Direkt zum Hauptbereich

Ausgeglichene Klimabilanz ?!

Satellitenbild Nordhemisphäre / Atlantik: Sonntag, 23.01. 1815 UTC

Diese Konstellation an H's und T's kennen wird doch! Seit der großräumigen Umstellung vor vier Tagen von der milden Westströmung auf eine deutliche kühlere Nord -Nordwestwetterlage wandern die Tiefs wieder um den breiten Hochdruckkeil über dem Ostatlantik herum und entladen sich bevorzugt an der Alpennordseite (ähnlich wie Anfang-Mitte Dezember). Ebenfalls zu sehen auf diesem Satellitenbildausschnitt ist übrigens der extrem Kaltluftvorstoß über den USA, der für Tiefstwerte unter - 40 Grad gesorgt hat (-43 Grad um genau zu sein: International Falls in Minnesota).


Nahe der kanadischen Grenze gelegen: der Kühlschrank der USA ...


A too small country ...
Österreich mag ein schmales, kleines Land sein (mit knapp 570 km maximaler horizontaler Ausdehnung), aber wettertechnisch ist es auch in den kommenden Stunden und Tagen zwei- wenn nicht sogar dreigeteilt. Das Westdrittel bleibt unter abziehendem Hochdruckeinfluss überwiegend trocken und vor allem in der kommenden Nacht BITTERKALT. Die historischen  Rekordwerte bewegen sich zwischen -20 und -25 Grad und liegen somit auch heute Nacht außer Reichweite.

Aktuelle Werte (23 MEZ):
Ehrwald: -16 Grad
Bichlbach: -15 Grad
Seefeld: -15 Grad
Schoppernau: -14 Grad

Auch im Süden bleibt es (dank Leeeffekt) meist trocken und zeitweise sonnig. Mit nennenswertem Neuschnee ist hier wohl erst am kommenden Wochenende zu rechnen.

Vom Tiroler Unterland entlang dem Alpenhauptkamm bis zum Wienerwald hingegen schneit es bis Dienstag früh häufig und stellenweise auch kräftig. Schwerpunkte liegen bei zunehmendem Nordweststau im Salzkammergut, dem Tennengau und der Eisenwurzen.

Balsam auf die milden Wunden?

Die aktuellen kalten (und absolut der Jahreszeit entsprechenenden) Temperaturen gleichen die bisherige Milde im Monat Jänner nur marginal aus.
Abweichung der Jännertemperatur (01.-23.2011) vom langjährigen Mittel
Verbreitet liegen die Tagesmitteltemperaturen an den bisherigen 23 Tagen um 2 bis 3 Grad über dem 30jährigen Mittel (1961-1990). Und der Blick auf die Karte zeigt: Verbreitet heißt, dass es vom Rheintal (Feldkich + 2,4 Grad), über das Inntal (Jenbach +2,6 Grad)  bis ins steirische Hügelland (Bad Radkersburg: +2,8 Grad), sowie im Alpenvorland von Salzburg bis St. Pölten und bis ins Weinviertel hinauf deutlich zu warm war. Einzig in den inneralpinen Kaltluftseen entsprechen die Temperaturen "in etwa" dem Mittel (mehr oder weniger 0,5 Grad Abweichung).

Anders die Situation beim Niederschlag (ohne Abbildung): das deutliches Plus von 25 - 40 % von der Salzach bis zur Ybbs ist die Folge der anhaltenden Nord(west)staulage und dem dramatischen Warmfrontereignis der vergangenen Woche. Genau hier wird auch in den kommenden 48 h das Gros des Schneefalls niedergehen.
Während also der bewölktem Alpennordrand zu schattig war (verbreitet nur 60 % des mittleren Sonnenscheindauer) zeigte sich vor allem im Westen (Feldkirch +30%) und im äußersten Norden (Weitra: +40 %) die Sonne häufiger. Als sonnigste Regionen kristallisieren sich bis jetzt das steirische Hügelland südlich der Mür-Murz-Furch heraus (100 - 110% vom Soll) und die höheren Lagen in Kärnten (Friesach in den Gurktalern mit knapp +20 %).


Gitterpunkt Wien - GFS-run: Sun 18z
Die kommenden Tage werden aufgrund der unveränderten Wetterlage wenig bis kaum an dieser ersten Zwischenbilanz ändern: das Jahr 2011 beginnt mit Sicherheit verbreitet zu warm, im Norden zu feucht, im Westen zu trocken. Die derzeitigen unterdurchschnittlichen Temperaturen, so deutet es auch das GFS mit allen Ensembels an, bleiben uns aus heutiger Sicht allerdings bis zur ersten Februarwoche erhalten.

--------------------------
Quellenangaben:
Satellitenbild Atlantik (1): http://aviationweather.gov/obs/sat/intl/ - adaptiert von alpen.wetter
Überblick + Stationsdaten International Falls (2): google.maps 01/2011 + UBIMET
Temperaturbilanz (3): Klimadatenbank UBIMET
Gitterpunkt Wien (4): GFS  18z (wetterzentrale.de)

Beliebte Posts aus diesem Blog

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlagebericht

Bodennebel in Innshruck

Bodennebel in Innsbruck ist sehr sehr selten. Bei der Nebelbildung geht es immer darum die bestehende Luftmasse soweit abzukühlen, dass sie den Taupunkt erreicht und kondensiert. Das passiert täglich hundertmal: allerdings in der Atmosphäre als Wolken. Dort reichen Aufwinde (beispielsweise an Berghängen) um Wolken zu bilden. Im Tal entsthet Nebel meist in der Nacht, wenn die dortige Luftmasse über Nacht abgekühlt wurde. Bei sternklarer Nacht und starker Auskühlung doch das beste Rezept, oder? Meist weht in sternklaren Nächten jedoch der Talauswind, der jegliche Nebelbildung unterbindet. Grund für den Talauswind sind Druckunterschiede zwischen Tal und Vorland aufgrund unterschiedlich temperierter Luftmassen. Das heißt nur wenn die Luftmassen im Tal und Vorland ausgeglichen sind, die Druckverteilung also flach ist, weht schwacher Wind im Tal. Und das passierte heute Nacht: Die Hänge sind schneebedeckt, und durch die Schneeschmelze ist die Talatmosphäre feucht. Dazu ist der Himmel aufgelo

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?