Das Radar am Patscherkofel mit Gipfelkreuz auf 2.245 m (Foto: alpen.wetter am 11. Oktober 2011) |
Vorwort und kurze Erklärung
Die Niederschlagsmessung ist ein wesentlicher Teil in der Meteorologie. Begonnen hat man natürlich mit Niederschlagssammlern am Boden (Punktmessung in Millimeter bzw. Liter pro Quadratmeter). Über die Bedeutung von Niederschlagsmengen muss man regelmäßigen Lesern dieses Blogs aber nichts erzählen. Das Problem war, dass man immer erst nach einem Niederschlagsereignis das gesammelte Wasser im Messgerät gemessen und dann erst gewusst hat, wieviel es eigentlich geregnet hat. Und man war auch völlig im Unklaren was 1 km westlich der Messstation gefallen ist.Somit hat man sich die Eigenschaft von elektromagnetischen Impulsen zu Nutze gemacht (radio detection and ranging - RADAR). Mikrowellen werden ausgesandt und von Wassertropfen, Eiskristallen oder Hagel reflektiert. Die gemessene Radarreflektivität gibt Auskunft darüber wie groß die Niederschlagsintensität in einem größeren, flächendeckenden Radius ist. Dabei ist die Stärke der zurückgeworfenen Strahlung gleichbedeutend mit der Partikelgröße (Hagel/Eis größer Wasser größer Schnee).
Natürlich, inzwischen gibt es die 10-minütigen Daten von automatischen Wetterstationen, die die gefallene Niederschlagsmenge fast live liefern, für das Gesamtbild ist dennoch das Niederschlagsradar nicht mehr wegzudenken. Zudem liefern sogenannte Dopplerradare auch wertvolle Infos zur Windrichtung und geben Hinweise auf mögliche Tornados.
Probleme bei der Radarmessung im alpinen Gelände
Eines der größten Probleme bei der Messung von Niederschlag durch Radar tritt im komplexen Gelände auf. Kleinere Hügel stellen noch keine Herausforderung dar, wohl aber Berge, Gebirgsketten und tiefe Täler. Vom Alpenvorland aus mag man den Niederschlag am Rand der Alpen erkennen, über alle Vorgänge hinter den Bergen kann man nur mutmaßen. Dazu kommt, dass die gängigen Radarmessgeräte eine Reichweite von 250 km aufweisen, je weiter weg das Niederschlagsgebiet ist, desto größer die Fehler.Hilft also ein Niederschlagsradar IN den Alpen? Wie wir wissen gibt es nun am Patscherkofel ein solches Gerät. Es hat aber auch mit denselben Problemen zu kämpfen, alles hinter einem Berge wird nicht gemessen. Und der Radarstrahl misst auch nicht zu tief ins Tal hinunter, es gibt also einige "blinde" Regionen (Siehe Schema unten)
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Viele Fragezeichen: Schema der Radarmessung in den Alpen (Grafik: alpen.wetter) |
Am besten ist also eine Kombination aus mehreren Radarmessgeräten um die Fragezeichen zu minimieren. Dort wo sich die Strahlen überlappen können die Messungenauigkeiten ausgeglichen werden.
Status Quo Radarmessung Österreich
Anders als in Deutschland und der Schweiz, wo die staatlichen Wetterdienste für die Radaranlagen verantwortlich sind, betreibt diese in Österreich der Flugwetterwetterdienst Austro Control. Eigentlich ist es die Firma WIIS (weather image information system), die in Kooperation mit der TU Graz (Institut für Hochfrequenztechnik) die Radardaten vertreibt. Diese Daten sind somit nicht frei verfügbar und selbst Wetterdienste, die diese Radardaten kaufen, dürfen diese nicht zeigen. Weder live noch zeitversetzt.Das erste Niederschlagsradar in Österreich nahm im Jahr 1965 in Rauchenwarth beim Flughafen Wien-Schwechat seine Arbeit auf. Das Niederschlagsradarnetzwerk in Österreich umfasst inzwischen fünf Standorte (siehe Grafik unten) und somit ist eine vollständige Abdeckung des Staatsgebietes möglich (Reichweite 250 km). Seit 2001 beträgt die räumliche Auflösung 1x1x1 Kilometer und die zeitliche Auflösung 5 Minuten (das bedeutet, dass innerhalb von 5 Minuten ein gesamter Rundum-Volumenscan möglich). Das jüngste Radargerät steht seit Oktober 2007 auf der Valluga, im Grenzgebiet zwischen Tirol und Vorarlberg. Seit 2011 werden polarimetrische Radargeräte eingesetzt, das heißt man kann Aussagen über die Form der Partikel treffen (Regen, Schnee, Hagel).
Am nicht weit entfernten Weißfluhjoch (CH) steht seit Ende 2016 auch ein Radar (nicht in der Grafik dargestellt).
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Verteilung der Niederschlagsradare in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Quelle: wikipedia |
Frei verfügbare Radardaten
Zu guter Letzt die beste Nachricht. Bisher gab es einige Wetterseiten, die Niederschlagsradardaten angeboten haben. Jedoch alle mit dem Vermerk, dass es sich um modellierte Daten handelte. Wie gesagt, die (Live-)Daten der Radargeräte dürfen nicht veröffentlicht werden. Man konnte sich z.B. die Seiten von deutschen Anbietern ansehen und von Vorarlberg über Tirol, Salzburg bis ins Innviertel war einiges zu sehen. Jedoch immer mit dem Wissen im Hintergrund: die Daten stimmen nicht zu 100 % (aus oben erwähnten Gründen).
Nun, genau am Nationalfeiertag folgte die große Überraschung. Auf kachelmannwetter.com werden nun 5-minütige Radardaten von Österreich angeboten. Es gibt den Vermerk: "Es handelt sich bei diesem Radarprodukt um eine Prognose, die aus dem 5 Minuten vorher durchgeführten Radarscan abgeleitet wurde. Radarprognosen sind zwar immer mit Vorsicht zu genießen, da sich besonders Schauer und Gewitter rasch in ihrer Stärke verändern können, aber innerhalb von nur 5 Minuten ergibt sich trotzdem noch eine sehr gute Prognose. Diese kommt dem Radarscan 5 Minuten zuvor sehr nahe, sodass es nur selten geringe Abweichungen gibt. Bei flächigen Niederschlagsgebieten sind die Ergebnisse am besten."
Somit hat man wohl die rechtlichen Vorgaben sehr weit ausgedehnt und man wird sehen wie lange diese Darstellung möglich sein wird.
Es handelt sich aber mit Sicherheit um das beste frei verfügbare Radarprodukt auf dem Markt. Mit Live-Daten in HD, zeitlich hochaufgelöstem Archiv (5 Minuten !), Stormtracking und Flash-Flood Info (Überflutungsgefahr durch Starkregen).
Man erkennt schon auf dem ersten Blick (Grafik oben und unten) die Unterschiede ob man auf ein Radargerät zugreift (in Bayern), oder eben zwei oder drei. Durch die Überlappung der Radarmessungen steigt die Datenqualität besonders im alpinen Gelände deutlich. Über den "süßen Sponsor" muss man einfach hinwegsehen ;-)