1985 mit einem Mittel von -5,7 Grad der kälteste (Quelle: stadt.innsbruck).


Längste Phasen mit Dauerfrost:

Innsbruck (Quelle: ZAMG 3.2.2012)
1956: 29 Tage in Folge sank die Temperatur (ab 31.1.1956) unter -10 Grad. Absoluter Tiefpunkt dieser Periode am 3.2.1956 mit -30,6 Grad. An sechs Tagen kamen selbst die Höchstwerte nicht mehr über -10 Grad hinaus.

1996: Beginnend mit dem 26.12.1996 erreichten an 8 Tage in Folge die Tagesminima mindestens -10 Grad. Absolutes Minimum -15,6 Grad. 9 Tage in Folge blieb die Tageshöchsttemperatur teils deutlich unter 0 Grad.

2006: Vom 5.1.2006 weg waren 13 Tage in Folge die Tagesminima unter -10 Grad. (Tiefpunkt -16,8 Grad am 14.1.2006). Die Tagesmaxima erreichten aber immerhin immer wieder die Nullgradgrenze.

2012: 12 Tage 1.2.-12.2.2012 10 Tage in Folge -10 Grad,  -18,2 am 4.2. als tiefster Wert

Innsbruck- Niederschlag

Innsbruck bekommt im Jahr 886 Liter pro Quadratmeter Niederschlag (Mittel 1981-2010, Quelle ZAMG), davon entfallen jahreszeitentechnisch ca. 360 l/m2 auf den Sommer (Juni, Juli, August), 200 auf den Herbst (SON), ca. 190 auf den Frühling (MAM) und 130 auf den Winter (DJF). Damit hat sich im Vergleich zur vorangegangenen Klimanormalperiode kaum etwas geändert (1971-2000: 883 Liter pro Quadratmeter).

Niederschlagsextrema:
Nassestes Jahr:
  • 1966 (Flughafen-Innsbruck mit 1253,8 mm)
  • 1999 (Innsbruck-Uni mit ca. 1200 mm)
Nassester Monat:
  • in letzter Zeit: August 2012 mit 234,3 mm (Uni).
  • all-time-record: August 1970 mit 245,6 mm (Uni) - Beides Quelle: Stadt.Innsbruck
Nassester Tag:
  • 21. Mai 1999: 106 mm/Tag am Flughafen und 92 mm/Tag an der Uni (Messung laut WMO-Norm 06 bis 06 UTC). 

Der Niederschlag wird in Innsbruck regelmäßig seit 1857 gemessen und damit gehört die inzwischen stolze 160-Jahr-Reihe zu den längsten in Europa. Der Trend beim Niederschlag geht im Laufe der Zeit etwas nach oben, immerhin sind 1999, 2000 und 2012 die nassesten der Messreihe (größer 1160 - 1200 mm), die wirklich trockenen Jahre werden seltener (Quelle: ZAMG).

Schnee

Eine Stadt, die sich als Hauptstadt des alpinen Lebens sieht, muss natürlich auch in puncto Schnee untersucht werden. Dabei ist Innsbruck nicht wirklich als Schneeloch bekannt, viel mehr "lebt" Innsbruck von der Nähe zu solchen. Die Nordkette, der Stubaier Gletscher, die Brennerberge oder etwas weiter weg die Arlbergregion, das Wettersteingebirge oder die Dolomiten. Alle diese Regionen sind mehr oder minder in kurzer Zeit erreichbar und geizen nicht selten mit meterweise Schnee. In einem durchschnittlichen Winter summieren sich in Innsbruck 99 cm Schnee (Neuschneesumme), in Seefeld sind es beispielsweise 436 cm (ZAMG: 1981-2010). Durchschnittlich (1999-2020) liegt in Innsbruck (Flughafen) an 59 Tagen im Jahr Schnee, der schneereichste Winter in den letzten Jahren war 2005/06, als es von Mitte November bis Mitte März durchgehend eine Schneedecke gab (119 Tage). U.a. war der Jänner 2006 der kälteste seit dem Jänner 1987, im Februar lagen sogar 60 cm Schnee.

