Abb. 1: Bis in eine Höhe von 11 km wurden Staub, Asche und Wasserdampf geschossen (Quelle AP entnommen von n-tv.de)
Er hatte sich schon angekündigt. Bereits gegen Ende März gab es am Vulkan Eyjafjallajökull auf Island die ersten Eruptionen. Es wurden damals auch schon Menschen evakuiert und die Flughäfen auf Island gesperrt (Quelle: wikipedia). Am 14. April brach im Gipfelkrater eine 2 km lange Spalte auf und neben Lava traten vor allem mehrere tausend Meter hohe Asche und Dampfwolken auf (Abb. 1).
Dieser Vulkanstaub gelangte innerhalb kürzester Zeit in Troposphäre und wurde von dort aus mit dem Wind in Richtung Europa gebracht. Zunächst waren Skandinavien und England betroffen (15.) und mit zunehmender Strömung auf Nordwest erreichten die Staubpartikel Mitteleuropa (16.). Allerdings schon in stark verdünnter Konzentration sodass die "Wolke" nicht wirklich sichtbar war. Vulkanasche ist vor allem für den Flugverkehr gefährlich, wie Zwischenfälle in den Jahren 1982 und 1989 beweisen (siehe weiter unten). Seit 21 Jahren gab es jedoch keinen ähnlichen Fall. Es gibt daher wenig bis keine Erfahrungswerte und auch keinen kritischen Grenzwert (Quelle: NZZ) . Jedoch gibt es eine Behörde sowie einen Notfallplan.
Die Warnzentren für Vulkanasche
Die zivile Luftfahrtbehörde (ICAO) hat 1993 zusammen mit anderen Luftfahrtkonzernen neun Volcanic Ash Advisory Centers (VAAC) ins Leben gerufen (hier die Homepage) um das Auftreten von Vulkanasche in der Luft zu beobachten und Warnungen auszusprechen. In Europa sind für den nördlichen Teil das London-VAAC zuständig und für Resteuropa sowie Afrika das Toulouse VAAC. Eine enge Zusammenarbeit erfolgt hier mit dem britischen Wetterdienst MetOffice sowie dem französischen MeteoFrance. Die britische Behörde betreibt ein Dispersionsmodell, das die Ausbreitung der Partikel berechnet und aufgrund dieser Grundlage Warnkarten erstellt (Abb. 2).
Grund für die Installierung dieser Zentren waren zweifelsohne diese beiden Zwischenfälle:
- 24. Juni 1982: British Airways-Flug 9
- 15. Dezember 1989: KLM-Flug 867
Wie man auf den Karten in Abbildung unschwer erkennen kann, liegt die "Wolke" laut Berechnungen mitten über Europa und daher sind seit Freitag die meisten Flughäfen gesperrt. Erst heute Montag wurde der Flugraum in Österreich, Tschechien, Norwegen, Schweden und Finnland geöffnet.
Für die Fluglinien bedeutet das einen Verlust von 250 Millionen US-Dollar täglich, wie die Zürcher Zeitung heute berichtet (sogar Dollar pro Dollar pro Tag ...). Die Airlines kritisieren, dass die Sperren nur aufgrund von Computermodellen und ohne Messungen erichtet wurden. Mehrere Fluglinien unternahmen Testflüge (Sichtflug auf 10000 ft also 3300 m) bei denen "nichts ungewöhnliches" aufgefallen war.
Die letzte Meldung deutet jedoch auf die Gefählichkeit hin: ein Nato-Kampfjet vom Typ F-16 soll Schäden an einem Triebwerk bei einem Testflug erlitten haben (derstandard.at).
Meteorologische Messungen
Messwerte vom Jungfraujoch sowie dem Sonnblick - dort sogar leicht erhöht, wie die Presse berichtet - wurden an die VAAC weitergeleitet. Heute Nachmittag bzw. Abend soll die Falcon 20 des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt von einem Flug von München (DLR- Flughafen Oberpfaffenhofen ) nach Berlin neue Erkenntnisse über die Konzentration über Deutschland liefern. Ergebnisse sind dann für morgen Dienstag zu erwarten.
Die ETH - Zürich hat bereits Wetterballone steigen lassen und " in einer Höhe zwischen vier und fünf Kilometern einen besonders hohen Anteil an Vulkanaerosolen feststellen können" (Quelle: ETH).
Abb. 3: Die Ergebnisse der Wetterballonmessungen (17.04.2010) zeigen im Bereich zwischen 500-600 hPa (4000 bis 5500 m), eine erhöhte Aerosolkonzentration (blaue und rote Kurve). Quelle ETH
Abb.4: LIDAR - Messungen der ETH - Zürich Quelle: ETH
LIDAR - Messungen bei denen Laserstrahlen die Luft nach Partikeln abtasten (Aerosole) könen zeigen in welcher Höhe die Konzentration zunimmt. Abbildung 4 zeigt die ausgewerteten Daten der ETH-Zürich und die langsame Senkung der "Wolke" in der zweiten Nachthälfte des 17.04.2010.
Auch Bruno Neininger von der Firma metair (arbeitete mit dem IMGI an dem Projekt INNAP/INNOX 2005/06 mit) startete mit seinem Messflugzeug Dimona mehrere Untersuchungsflüge. "Messungen ergaben auch dort, dass sich die Aschewolke weiter gesenkt hatte " (Quelle: ETH).
Für besonders Interessierte hier noch Links zu Livebildern bzw Berichten des Isländischen Wetterdienstes.
Über dieses meteorologisch wie wirtschafltich spannende Thema wird auch bald wieder hier in diesem BLOG zu lesen sein.