Der Winter hat ja eigentlich nicht so übel begonnen. Mit Schnee bereits im November (eigentlich schon Ende Oktober) waren viele zufrieden (allen voran Wintersportler und Schneeschaufelverkäufer). Vor allem die Regionen entlang und südlich des Alpenhauptkamms bekamen eine großes Stück ab vom Schneekuchen.Von den Ötztaler Alpen (Obergurgl 160 %) über die Gailtaler Alpen (K.-M. 200 %) bis in die Grazer Berge (Präbichl 120 %) lagen im November die Niederschlagswerten zum Teil deutlich über dem Klima-Soll. Im Dezember ändert sich die Strömungskonfiguration dahingehend, dass bis auf zwei Südföhnphasen die nördliche Anströmung dominierte. Zwei Italien-Tiefs sorgten dennoch an der Alpensüdseite für einen Überschuss. Die Temperaturen lagen - wie weitgehend bekannt - speziell an der Alpennordseite deutlich unter dem Mittel. Nur 1996 hatte einen ähnlich kalten Dezember.
Wie sieht es inzwischen aus?
In den Gipfellagen des Alpenhauptkamms ist seit Mitte Dezember keine größere Menge Schnee gefallen, einzig der Arlbergregion nutzte ihre Exposition nach Westen (75 %). Bregenz beispielsweise beendete das Jahr mit einem Niederschlagsplus von 45 %, während es hinter dem Arlberg neuerlich (staub)trocken war: Landeck mit 30%, Umhausen 60 % Innsbruck immerhin 90 %.
Und etwas Spekulation ...
Die bisherigen Tage im neuen Jahr waren von Föhn (17 Grad in Bludenz am gestrigen 09.01.) und Hochdruckeinfluss geprägt, die Niederschlagssummen liegen derzeit noch im moderaten Bereich. Die Rekordsumme von 18 mm in 10 Tagen auf der Galzig ist das höchste der Gefühle, viele Orte sind bis dato ohne Niederschlag (vorzugsweise die Nordföhnregionen südwestlich einer Linie Julische Alpen - Gurktaler Alpen - Mur/Mürztal).
Wie geht es weiter im Jänner?
Die ZAMG hat seit dem 3-Monatsausblick am 17.12. (basiererend auf ECMWF) keinen neuen Ausblick gemacht. Damals hieß es:
"Gerade für den Jänner besteht aus heutiger Sicht auch die Möglichkeit zu ausgesprochen starken negativen Abweichungen."
Es gäbe schon (aktuellere) saisonale Vorhersagen des ECMWF - diese bleiben jedoch Auserwählten vorbehalten (http://www.ecmwf.int/products/forecasts/d/charts).
In diesem Fall lohnt ein Blick auf die frei zugänglichen Monatsprognosen des NCEP (National Centers for Environmental Prediction - NOAA/USA). Dieses berechnet jede Woche seine Ausblicke neu und kann so auf die kurz-bis mittelfristigen Änderungen in der Strömmungskonfiguration des Atlantiks besser eingehen.
Das etwas realistischere Szenario ist nämlich die großräumige Umstellung der Wetterlage. In diesem Winter blockierte bis jetzt ein massiver Hochdruckkeil über dem Ostatlantik die Entwicklung der Westwinddrift, die eine wärmere und feuchtere Witterung für Mitteleuropa bedeuten würde.
Ein blockierendes Hoch ist kein abnormaler Fall sondern ein Beispiel für die negative Anomalie des Northern Oscillation Index (NAO). Island-Tief und ein Azoren-Hoch sind schwächer ausgeprägt (negativer Index), das bedeutet tendentiell kälteres und oft trockenere Verhältnisse in Mitteleuropa, eine unterdurchschnittlich kalte Witterung in Skandinavien, wärme Temperaturen in Grönland und durch die nach Süden verschobene Frontalzone eine feuchte Witterungsphase im Mittelmeer.
Diese Wetterlage wurde mit einer anhaltenden(föhnigen) Südwesströmung seit dem 05.01. abgelöst. Das Muster kippt jedoch nicht wieder zurück, wie das im Dezember der Fall war.