Die höchste Schneedecke in den letzten 15 Jahren in Innsbruck konnte man im ebenfalls sehr schneereichen Jänner 2019 messen. 45 cm Schnee lagen am Morgen des 13. Jänner 2019 am Innsbrucker Flughafen. Anhaltende Nordweststaulagen brachten in diesem Jänner der Seegrube über 6 m Schnee. An der offziellen Messstation wurden (automatisch) nur 4 m registriert, die 6,6 m wurden von der Lawinenkommission gemessen. In Hochfilzen oder Lech lagen über 2 m Schnee, in Seefeld bis zu 140 cm.

Im Durchschnitt (1981-2010) schneit es an 22 Tagen im Jahr mehr als 1 cm (Vergeiner 2020), größere Neuschneemengen sind aber deutlich seltener. So schneit es mehr 10 cm nur mehr an 2,4 Tagen im Jahr und über 30 cm gar nur 0,1 mal im Jahr - sprich alle 10 Jahre schneit es in Innsbruck mehr als 30 cm an einem Tag.

Verlauf der Schneehöhe an der Station Innsbruck-Universität an jedem Tag des Jahres auf Basis der Periode 01.08.1980 31.07.2010 (Vergeiner 2020)



Schneerekorde Innsbruck

Größte gemessene Schneedecke (ZAMG 2013):
110 cm (Flughafen, 28. Jänner 1968) = Österreichrekord für eine Landeshauptstadt
75 cm (Universität, 22. Jänner 1951)

Neuschneerekord für 24h (ZAMG 2013):
50 cm (Universität, 22. Jänner 1951) = Österreichrekord für eine Landeshauptstadt
46 cm (Flughafen, 14. Februar 1990)
vergleiche Österreich-Rekord von 170 cm in Sillian am 01. Februar 1986


Tief verschneite Nordkette (Brandjochspitzen, Frau Hitt, Langer Sattel, Kemacher, Hafelekar) an einem eisig kalten Wintermorgen (c) alpen.wetter

Weiße Weihnachten: fast in jedem zweiten Jahr, bzw. in 44 Prozent der Fälle liegt in Innsbruck am Heiligen Abend Schnee (1983-2019). In den letzten Jahren war allerdings meist das obligate Weihnachtstauwetter zu beobachten. Im Jahr 2017 lag erstmals seit 2011 zu Weihnachten wieder Schnee (wenn auch nur Schneereste), 2018 und 2019 waren grün. Das schneereichste Weihnachten in den letzten Jahren gab es 2005 (30 cm am 24.), das wärmste 2009 mit +14 Grad. Weihnachten 2013 war ebenfalls sehr mild (12,6 Grad), grün und sehr stürmisch (Föhnböen bis zu 97 km/h. Die Heilige Nacht 2013 war wohl eine der mildesten überhaupt (durchgehend Föhn bei Temperaturen um 11 bis 12 Grad). Da sich das Thema stets großer Beliebtheit erfreut - vor allem medial - gibt es beinahe jährlich (2016 hier, 2017 hier, 2019 hier) einen Beitrag dazu. Im Zeitraum 1951-1982 gab es in Innsbruck noch an 24 von 32 Heiligen Abenden Schnee (75 %), im Zeitraum 1983-2015 nur noch an 15 von 32 (47 %). Mittlerweile (1983-2019) sind es 16 von 35 (44 %). Foto: Christkindlmarkt in der Innsbrucker Altstadt im Advent 2016 (c) alpen.wetter


Niederschlagsextremwerte der letzten Jahre (Tagesniederschlag, Quelle ZAMG-Jahresberichte)

