Gesichert gilt: eine anhaltende und festgefahrene Wetterlage wie jetzt, in der aus Nordwesten immer wieder Frontensysteme über uns hinwegrauschen ist zwar selten, aber es gab sie dann doch immer wieder in den letzten Jahren. Solche stationäre Wetterlagen (Meteorologen sprechen auch von Blocking-Lagen) sind zwangsläufig mit Extremen verbunden, denn nicht-stationäre Wetterlagen sind eher die Normalität (Stichwort: das Wetter in Europa ändert sich im Schnitt alle 4 Tage). Im vergangenen Sommer waren es blockierende Hochs, anhaltende Hitze und Trockenheit - und somit das andere Extrem zur jetztigen Wetterlage.
Welche Rekorde gibt es bereits?
Mit Termini wie "noch nie dawesen" muss man vorsichtig haushalten, besonders wenn es um Schneehöhen geht. Schnee ist wohl eine der am schwierigsten zu messenden Größe in der Meteorologie. Die Schneedecke ist - besonders bei starkem Wind - sehr inhomogen. An einer Stelle ist sie 50 cm dick, an einer anderen bereits 150 cm. Daher fusste die ursprüngliche Vorgabe bei Klimabeobachtungen, die täglich am Morgen durchzuführen war, auf eine Mittellung von vier oder fünf Schneehöhen in der Nähe der Beobachtungsstelle. Das Voranschreiten der automatisierten Messung sowie das Aussterben der Klimabeobachtungen sorgen somit für ein zusätzliches Problem. Es kann zwar zehn-minütlich gemessen werden, aber die Messung findet nur mehr an einem Standort statt. Ungeprüfte Messwerte gelangen somit zwar unmittelbar in ein Online-Portal, sind allerdings auch fehlerbehaftet.Umso wertvoller sind also manuelle Messungen von Schnee, die aber leider nur selten durchgeführt werden. Auf der Seegrube hoch über Innsbruck wird von der Lawinenkommission aber noch täglich die Schneehöhe erhoben, seit 1973. Diese 45-jährige Messreihe ist sehr wertvoll, möchte man die jüngere (Schnee-)Klimatologie beschreiben. Und in diesen 45 Jahren gab es in einem Jänner noch nie mehr Schnee als heuer, der absolute Rekord wurde mit 540 cm in einem März registriert.
Die ZAMG schreibt heute in einer Aussendung: "[...] Betrachtet man die Neuschneesumme der letzten Tage (Summe der täglichen Neuschneemenge), haben einige Regionen bereits sehr extreme Werte erreicht. So sind zum Beispiel in Hochfilzen innerhalb der letzten zehn Tage [Anm.:31.12.2018 7 MEZ-10.01.2018 7 MEZ] 311 Zentimeter Neuschnee zusammengekommen, in Bad Mitterndorf rund 280 cm, in Seefeld 208 cm, in der Ramsau am Dachstein und in Lofer rund 170 cm." Es ist jedoch nicht von einem Vergleich zum Klimamittel die Rede, noch von Rekorden für diesen Zeitraum.
Ein Rekord wurde am 11.01.2019 in Reutte gebrochen. 116 cm bedeuten in der Außerferner-Metropole einen neuen Rekord für den Monat Jänner. Und das im ersten Drittel!
Für das Tiroler Außerfern sind derart hohe Schneemengen hingegen ungewöhnlich: Jänner-Rekord in Reutte - und das bei schon sehr langer Messreihe (seit 1936). #Schneeliebe pic.twitter.com/bOuzb4FinL— wetterblog.at (@wetterblogAT) 11. Januar 2019
Aktuelle Schneehöhen (10.01.2019)
Die von der ZAMG analysierte Schneehöhe für heute, 10.01.2019 22:00. Zwischen dem Arlberg und der Hochkar-/Ötscherregion liegen häufig 3 bis 4 m (violett). Quelle: ZAMG |
Die größten, lt ZAMG je gemessenen Schneehöhen in Österreich (Quelle: ZAMG, Stand: 17.01.2013) |
Der Süden schaut durch die Finger
Man hat es in der oberen Abbildung schon gesehen, während sich an der Alpennordseite die feuchte Lufte staut, kommt im Süden nix an. Je weiter man in den Süden kommt, desto stärker ist der Nordföhneinfluss. So überrascht es nicht, dass die relativ wärmsten Regionen in Österreich in Oberkärnten liegen (Abweichung vom Mittel +4,5 bis +5,3 Grad).Abweichung der Monatsmittelwerte vom Mittel für das erste Monatsdrittel. Trotz Schneefall war es auch in den alpinen Tallagen in den ersten Tagen des Jahrs 2019 im Verhältnis zu warm (Quelle: ZAMG) |
Klassischer Nordstau mit teilweise über 350 mm in 9 Tagen (Karwendel, Wilder Kaiser, Tennen- bis Totes Gebirge), im Süden gab es hingegen verbreitet 0 mm (Quelle: ZAMG) |