Das NCEP hat die Umstellung erfasst und berechnet somit nicht wie in den Läufen, die auf den älteren Werten basieren (untere Abbildung: oberste zwei Reihen), einen zu kalten und trockenen Jänner sondern einen feuchten und mittel temperierten Jänner im Alpenraum. Das mag am 10. eines Monats keine gewagte Prognose mehr sein, allerdings deutet sie eben zwei Dinge an:
*) Erhaltung der Westwinddrift
*) kein Rückfall in die "Blocking-High-over-Low"-Lage vom Dezember.
Land unter!
Kurzfristig bedeutet diese Wetterlage Tauwetter und eine rasche Abfolge von Tiefdruckdurchzügen. Praktisch im 24-Stunden-Takt werden Atlantik-Tiefs über (Mittel-)Europa hinwegziehen und neben "wechselhaftem" Wetter immer wieder etwas Regen bringen. Die Lage in den Hochwassergebieten (Main, Mosel bald Rhein und Donau) entspannt sich nicht. Besonderer Augenmerk liegt nun auf dem Tiefdruckgebiet, das den Alpenraum Mittwochnacht erfasst und auch für Österreich interessant wird.
Beide Modelle rechnen vor allem für den Bereich der Nordalpen (Salzkammergut) bis zum Bayerischen Wald und hinauf bis zum Fichtelgebirge mit 40 bis 60 mm - bei diesen Temperaturen (+5 Grad in 1500 m) in Form von Regen. Vor allem den kleineren Donauzuflüssen (Steyr, Enns, ...) droht somit zum Wochenende hin an Ansteigen der Pegel und somit eine leichte Hochwassergefahr.
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Quellenangaben:
Stationsverlauf Pitztaler Gletscher (1): lawine.tirol.gv.at
Webcambilder Krimmler Alm (2) und Arlberghospiz (3): bergfex.at
diverse Wetterkarten (4, 5, 7, 8): wetterzentrale.de GFS (NCEP); 96h Niederschlag ECMWF (9): bergfex.at
Saisonvorhersagen NCEP (6): http://www.cpc.ncep.noaa.gov, modifiziert von alpen.wetter
Wie sieht es inzwischen aus?
In den Gipfellagen des Alpenhauptkamms ist seit Mitte Dezember keine größere Menge Schnee gefallen, einzig der Arlbergregion nutzte ihre Exposition nach Westen (75 %). Bregenz beispielsweise beendete das Jahr mit einem Niederschlagsplus von 45 %, während es hinter dem Arlberg neuerlich (staub)trocken war: Landeck mit 30%, Umhausen 60 % Innsbruck immerhin 90 %.
Das Webcambild der Krimmler Alm auf 1600 m zeigt mehr grün als weiß - kein Wunder im Dezember fielen dort nur rund zwei Drittel des mittleren Niederschlags. |
Mehr Schnee liegt im Westen - z.B. am Arlberger Hospiz - die Schneefälle der vergangenen Nacht decken jedoch einiges zu. |
Und etwas Spekulation ...
Die bisherigen Tage im neuen Jahr waren von Föhn (17 Grad in Bludenz am gestrigen 09.01.) und Hochdruckeinfluss geprägt, die Niederschlagssummen liegen derzeit noch im moderaten Bereich. Die Rekordsumme von 18 mm in 10 Tagen auf der Galzig ist das höchste der Gefühle, viele Orte sind bis dato ohne Niederschlag (vorzugsweise die Nordföhnregionen südwestlich einer Linie Julische Alpen - Gurktaler Alpen - Mur/Mürztal).
Wie geht es weiter im Jänner?
Die ZAMG hat seit dem 3-Monatsausblick am 17.12. (basiererend auf ECMWF) keinen neuen Ausblick gemacht. Damals hieß es:
"Gerade für den Jänner besteht aus heutiger Sicht auch die Möglichkeit zu ausgesprochen starken negativen Abweichungen."
Es gäbe schon (aktuellere) saisonale Vorhersagen des ECMWF - diese bleiben jedoch Auserwählten vorbehalten (http://www.ecmwf.int/products/forecasts/d/charts).