2018: 43 mm (Flg.) 31. August
2017: 56 mm (Flg.) 10. August
2016: 43 mm (Flg.) 9. August
2015: 45 mm (Flg.) 19. Mai
2014: 64 mm (Flg.) am 22. Oktober und 49,6 mm (Uni) am 29. Juni // Tirol: 85,9 mm in Kufstein am 23. Oktober.
2013: 65 mm (Flg.) und 43 mm (Uni) am 10. Oktober  // Tirol: Achenkirch (2.Juni): 100 mm
2012: 50 mm (Flg.) und 52 mm (Uni) am 03. Juni 2012 // Tirol:  86,3 mm Sillian 28. November
2011: 65 mm (Flg.) und 55 mm (Uni) am 18. September // Tirol: 139,5 mm Kössen 13. Jänner
2010: 85 mm Uni am 22. August ; 39 mm Flg 31. August // Tirol: 125 mm Ischgl/Idalpe 29. Dezember 

Man sieht hier an den extremen Niederschlagsereignissen ganz gut, wie stark sie variieren, aber 40 bis 60 mm Tagesniederschlag in Innsbruck Universität sind meistens im Bereich des jährlichen Maximums. Gemessen wird dieser immer rückwirkend um 7 MEZ (8 MESZ). Es ist hier kein Trend feststellbar zu mehr oder größeren Niederschlagsmengen (Vergeiner 2020).

Höchster Tagesniederschlag (mm) in jedem Jahr an der Station Innsbruck-Universität im Zeitraum 1877 bis 2019, der lineare Trend für die Periode 1961 2010 ist nicht signifikant.Quelle: 3P-Clim, aktualisiert bis 2019 (Vergeiner 2020)


Hagelgewitter:
17. Juli 2010: 4,5-5cm; Mit dem Gewitter Temperaturrückgang von 29 auf 18 Grad, insgesamt 36,6 mm, kurzzeitig 150 mm/h-Rate für 10min. Stärkste Böe an der Uni: 17,3 m/s (62 km/h) am Flughafen nur 58 km/h - dort auch nur 13 mm.

Heftige Gewitter in jüngster Zeit standen meist in Verbindung mit Starkregen, wie z.B. am 2. Juli 2016 mit Niederschlagsraten zwischen 20 und 30 mm/h.


Regen / Niederschlag. Im Schnitt gibt es Innsbruck 117 Tage mit Niederschlag (Wien: 95, Bregenz: 141) (c) alpen.wetter

Gewitter bringen in Innsbruck zwar binnen kurzer Zeit die größten Niederschlagsmengen - wie am Bild zu sehen kann für Niederschlagsraten bis zu 150 mm/h führen, oder eben hochgerechnet 35 mm in 60 Minuten (3. August 2011). Jedoch zeichnen Aufgleitniederschläge für länger anhaltenden und ergiebigen Regen verantwortlich: Den Rekord hält der 21. Mai 1999 mit 106 mm/Tag am Flughafen und 92 mm/Tag an der Uni. (c) alpen.wetter

Längste trockene Periode in Innsbruck:
Zum Thema Niederschlag gehören natürlich auch Trockenperioden. Eine ausgeprägte Hochdrucklage sorgte im Jahre 2011 für den trockensten Herbst aller Zeiten. Vom 21. Oktober bis zum 6. Dezember 2011 fiel an 45 aufeinander folgenden Tage kein Tropfen Regen und keine Flocke Schnee. In dieser Zeit wurde dementsprechend auch ein neuer Sonnenscheinrekord für den November verzeichnet.
Bis dorthin dauerte die längste Dürreperiode 42 Tage - vom 7. November bis zum 18. Dezember 1953.


Innsbruck - Sonnenschein

Im Mittel gibt es pro Jahr in Innsbruck 1809 Stunden Sonne (Klimamittel 1981-2010). Das sind ähnlich viele Stunden wie in Wien (1.848) oder in Graz (1.852), aber deutlich mehr als in Salzburg (1.554 Stunden, alle 1981-2010). Aufzeichnungen der Sonnenscheindauer gibt es in Innsbruck seit 1906. Die ZAMG hat die alten Daten homogenisiert und somit kann man die Messdaten von vor 100 Jahren ganz gut mit den jetzigen Zahlen vergleichen. Man sieht eine leichte Tendenz zu mehr Sonnenschein seit Mitte der 1970er Jahren. Das kann durchaus mit mehr Hochdruckphasen im Sommer und weniger Aerosolen in der Luft (mehr Filter) zusammenhängen. Das sonnigste Jahr seit Messbeginn war 2003 (2.304 Stunden), das trübste 1912 (1.416 Stunden).


