Direkt zum Hauptbereich

Hitze in Russland und die Folgen ...

Seit langem besteht dieses hartnäckige, inzwischen vielfach verdammte Hochdruckgebiet über Russland, länger noch als sich über Mitteleuropa die Hochdruckbrücke mit anhaltender Südwestströmung etablierte (wer erinnert sich noch an die 35 Grad?). Dann 'schnürte' sich das Russlandhoch ab und Mitteleuropa kam in ein West- bis Nordwestwetterlage.
Mit dem Hochdruckgebiet gehen hohe Temperaturen (laufend wurden Temperaturrekorde geknackt) sowie extreme Dürre einher. Bis auf wenige Schauer oder Gewitter hat es in der Umgebung von Moskau seit Wochen keinen nennenswerten Niederschlag gegeben (Abb. 2). Die Folgen sind leider bekannt ...

Abb. 1: Moskau im Rauch (entnommen von orf.at, (c) Reuters/Sergei Karpukhin)


Laut Aussagen der
russischen Kollegen gab es "eine solche Hitze und Trockenheit seit 130 Tagen nicht mehr" (Quelle orf.at).
Klimatologisch betrachtet handelt es sich hier natürlich um ein sehr seltenes Ereignis, immerhin liegen die Mittelwerte von Moskau derzeit ca. 10 Grad über dem langjährigen Mittel. Der "Jahrhundertsommer 2003" beispielsweise brachte für Deutschland einen um "4,2 Grad zu warmen August, in Teilen Frankreichs auch eine weitaus größere Abweichung " (Quelle wikipedia).

Bei Betrachtung der (Höchst-)Temperaturen der letzten 8 Wochen (Abb.2) sieht man eine Kurve, die man sich allenfalls für das Wirtschaftswachstum des eigenen Landes wünscht: sukzessive steigen die Werte in Richtung 40-Grad-Marke an.
Im Gegenzug blieb die relative Feuchte meist unter 65 % - an manchen Tagen lag die mittlere relative Feuchte sogar unter 40 % und stieg nur dank der Gewitteraktivität vorübergehend an.

Abb. 2: Tageshöchstwerte, Niederschlag und
relative Feuchte seit 8 Wochen in Moskau (c) wetteronline.de


Weitere Entwicklung


Derzeit blockiert das stabile Hoch sämtliche Frontvorstöße nach Osten und es deutet sich aus heutiger Sicht auch keine wesentliche Änderung für die nächsten Tage an. Erst in einer Woche rechnen die Modelle mit einem leichten Abbau des Hochdruckkeils über Rußland und somit ein Vordringen der Frontalzone nach Osten.

Klimawandel?
Auch bei diesem Ereignis stellt sich wohl vielen die Frage: haben die steigenden Temperaturen und die weltweite Veränderung des Klimas etwas mit der Hitzeperiode in Russland zu tun?

Häufung von extremen Wetterereignissen (rascher Wechsel der Jahreszeiten, Rekordwinter in Deutschland 2009/10, Schneefall auf den britischen Inseln 2010, Hitzeperiode in Rußland, Rückgang der Gletscher, ...): ja. Zusammenhang mit dem Klimawandel: nicht eindeutig.

Es gibt Studien, die die Häufung von Extremwettereignissen mit dem Klima in Zusammenhang bringen. Aber hat man vor 50 Jahren oder früher das Wetter so unter die Lupe genommen wie heute? Spielen die Medien inzwischen eine entscheidende Rolle bei der Bewusstseinsbildung und veröffentlichen Tag für Tage extremere Ereignisse, die vielleicht gar keine sind?

Eines scheint sicher: der Mensch muss sich womöglich an eine höhere Variabilität des Klimas anpassen. Und auf jeden Fall auf eine Reihe an Überflutungen: die der Printmedien und deren Schlagzeilen.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie wird der kommende Winter?

Morgenstimmung am Großen Asitz (Salzburgerland) am 21. Oktober 2016 - Quelle: foto-webcam.eu Die Berggipfel hüllen sich bereits das ein um das andere Mal in winterliches Weiß und die nächste Ladung Neuschnee ist eigentlich schon unterwegs. Wir schreiben zwar erst Mitte Oktober und damit befinden wir uns eigentlich im Herbst - doch einzig die spannende Frage nach dem kommenden Winter beschäftigt uns. Wann kommt der erste RICHTIGE Schnee? Wieviel schneit's heuer? Wird es ein guter Winter (aus Sicht der Schneeliebhaber)? Diese Fragen lassen sich natürlich nicht ganz so einfach beantworten, denn wenn es einfach wäre, wäre es nicht Meteorologie. Geht es nach dem Handel, kommt der Winter ohnehin bald (Stichwort: Weihnachtsdekoration). Auch der Tourismus scharrt schon in den Startlöchern, an diesem Wochenende geht das traditionelle Saisonopening des Alpinen Skiweltcups in Sölden über die Bühne. Offizieller Winterbeginn ist für uns Meteorologen traditionell der 1. Dezember und b

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlagebericht

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?