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Schneefresser Föhn

Er hat wieder zugeschlagen. Auch wenn er heute nur kurz durchgebrochen ist ... Die ohnehin schon rudimentäre Schneedecke wurde in den letzten 4 Tagen durch anhaltend positive Temperaturen (auch nachts) weiter dezimiert.
Bilanz der letzten Tage:
Sonntag: Orkanartiger Föhn im Gebirge: PAK mit 130 km/h, Uni mit 90 km/h und am Flughafen immerhin knapp 70 km/h - Schneeverwehungen - Straßensperre wegen Unfall zwischen Sistrans und Innsbruck
Montag: am Vormittag noch Föhn (120 km/h am PAK), schwächt sich ab. Noch Schneeverwehungen - Stubaitalbahnstrecke für 4h gesperrt
Dienstag: Starker Föhn macht sich wieder bemerkbar (137 km/h) - er bricht nicht ins Tal durch, aber in der Nacht auf Mittwoch bleiben die Temperaturen dank vorföhnigem West (40km/h) positiv.
Mittwoch: keine Schneeverwehungen mehr, da kein Schnee mehr vorhanden! PAK: 133, Uni 50 km/h


 Bildergalerie - Schneeschmelze im Inntal:

Sonntag - 14:15

Montag - 14:15
Dienstag - 14:15


Mittwoch - 14:15
 Interessantes Detail: Adleraugen erkennen im Bereich des Flughafens Schnee, im Mittelgebirge sowie von der Stadtmitte flussabwärts keinen mehr ...

Die Uni-Innsbruck teilte sich übrigens heute gemeinsam mit Brand den ersten Platz als Hot Spot in Österreich mit 13,1 Grad. Möglich machte dies die starke und wärmer werdende Föhnströmung in der Höhe (siehe SAB).























Damit liegt man vom Dezember-Rekord von Innsbruck (19,0 am 07.12.1953) noch um einige Grad daneben - das tröstet dennoch nicht über die schmelzende Tatsache hinweg, dass das Weihnachtstauwetter eingesetzt hat ...


Apropos Weihnachten ...


2009 (rot) verlief im Gegensatz zu 2010 bereits Ende November deutlich zu warm. Danach folgte eine praktische idente Kurve: am 6.12. kreuzen beide Kurven das Mittel -  bis zum 11./12. Dezember ist es bis zu 5 Grad wärmer mit anschließender gleichverlaufender Kälteperiode (2009: bis 20., 2010 bis 17.) Doch ändert es sich: die braune 2010er Kurve geht 3 Tage früher nach oben und überschreitet am 21. das Mittel. Der 24. wird zwar heuer auch über dem Mittel liegen, aber der krasswarme Föhnabend (14 Grad um 20 Uhr) von letztem Jahr bleibt uns erspart (siehe Blogeintrag vom letzten Jahr)...
Interessantes Detail: das Weihnachtstauwetter macht sich auch in der 30-jährigen Temperaturkurve bemerkbar: um den 17. herum wird es fast um 1 Grad (das ist jetzt aber geschätzt !) wärmer. Klimaveränderung zum Trotz: alte Muster (immerhin eine Statistik von 1961-1990) wie das Drehen der Strömung von Nord auf Süd (als Hauptauslöser für steigende Temperaturen um den 24. herum) bleiben uns auch 2010 erhalten.

Kurze Bilanz Niederschlag: 

2010 war deutlich trockener als das langjährige Mittel - knapp 100 mm fehlen auf eine ausgeglichene Bilanz in Innsbruck.

Im Vergleich zu der Sahelzone Inntal war Bregenz eine waterworld. Dass es dort exponierter und daher feuchter ist, ist keine Überraschung. Heuer fielen allerdings bis jetzt knapp 500 mm (!!!) mehr als im Mittel, also ein Plus von 25 %. Extremer war es nur im Nordosten Österreichs (nicht abgebildet): Langenlois beispielsweise war mit 160 % des durchschnittlichen Jahresniederschlags (710 statt 445 mm) am feuchtesten.


 Heuer ...


... siehts zwar auch nach warmen (3 - 4 Grad) Weihnachten im Raum Innsbruck aus - allerdings sorgt eine Warmfront für Niederschlag, zunächst Regen, später Schnee.

Die Hoffnung: der Regen sorgt am Hl. Abend für eine Anfeuchtung der Föhnschicht. Diese ist auch nach dem Zusammenbruch am Donnerstagabend wohl auch am Freitag vorhanden. Von Süden greift ein Italientief über und von Norden strömt kältere Luft ein. Je schneller desto eher Schnee.
Die Befürchtung: aus dem ersten Schub kommt nicht allzu viel an - die Luft ist noch zu trocken und der Niederschlags verdunstet ehe er am Boden ankommt. Da kommt es wieder einmal drauf an ob die kalte Luft schon im Inntal ist  (Rückgang um 8 Grad in der Höhe).
Problem: am 24 um 18 UTC ist es noch zu warm für Schnee (die letzten Läufe zeigen das an).
Aber: am 25. um 06 UTC ist es schon so kalt, dass die potentielle Schneefallgrenze schon auf 500 m liegt!

Man wird sehen ...

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Quellenangaben:
Klimabilanz: ZAMG - Seite
Stationsverläufe Innsbruck und Sattelberg: IMGI
Webcambilder: tirol.gv.at - entnommen von bildersammlung.ch

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