Tendenziell nimmt die Anzahl der Sonnenstunden etwas zu. Das sonnigste Jahr war 2011 mit 2.400 Stunden Sonne (Quelle: ZAMG)

Goldener Herbst. Nicht selten wenn das Flachland im Nebel versinkt, der Föhn in Innsbruck die Sonne bringt (c) alpen.wetter

Innsbruck - Nebel 

Nebeltage in Innsbruck: Selten, aber mitunter zäh (c) November 2013 alpen.wetter 
 

Hochnebel über dem Inntal mit Blick Richtung Süden auf die nördlichen Stubaier Alpen (markant die Serles und die Kalkkögel). Die Hochnebelschicht reicht bis auf ca. 1.200 m herauf. Über den Bergen sind die Reste von "Kelvin-Helmholtz-Wellen" zu sehen (c) 15.11.2013 alpen.wetter

Innsbruck - speziellen Phänomene


In der kalten Jahreszeit bilden sich während klarer Nächte hochreichende Kaltluftseen, in der Höhe bleibt es wärmer. Diese Temperturinversion wird selbst an einem sonnigen Tag nicht immer aufgebrochen. Die Luftschadstoffe (Hausbrand, Verkehr, Industrieabgase) sind unter dem "Deckel" gefangen, die Konzentration von Stickoxiden und Feinstaub (PM10) nimmt zu. (c)  Blick auf das verschneite Inntal und die Nordkette, alpen.wetter, 6. Februar 2012 Vormittag.



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Literatur

Ehrendorfer, M. (2006): Martin Ehrendorfer im Gastkommentar zum Winter 2005/2006. In: ipoint 08.02.2006 Link

Stadt Innsbruck (2020): Klima und meteorologische Daten der Stadt Innsbruck Link

Vergeiner, J. (2020): Bestandsaufnahme des Klimas in Innsbruck, Abschlussbericht, 63 Seiten. Link

ZAMG (2013): Schneerekorde, 17.01.2013  Link

ZAMG (2015):  Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), Abteilung Brand-und Zivilschutz Autonome Provinz Bozen, Agenzia Regionale per la Prevenzione e Protenzione Ambientale del Veneto (2015): Das Klima von Tirol Südtirol Veneto. Vergangenheit Gegenwart Zukunft, 102 pages. http://www.3pclim.eu/download

ZAMG (2020): Historical Instrumental Climatological Surface Time Series Of The Greater Alpine Region (HISTALP), http://www.zamg.ac.at/histalp/index.php

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Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlagebericht

Bodennebel in Innshruck

Bodennebel in Innsbruck ist sehr sehr selten. Bei der Nebelbildung geht es immer darum die bestehende Luftmasse soweit abzukühlen, dass sie den Taupunkt erreicht und kondensiert. Das passiert täglich hundertmal: allerdings in der Atmosphäre als Wolken. Dort reichen Aufwinde (beispielsweise an Berghängen) um Wolken zu bilden. Im Tal entsthet Nebel meist in der Nacht, wenn die dortige Luftmasse über Nacht abgekühlt wurde. Bei sternklarer Nacht und starker Auskühlung doch das beste Rezept, oder? Meist weht in sternklaren Nächten jedoch der Talauswind, der jegliche Nebelbildung unterbindet. Grund für den Talauswind sind Druckunterschiede zwischen Tal und Vorland aufgrund unterschiedlich temperierter Luftmassen. Das heißt nur wenn die Luftmassen im Tal und Vorland ausgeglichen sind, die Druckverteilung also flach ist, weht schwacher Wind im Tal. Und das passierte heute Nacht: Die Hänge sind schneebedeckt, und durch die Schneeschmelze ist die Talatmosphäre feucht. Dazu ist der Himmel aufgelo

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?