Direkt zum Hauptbereich

Februar 2024: Das Ende aller Superlativen

 

Gebirgslandschaft im Winter mit wenig Schnee

Der Februar 2024 hat für neue Superlative gesorgt. Ein Prädikat, das man in den kommenden Wochen oft lesen und hören wird, ist: beispiellos. Eine Übersicht.

 

Einen Winter ohne Schnee kennen wir ja bereits aus der Vergangenheit. Gut, geschneit hat es schon in Innsbruck, aber viel war es nicht. Markant waren die Schneefallereignisse Anfang Dezember und Mitte Jänner. Dennoch schwärmen viele Tourengeher über die beste Saison seit langem. Ein Widerspruch?

Rekordwarm - oder nicht?

Die großen Schneefälle Anfang Dezember waren ein traumhafter Startschuss in die Saison. Hoteliers, Touristiker und Seilbahnchefs lagen sich glücklich in den Armen. Vorbei waren die Diskussionen um Bagger auf den Gletschern, Tonnen an Kunstschnee und den milden Herbst. Endlich konnte man so richtig in die Saison starten.

Doch der Schnee fiel leider dem Tauwetter zum Opfer. Winterfans mussten sich bis Dreikönig gedulden, bis es erneut bis in die Täler schneite. Eine kurze Kältephase im Jänner mit den örtlich tiefsten Temperaturen seit sechs Jahren ließen auf ein knackige Rückkehr des Winters offen. Immerhin waren die Schneebedingungen rund um Weihnachten besser als im Vorjahr.

Skigebiete Mutterer Alm (Vordergrund) und Rangger Köpfl (im Hintergrund) am 18. Februar 2024 vom Patscherkofel aus gesehen (Quelle: panomax)
 

Doch Ende Jänner kam es noch schlimmer. So gab es rekordverdächtige Wärme statt Schnee und Eiseskälte.

Die warme Witterung setzte sich unvermindert im Februar fort. Der von den Wettermodellen wiederholt berechnete Kaltlufteinbruch kam nicht. Stattdessen gab es (mit Föhn oder auch nicht) Temperaturen bis 20 Grad. An einigen Tagen in Folge.

Die Abweichung zum ohnehin schon sehr warmen Klimamittel 1991-2020 beträgt am Ende unfassbare +5,4 Grad. Im Vergleich zum kühleren Mittel 1961-1990 sind es sogar +6,4 Grad (siehe unten). Die Höchstwerte und Mitteltemperaturen sind mit jenen im April vergleichbar. Der aktuelle Februar wird:

  • der mit Abstand wärmste Februar in Österreichs Messgeschichte,
  • der Monat mit der größten Temperaturabweichung bisher
  • der erste Wintermonat ohne Frost in Wien und Bregenz, selbst in Innsbruck nur 4 Frosttage (neuer Rekord für Februar!),
  • lokal wärmer als der wärmste März (Station Reichenau/Rax
  • und von der Absoluttemperatur her fast wärmer als der April 2023.

 

Februar 2024 mit großem Abstand wärmster Februar in Österreichs Messgeschichte: Messreihe von 1768 bis 2024. Dargestellt sind die überdurchschnittlich warmen (rot) und kalten (blau) Februare im Vergleich zur Klimareferenzperiode 1961-1990, basierend auf dem Datensatz HISTALP Tiefland der GeoSphere Austria. Schwarz eingezeichnet ist die geglättete Trendlinie. Quelle: GeoSphere Austria.

Auch in Innsbruck wird es der mit Abstand wärmste Februar mit einer Mitteltemperatur von 6,7 Grad. Der bisherige Rekord vom Februar 1926 wurde um 1 Grad übertroffen. Der Trend (siehe 30 jähriges gleitendes Mittel unten) geht seit Jahrzehnten stetig nach oben. Früher waren es aber nur einzelne Ausreißer, dieser Februar ragt nochmals deutlich heraus.




Semesterferien ohne Schnee

Die Folgen einer warmen Witterung ist in einem Alpenland leicht ersichtlich. Das massive Tauwetter mit Wärme, Regen und Schnee hat den Schnee sukzessive schmelzen lassen. Die Niederschlagsbilanz ist dabei auffallend positiv. Gerade in den Nord- und Zentralalpen gab es in diesem Winter mehr Niederschlag als im Schnitt.

Aber: die Schneefallgenze lag zuletzt meist zwischen 1500 und 2000 Meter Höhe. So türmen sich im Hochgebirge große Schneemengen auf, während es in den Lagen darunter meist aper ist. In Obergurgl (1.920 m) haben sich 314 cm Neuschnee summiert, das ist ein Plus von 41 % zum Klimamittel 1991-2020. Mehr Neuschnee als im Schnitt gab es auch auf der Rudolfshütte und am Pitztaler Gletscher. 

Eine weitere gute Nachricht: Die Gletscher starten mit mehr Schnee als in den vergangenen Jahren aus dem Winter heraus. Repräsentativ kann man die Werte vom Sonnblick nehmen. Diesen Winter gab es über 760 cm Neuschnee, ein Plus von 10%.

Stationsverlauf Pitztaler Gletscher. Der November brachte sehr viel Schnee und die eigentliche Basis für den heurigen Winter. Aktuell ist die Schneehöhe mit fast 3 Metern überdurchschnittlich (Quelle: HD Tirol).
 

From hero to zero

So gibt es in einstigen Schneelöchern wie der Leutasch oder Hochfilzen aktuell gar keinen Schnee mehr. Das ist hier in den letzten 30 Jahren Mitte Februar nie vorgekommen.In Kals oder Nauders liegt "traditionell" weniger Schnee als in den Nordalpen. Aber selbst hier sind Semesterferien ohne Schnee seit 1991 (Beginn der Messreihe) nicht vorgekommen. Bemerkenswert ist auch, dass die Schneehöhe Anfang Jänner noch über dem Schnitt lag.


Stationsverläufe. Quelle: HD Tirol





Danke an dieser Stelle an wetterblog.at für die so manch statistisches Detail!

Beliebte Posts aus diesem Blog

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlagebericht

Bodennebel in Innshruck

Bodennebel in Innsbruck ist sehr sehr selten. Bei der Nebelbildung geht es immer darum die bestehende Luftmasse soweit abzukühlen, dass sie den Taupunkt erreicht und kondensiert. Das passiert täglich hundertmal: allerdings in der Atmosphäre als Wolken. Dort reichen Aufwinde (beispielsweise an Berghängen) um Wolken zu bilden. Im Tal entsthet Nebel meist in der Nacht, wenn die dortige Luftmasse über Nacht abgekühlt wurde. Bei sternklarer Nacht und starker Auskühlung doch das beste Rezept, oder? Meist weht in sternklaren Nächten jedoch der Talauswind, der jegliche Nebelbildung unterbindet. Grund für den Talauswind sind Druckunterschiede zwischen Tal und Vorland aufgrund unterschiedlich temperierter Luftmassen. Das heißt nur wenn die Luftmassen im Tal und Vorland ausgeglichen sind, die Druckverteilung also flach ist, weht schwacher Wind im Tal. Und das passierte heute Nacht: Die Hänge sind schneebedeckt, und durch die Schneeschmelze ist die Talatmosphäre feucht. Dazu ist der Himmel aufgelo

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?