Direkt zum Hauptbereich

Wer Hochnebel sät, wird Schnee ernten

Es hat sich gestern schon abgezeichnet. Höherer Druck gestern Nachmittag im Alpenvorland und dadurch Einfließen. Das Einströmen von Kaltluft (Böen in Innsbruck heute bis zu 6 m/s und in Ellbögen gestern Nachmittag bis 11.5 m/s) und die zusätzliche Hebung hat dem Inntal eine Hochnebeldecke bis etwa 1500 m beschert (siehe webcam- Archiv).
Ab ca. 11:30 sind sowohl Patscherkofel als auch die Nordkette in Wolken: also entweder hat sich der Hochnebel nach oben hin ausgebreitet oder es hat etwas mit der Anströmung zu tun (und somit mit der Feuchteadvektion). Der Patscherkofel meldet bis heute früh Südwind und springt um etwa 09:00 UTC auf (Nord)ost. Damit einhergehend euch ein Temperaturrückgang (von -10 °C auf -12 °C) und ein Anstieg des Taupunkts (muss er ja wegen der Wolken).
Der teilweise starke Schneefall ab Mittag in Innsbruck ist somit auf jeden Fall dem Einfließen sowie dem Hochnebel zuzuschreiben. Am Vormittag waren jedoch in der Hochnebeldecke vermutlich noch zu wenig (oder zu kleine) Eiskristalle vorhanden. Erst mit Aufzug der "höheren" Bewölkung kommt es zu Schneefall.
In der Meteorologie wird diese Verstärkung oder Auslösung von Niederschlag "seeder-feeder-Mechanismus" genannt. Eine höhere Wolkenschicht mit mehr Niederschlagsteilchen spielt den Säher (seeder) und füttert (feeder) die darunter liegende Wolkenschicht.
Das ist der Grund warum es heute doch etwas mehr Niederschlag gegeben hat (bis jetzt an der Villa 1,6 mm) als noch gestern prognostiziert (0,4 mm laut MOS). Zusätzlich war die Anströmung doch mehr aus dem östlichen Sektor und somit kein Nordföhn möglich, was wiederum die Absinkprozesse erst gar nicht ermöglicht hat.
Für morgen rechnen die Modelle weiterhin mit Ostanströmung (das Tief wickelt sich wie gestern angesprochen über dem Mittelmeer ein) und somit ist das Inntal wieder niederschlagsbegünstigt. MOS-Mix liegt mit etwa 4 mm höher als heute. Das ECMWF (bergfex.at) lässt bis Freitagfrüh 5 - 10 cm Neuschnee fallen.

Rund herum:
Am größten dürften die Niederschlagsmengen im Süden sein (also ganz im Süden in den Seealpen oder in den Dolomiten, den Karnischen und Julischen Alpen) sowie im Schweizer Bündner Land und in Österreich östlich der Hohen Tauern.

Wochenende:
Hochnebel und darüber wechselnd bewölkt. Mehr Sonne im Süden. Wohl weiterhin Lawinenwarnstufe 3.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlagebericht

Bodennebel in Innshruck

Bodennebel in Innsbruck ist sehr sehr selten. Bei der Nebelbildung geht es immer darum die bestehende Luftmasse soweit abzukühlen, dass sie den Taupunkt erreicht und kondensiert. Das passiert täglich hundertmal: allerdings in der Atmosphäre als Wolken. Dort reichen Aufwinde (beispielsweise an Berghängen) um Wolken zu bilden. Im Tal entsthet Nebel meist in der Nacht, wenn die dortige Luftmasse über Nacht abgekühlt wurde. Bei sternklarer Nacht und starker Auskühlung doch das beste Rezept, oder? Meist weht in sternklaren Nächten jedoch der Talauswind, der jegliche Nebelbildung unterbindet. Grund für den Talauswind sind Druckunterschiede zwischen Tal und Vorland aufgrund unterschiedlich temperierter Luftmassen. Das heißt nur wenn die Luftmassen im Tal und Vorland ausgeglichen sind, die Druckverteilung also flach ist, weht schwacher Wind im Tal. Und das passierte heute Nacht: Die Hänge sind schneebedeckt, und durch die Schneeschmelze ist die Talatmosphäre feucht. Dazu ist der Himmel aufgelo

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?