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Föhn und Schnee

Ein Wechselbad der Gefühle müssen wohl die Bewohner des Wipptales erleben. An 250 Tagen im Jahr bläst dort der Föhn (reine Schätzung !!!), so auch gestern und heute. Bei jedem Kaltfrontduchgang rasselt dort das Thermometer nach unten und aus dem warmen, föhnigen Südwind wird ein etwas schwächerer aber teilweise unangenehmer Nordostwind ...

Die Großwetterlage

Auf der Vorderseite eine breiten Hochdruckkeils, der  von den Azoren bis nach Island reicht, baut sich eine ausgeprägte Tiefdruckrinne über Mitteleuropa auf. Darin eingelagert liegt ein Frontensystem mit Zentrum über der Ostsee (Sonntagmittag). Sehr schön zu sehen am Satellitenbild von heute (Sonntag-)vormittag.

Das Frontensystem bringt vor allem eines: kalte Luft aus der arktischen See. Auch diese ist ansatzweise auf dem Satellitenbild zu erkennen. Die wabenförmige Kaltluftschauer über der Nordsee deuten diese an. Während die britischen Inseln kühler sind als die darüber streichende Kaltluft, labilisieren sich die Luftmassen über dem "wärmeren" Meer. Konvektion und ergo auch Schauer entwickeln sich!
Satellitenbild von heute 10:00 MESZ

Auf dem Deutschlandausschnitt (ca. 0400 MESZ)  sieht man die schön eingekringelte Okklusion über der Nordsee, die an ihrer Rückeseite die Kaltluft quasi einsaugt ...Zu diesem Zeitpunkt liegt die Kaltfront noch Über Deutschland, Österreich liegt noch überwiegend in einer südwestlichen Anströmung, vor allem in den Südalpen weht noch Föhn (Rippenmuster in den Wolken). Adleraugen erkennen auch den Bodennebel im östlichen Flachland.
Satellitenbild von Mitteleuropa (03:40 MESZ)

Bis zum Vormittag verlagert sich das tief weiter nach Osten. Die angesprochene Kaltluft dringt weiter nach Süden vor, die wabenförmige Cumulusbewölkung ist nun auch über den Beneluxstaaten zu erkennen. In Österreich ist nur noch im Südosten ein Wolkenfenster zu erkennen. Deutschlandsberg war mit 18,7 Grad heute der wärmste Ort Österreichs. Im Vergleich dazu deutliche geringere Tmax im Norden von 10,7 Grad (Wien), 9,1 (Linz) oder 7,2 (Salzburg).
Satellitenbild von Mitteleuropa (12:00 MESZ)

Am Südende dieses Frontalsystems bildet sich auch über Norditalien (Genuazyklogenenese) ein Tiefdrucksystem. Während also von Norden kalte Luft in den Alpenraum strömt, steuert ein Italientief von Süden her feuchtwarm Luft nach Norden. Diese klassischen Aufgleitniederschläge bringen vor allem dem Alpenhauptkamm und den Südalpen einiges an Regen und Schnee.

ECMWF - Vorhersage für den 4h-Niederschlag im Alpenraum (SUN 07:00 MESZ bis TUE 07:00 MESZ)
Bis morgen in der Früh sinkt die Schneefallgrenze stellenweise bis in die Tallagen, vor allem in Osttirol und Oberkärnten kann man durchaus von winterlichen Verhältnissen sprechen. Das ECMWF berechnet bis Dienstagmorgen für die Hohen Tauern stellenweise 50 - 70   cm Neuschnee.

Weitere Auwirkungen der Kaltluft

Beschleunigt wird die nach Süden strömende Kaltluft am Ostende der Alpen, vom Weinviertel bis ins Südburgenland (so auch in Wien !)  ist somit morgen Abend mit teils kräftigem Wind zu rechnen. An der Adriaküste stellt sich eine kräftige BORA-Strömung ein.Weitere Ausführungen gibt es im Blog von wetter.tv. Das ARW-Modell rechnet für Montagabend einen Druckgegensatz von 14 hPa quer über die Alpen und mit 35 - 40 kn Mittelwind an der istrischen Adriaküste (na bravo!).

Bodendruck und Windfeld für Montagabend (18:00 MESZ), berechnet von ARW-UBIMET auf Basis von GFS


Zurück zu Tirol, zurück zu Ellbögen ....

Anhand des Stationsverlaufs ist der Zusammenbruchs des Föhns ebenso so gut zu erkennen wie die von Norden hereindrückende Kaltluft. Pünktlich zur Mittagszeit zelebriert der Föhn sein Ende am Sonntag um 12:00 MESZ.Die T-kurve verläuft wie abgehackt weiter - ein inverser Tagesgang ist die Folge!ge

Temperatur, Feuchte, Druck und Wind für Ellbögen (23. + 24. 10. 2010)

Morgen Montagfrüh...

... oder spätestens am Abend ...
werden hier an dieser Stelle einige Webcambilder folgen. Heiße Tipps: Kötschach-Mauthen, Dellach, Obervellach, Lienz.



Quellen:

Satbilder: Eumetsat (1), DLR & NOAA (2 + 3)
Modellkarten: bergfex.at / ECMWF / ZAMG Innsbruck (4); ARW-GFS von UBIMET (5)
Stationsverlauf von Ellbögen im Wipptal: IMGI (6)

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