Direkt zum Hauptbereich

Rotorföhn

Es ist zwar schon ein paar Tage her ... Dennoch möchte ich dieses HimmelsFÖHNomen näher erläutern. Es war am letzten föhnigen Tag, vergangenen Montag (15.11.).
Direkt über dem Inntal konnte man diese Wolke erkennen, die sich praktisch nicht von der Stelle bewegte.


Südlich der Stadt konnte man die Föhnmauer (die Serles steckte bereits in Wolken) erkennen.


Während nach Osten hin der Himmel aufgelockert war! In der Mitte des Inntals "schwebte" immer noch die Rotorwolke. Durch die Föhnanströmunghat sich eine "stehende Welle" gebildet, die an der Ostsfestigkeit der Rotoswolke zu erkennen ist.


Die Daten des IMGI zeigen den Föhnverlauf am 14. und 15. November.Jeweils um 10 UTC schwenkte der Wind von West auf Süd, einhergehend mit der deutlichen Erwärmung durch den Föhndurchbruch (Böen bis zu 80 km/h).



Die Windgeschwindigkeit am Sattelberg verläuft gleichmäßiger mit Windspitzen bis zu 28 m/s (100 km/h)

Die Luft erwärmte sich von Sonntag auf Montag auch am Brennereinschnitt sukzessive, ein Grund warum es auch in Innsbruck am Montag noch etwas wärmer wurde. Allerdings steckte der Gipfel an beiden Tagen in Wolken (100 % RF).

Weitere Böen relevanter Stationen:
Sonntag:
Patscherkofel 108
Zugspitze 100
Brand 94
Rudolfshütte 86
Sonnblick 83

Montag:
Patscherkofel 119 
Rudolfshütte 112
Tauertunnel-Nord 108
Sonnblick 104
Innsbruck-Flughafen 86
Zugspitze 83

Weitere Infos zum Rotor:
Rotorwolken sind im Prinzip sichtbare Leewelllen. 
Der Wind strömt auf ein Hindernis (Gebirgskette, Berg) und induziert eine Schwingung (A), gefolgt von Leewellen.Durch die Dämpfung wird die Amplitude der folgenden Wellen immer geringer und an deren Scheitelpunkte (B) bilden sich (oft, aber nicht immer) Altocumuli lenticularis.
Tiefer (vertikal gesehen) entstehen Rotorwolken (cumulus fractus).
Die Folgen der Leewellen sind Turbulenzen in der Luft (Auf- und Abwinde), die vor allem den Flugzeugen zu schaffen machen.

Schema der Leewellen (c) wikipedia


Die Topographie rund um Innsbruck erlaubt, dass die Föhnluft aus dem Wipptal heraus an die Nordkette prallt und nach oben und unten abgelenkt wird. Dadurch entsteht an der der Nordkette selbst oft Konvektion (Aufsteigen) und über dem Inntal (teilweise durch den wieder stromaufwärts gerichteten Ast) eine Rotorwolke.

Deshalb sind die Lande- und Startverfahren der Flieger von/nach Innsbruck auch meistens speziell ...

Von oben (Satellitenbild) sehen die Leewolken übrigens wie Rippen aus, die sich über die Bergkämme legen:




Rotoren weltweit
In den USA führte das Auftreten des Rotors, der mit starlen Turbulenzen in der Luft verbunden ist, auch zu Flugzeugabstürzen. Vor allem im Owens Valley in Kalifornien ist dieses Phänomen zu beobachten. Vor Jahren wurde dort das Terrain-Induced-Rotor-Experiment (TREX) ins Leben gerufen, das diesem Phänomen u.a. mittels LIDAR-Messung auf den Grund geht.

Sierra Nevada Photo by Robert Symons (March 5, 1950), Foto entnommen von http://mwp.flightplanner.info/
Auf dem Foto sieht man die Sierra Nevada von einer Höhe von knapp 10000 m. Mit abgestelltem Motor gelangten die Piloten damals in diesen Höhe und schossen dieseseindrucksvolle Foto. Der kräftige Westwind (15 m/s in 3000 m) sorgte für Sandstürme und einen hydraulischen Sprung.

Auch das Institut für Meteorologie in Innsbruck war am TREX - Projekt beteiligt und führte Messungen durch (Projekt A-Trex).

Weitere Infos:http://imgi.uibk.ac.at/dynamics/atrex

http://www.inyokernairport.com/soaring_at_iyk/soaring_at_iyk.html

----------------------
Quellen:
Fotos: alpen-wetter / Clemens Teutsch
Wetterdaten: IMGI
Satellitenbild: sat24.com - Archiv
Leewellen: wikipedia-Artikel http://en.wikipedia.org/wiki/Rotor_(meteorology) als Vol_d'onde.svg‎/ Author Dake
Rotor-Wolke Sierra Nevada: http://mwp.flightplanner.info/

Beliebte Posts aus diesem Blog

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlagebericht

Bodennebel in Innshruck

Bodennebel in Innsbruck ist sehr sehr selten. Bei der Nebelbildung geht es immer darum die bestehende Luftmasse soweit abzukühlen, dass sie den Taupunkt erreicht und kondensiert. Das passiert täglich hundertmal: allerdings in der Atmosphäre als Wolken. Dort reichen Aufwinde (beispielsweise an Berghängen) um Wolken zu bilden. Im Tal entsthet Nebel meist in der Nacht, wenn die dortige Luftmasse über Nacht abgekühlt wurde. Bei sternklarer Nacht und starker Auskühlung doch das beste Rezept, oder? Meist weht in sternklaren Nächten jedoch der Talauswind, der jegliche Nebelbildung unterbindet. Grund für den Talauswind sind Druckunterschiede zwischen Tal und Vorland aufgrund unterschiedlich temperierter Luftmassen. Das heißt nur wenn die Luftmassen im Tal und Vorland ausgeglichen sind, die Druckverteilung also flach ist, weht schwacher Wind im Tal. Und das passierte heute Nacht: Die Hänge sind schneebedeckt, und durch die Schneeschmelze ist die Talatmosphäre feucht. Dazu ist der Himmel aufgelo

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?