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Wonnemonat Mai

Auch wenn man hierzulande den Mai (nach dem römischen Gott für den Frühling und des Wachstums Iupiter Maius benannt) vielfach mit einem Wonnemonat in Verbindung zu bringen versucht: historisch und linguistisch betrachtet geht diese Bezeichnung auf eine anderes Wort zurück.
Karl der Große führte im 8. Jahrhundert den "winnemanot" ein (althochdeutsch für Weidemonat). Später im 16. Jahrhundert wurde daraus der "wunnimanot" (Wonnemond).

Klimatologisch und meteorologisch gesehen war auch der Mai 2010 nicht nur für die Tiere auf der Weide keine Wonne. Zu kalt. Zu viel Niederschlag. Zu wenig Sonne. Eine erste Analyse zeigt für Innsbruck: es war rund 1 °C zu kalt und es gab 20 bis 30 % über dem durchschnittlichen Niederschlag. Also keine Überraschung der objektiven Zahlen für die subjektiven Eindrücke.

An der Wetterstation Hafelekar (2270 m - LWD Tirol) - hoch über Innsbruck - sei nun kurz der Wetterverlauf im mittleren Inntal für den Mai erläutert.
Die 31 Tage des Mai wurden grob in 3 Zonen eingeteilt:
  • überwiegend Südwind an der Station (gelb)
  • überwiegend Nord (blau) und
  • drehender Wind (grün).
Zusätzlich zu den Winddaten vom Gipfel sind noch Stationsdaten von der Seegrube (1930 m) relevant (Schnee und Temperatur, ebenfalls LWD Tirol) und die Niederschlagsdaten vom Flughafen Innsbruck (entnommen von wetteronline.de).

Das Erste Drittel des Mai (A) wird von Südanströmung dominiert. Zu den Föhntagen (z.B 02. und 11. Mai) gesellen sich auch Gewittertage (05. und 13. Mai). Die Temperaturen liegen in etwa im Klimamittel. Vom 13. bis zum 20. Mai (B) kann man wirklich von einem Kaltlufteinbruch sprechen. Bei durchwegs Wind aus nördlichen Richtungen wächst die Schneedecke auf der Seegrube auf 50 cm an (weißes Rechteck) und hielt sich auch einige Tage. Die Temperaturen sinken in den Keller (Tmin am 19.05.: +3°C). Auch über Pfingsten hinaus (C) registriert die Station an der Nordkette Wind aus Nord. Ein Zwischenhoch über die Feiertage sorgte jedoch für die 'angenehmsten' Tage im Mai. Der wärmste Tag war der 25. Mai bei Westföhn (über 30 °C an der Uni ). Einen Tag später wanderten mit Drehung der Höhenströmung (Herannahen des Troges) wieder mehr Schauer- und Gewitterzellen aus Südwest heran.
Die letzte Kaltfront brachte auf den Bergen (Schneefallgrenze etwa 1500 m) wieder Neuschnee (Verwall- und Samnaungruppe sowie Zillertaler Alpen 10 cm -- Quelle: LWD Tirol; Weißfluhjoch/Davos 28 cm -- Quelle: SLF).


Ergänzung : Detaillierte Statistik Innsbruck - Flughafen

Abb. 2: Extremwerte der Temperatur - Mai 2010 (c) alpen-wetter

Im Mittel lagen die Temperaturen mit 13,1 °C nur knapp unter dem lang- jährigen Schnitt (Mai 1961-1990: 13,4 °C). Doch der Schein trügt etwas. Die gemittelten Maxima liegen bei 17, 7 °C und daher deutlich unter dem Klimamittel (20,3 °C). Ausgeglichen werden sie durch die höheren Minima 8,5 °C im Mai 2010 (7,8 °C). Zudem konnten nur 2 Sommertage (Tmax > 25 °C) gemessen werden (5,5) und kein Tropentag (Tmax > 30 °C - 0,2 im Mittel). Wie kalt es zeitweise war verdeutlicht auch die die Anzahl der Heiztage (Mitteltemperatur unter 12 °C): im Mai gab es deren 13 anstatt der üblichen 7,9.

Die Untersuchung des Niederschlags und der Sonnenscheindauer untermauert die Daten der Temperaturanalyse. Mit 108,6 mm fielen in Innsbruck-Flughafen 25 % mehr als in den Jahren 1961 bis 1990 (87 mm). Es regnete an 25 Tage zumindest 0,1 mm. Klimatologisch relevant sind Tage mit Niederschlägen mit mehr als 1 mm: davon gab es 19 Tage und damit mehr als eine Woche mehr als im Klimamittel (10,7). Starkniederschlagsereignisse (Größenordnung 30 bis 50 mm) blieben in Innsbruck aus. 15,4 mm fielen am 14. Mai. Insgesamt gab es 4 Tage mit mindestens 10 mm Regen (2,7).

Die Sonne schien mit 129 Stunden ein Drittel weniger als im Durchschnitt (193 h). An einem Tag (15. Mai) kam sie gar nicht zum Vorschein (3,4) und an 12 Tagen gab es in Innsbruck mehr als 5 Stunden Sonne (18 Tage im Mittel).

Abb. 3: Niederschlag und Sonnen-scheindauer am Innsbrucker Flughafen (Mai 2010) - (c) alpen-wetter


Fazit:
Eine Vielzahl an Tiefdruckgebieten (zunächst Süd, dann mehr aus Nord) sorgten für einen überdurchschnittlichen feuchten und bedeckten Monat. Die Mitteltemperatur lag zwar nur knapp unter dem langjährigen Mittel, aber die hat (wieder einmal) nur wenig Aussagekraft. Entscheidend waren in diesem Monat die hohe Bedeckung (=wneig Sonne), die zwar einerseits für höhere Minima gesorgt hat (kaum Ausstrahlung), aber eben auch kein starke Einstrahlung zugelassen hat. Die meisten Sonnenstunden gab es rund um Pfingsten als ein Hochdruckgebiet für kurze Zeit seine Wirkung zeigte.

Datengrundlage
Verwendet wurden Temperatur - Maxima (06 - 18 UTC) und Temperaturminima (18 - 06 UTC), welche auch für die Berechung der Mitteltemperatur herangezogen wurden. Der Niederschlag ist auf den Tag bezogen (00 - 00 UTC), die Sonnenscheindauer logischerweise auch. Vergleichen wurden die von der ZAMG Innsbruck am Flughafen gemessenen Werte mit dem Klimadatenarchiv 1961 - 1990 der ZAMG. Einzig für die Sonnenscheindauer gibt es keine langjährige Statisitik am Flughafen, hierfür wurden die Daten der Uni-Innsbruck als Referenz verwendet. Für die Archivierung der Daten danke ich der ubimet.

weitere Links
  • Das Mai-Klima Deutschlands haben die Kollegen von wetter24.de (MC-Wetter) zusammengefasst.
  • Der deutsche staatliche Wetterdienst DWD hat bereits eine Pressemitteilung (pdf) herausgegeben.
  • Die Südtiroler Meteorologen veröffentlichen hier den Klimareport für den Mai 2010.
  • Die ubimet hat hier eine Presseaussendung veröffentlicht.
  • Die Klimatologen der ZAMG werden auf ihrer Webseite im Laufe der Woche den Klimabericht für Österreich online stellen. Die erste Pressemitteilung wurde bereits am 28.05. herausgegeben.
  • Zu viel Niederschlag, zu wenig Sonne: so war es auch in der Schweiz.

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