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Der April mit zwei Gesichtern

Schneebedeckter Flieder am 28. April 2017 nach mehreren Stunden Dauerschneefall. Die Vegetation war im Schnitt 10 bis 15 Tage früher dran als sonst und bekam die zwei Kaltlufteinbrüche teuer zu stehen. Mehrere Millionen Euro sind an Ernteausfällen vor allem bei Obst (Äpfel, Wein, Marillen) zu beklagen (Foto: alpen.wetter)

Mit Pauken und Trompeten (=Sturm und Schneefall) hat sich der April verabschiedet. Nach dem zweitwärmsten März der Innsbrucker Messgeschichte (österreichweit sogar Platz 1) bleibt der April 2017 vielen Menschen wahrscheinlich recht kühl in Erinnerung. Immerhin gab es 4 Tage mit Schneefall und speziell die zweite Hälfte war auch vergleichsweise kalt mit Frostrekorden (siehe Grafik unten). Am 20. April wurden am Grazer und Innsbrucker Flughafen mit -5,5 °C bzw. -4,4 °C für die zweite Aprilhälfte neue Temperaturrekorde aufgestellt (Quelle: ZAMG).

Trotz recht wechselhaftem Wetter mit einem Auf und Ab der Temperaturen und viel Niederschlag (+50 %) war es sonniger als im langjährigen Vergleich (+15 %). Der gesamte Monatsniederschlag fiel im wesentlichen an 14 Tagen, besonders kalt war es am 19. und am 28. April (Quelle: Klimaspiegel für die Station Innsbruck Universität, ZAMG)

Trotz der Kälte reicht es bei weitem zu keinem Rekord. Mit einem Mittelwert von +9,3 Grad (Innsbruck-Universität) war der April 2017 zwar der kälteste April seit 2008 (Mittelwert: +9,0 Grad), aber nur um -0,3 Grad kälter als das Mittel 1981-2010. Es gab zudem in der jüngeren Klimageschichte noch deutlich kältere Aprilmonate, nämlich 1991, 1997 oder 2001 (siehe Grafik).
Witziges Detail: der April war nur um +0,5 Grad wärmer als der März (+8,8 Grad)...

Der tirolweit wärmste Tag im April 2017 war der 10. April mit 24,9 Grad in Lienz. Sommertag gab es im Jahr 2017 in Tirol noch keinen. Im Schnitt gibt es den ersten Sommertag Mitte April, letztes Jahr war er am 21. April.

An insgesamt 4 Tagen hat es in Innsbruck geschneit (18., 19., 20., 28.) und somit an so vielen Apriltagen wie seit 1980 nicht mehr. Damals waren es 6 Schneefalltage. Die ZAMG bilanziert am Ende mit 3 Schneedeckentagen (Maximum 6 cm am 20.4.) am Innsbrucker-Flughafen. Auch auf den Bergen hat es ebenfalls reichlich geschneit, auf der Seegrube im gesamten April in Summe ca. 120 cm.


Interaktive Grafik: Monatsmitteltemperaturen Innsbruck-Universität (Quelle: Stadt Innsbruck, ZAMG) - bei Mouseover erscheint das Jahr (oben) und der entsprechende Mittelwert (unten).

Der April im Allgemeinen

Die Mitteltemperatur im Monat April ist in den letzten Jahrzehnten am deutlichsten gestiegen. Von 8,4 Grad (Mittel 1971-2000) auf 9,6 Grad (1981-2010) und das inoffizielle Mittel von 1990-2017 liegt sogar noch höher (10,0 Grad).

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