In diesem Fall lohnt ein Blick auf die frei zugänglichen Monatsprognosen des NCEP (National Centers for Environmental Prediction - NOAA/USA). Dieses berechnet jede Woche seine Ausblicke neu und kann so auf die kurz-bis mittelfristigen Änderungen in der Strömmungskonfiguration des Atlantiks besser eingehen.
Das etwas realistischere Szenario ist nämlich die großräumige Umstellung der Wetterlage. In diesem Winter blockierte bis jetzt ein massiver Hochdruckkeil über dem Ostatlantik die Entwicklung der Westwinddrift, die eine wärmere und feuchtere Witterung für Mitteleuropa bedeuten würde.
Paradebeispiel eines blockierenden Hochs über den britischen Inseln. Das Azoren-Tief zieht weiter Richtung Mittelmeer während Mitteleruopa in der arktischen Kaltluft bleibt (15.Dezember 2010 00UTC). |
Ein blockierendes Hoch ist kein abnormaler Fall sondern ein Beispiel für die negative Anomalie des Northern Oscillation Index (NAO). Island-Tief und ein Azoren-Hoch sind schwächer ausgeprägt (negativer Index), das bedeutet tendentiell kälteres und oft trockenere Verhältnisse in Mitteleuropa, eine unterdurchschnittlich kalte Witterung in Skandinavien, wärme Temperaturen in Grönland und durch die nach Süden verschobene Frontalzone eine feuchte Witterungsphase im Mittelmeer.
Diese Wetterlage wurde mit einer anhaltenden(föhnigen) Südwesströmung seit dem 05.01. abgelöst. Das Muster kippt jedoch nicht wieder zurück, wie das im Dezember der Fall war.
Strömungs-Entwicklung bis zum Donnerstag: Das Island-Tief schaufelt feuchtwarme Atlantikluft nach Europa - die kalte Luft wird nach Skaninavien abgedrängt. |
Das NCEP hat die Umstellung erfasst und berechnet somit nicht wie in den Läufen, die auf den älteren Werten basieren (untere Abbildung: oberste zwei Reihen), einen zu kalten und trockenen Jänner sondern einen feuchten und mittel temperierten Jänner im Alpenraum. Das mag am 10. eines Monats keine gewagte Prognose mehr sein, allerdings deutet sie eben zwei Dinge an:
*) Erhaltung der Westwinddrift
*) kein Rückfall in die "Blocking-High-over-Low"-Lage vom Dezember.
Monatsvorhersagen des NCEP für Europa |
Land unter!
Kurzfristig bedeutet diese Wetterlage Tauwetter und eine rasche Abfolge von Tiefdruckdurchzügen. Praktisch im 24-Stunden-Takt werden Atlantik-Tiefs über (Mittel-)Europa hinwegziehen und neben "wechselhaftem" Wetter immer wieder etwas Regen bringen. Die Lage in den Hochwassergebieten (Main, Mosel bald Rhein und Donau) entspannt sich nicht. Besonderer Augenmerk liegt nun auf dem Tiefdruckgebiet, das den Alpenraum Mittwochnacht erfasst und auch für Österreich interessant wird.
Eisbedeckung und Schneehöhe |
96h - Gesamtniederschlag GFS - Schneefallgrenze um die 1500 - 2000 m |
Auch das ECMWF sieht es so: 96h Gesamtniederschlag bei einer SFG zw. 1500 - 2000 m |
Beide Modelle rechnen vor allem für den Bereich der Nordalpen (Salzkammergut) bis zum Bayerischen Wald und hinauf bis zum Fichtelgebirge mit 40 bis 60 mm - bei diesen Temperaturen (+5 Grad in 1500 m) in Form von Regen. Vor allem den kleineren Donauzuflüssen (Steyr, Enns, ...) droht somit zum Wochenende hin an Ansteigen der Pegel und somit eine leichte Hochwassergefahr.
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Quellenangaben:
Stationsverlauf Pitztaler Gletscher (1): lawine.tirol.gv.at
Webcambilder Krimmler Alm (2) und Arlberghospiz (3): bergfex.at
diverse Wetterkarten (4, 5, 7, 8): wetterzentrale.de GFS (NCEP); 96h Niederschlag ECMWF (9): bergfex.at
Saisonvorhersagen NCEP (6): http://www.cpc.ncep.noaa.gov, modifiziert von alpen.wetter