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Jahresrückblick 2021

 

Ein sonniger Herbst entschädigte für einen eher unbeständigen Sommer. Viele geplante Wanderungen konnte man also im September oder gar im Oktober noch nachholen, wie hier im Navistal, Ende September.

Das Wetterjahr 2021 geht zu Ende und damit wieder ein Jahr der Extreme. Wieder einmal lagen Schnee- und Wärmerekorde nah beieinander. Trotz Rekordschnee, markanten Spätfrösten, früher Sommerwärme, intensiver Junihitze, sommerlicher Starkregenereignissen und frühem Winterschnee bleibt uns ein wiederkehrendes Element in allen Jahren erhalten. Es war wieder eines der wärmsten Jahre der 255-jährigen Messgeschichte in Österreich.


2021 im Vergleich mit der 255-jährigen Messgeschichte: Dargestellt sind die überdurchschnittlich warmen (rot) und kalten (blau) Jahre im Vergleich zur Klimareferenzperiode 1961-1990, basierend auf dem ZAMG-Datensatz HISTALP Tiefland. Schwarz eingezeichnet ist die geglättete Trendlinie. Quelle: ZAMG


Das Wetterjahr in Innsbruck

Temperatur (Innsbruck Universität)
Mitteltemperatur: 9,8 Grad (-0,1 Abweichung, Platz 17)
höchste Temperatur: 34,5 Grad (18. Juni)
tiefste Temperatur: -12,6 Grad (14. Februar, Flughafen)
Anzahl Sommertage: 69 (Mittel: 63)
Anzahl heiße Tage / Tropentage: 19 (Mittel: 17)
Anzahl Eistage: 8 (Mittel: 13)
Anzahl Frosttage: 93 (Mittel: 93)


Niederschlag (Innsbruck Universität)
Niederschlagssumme Jahr: 827,3 mm (Mittel: 884 mm) -6,4 %
nassester Monat: Juli (193 mm)
trockenster Monat: Februar (7 mm)
größte Tagesmenge: 37 mm (08. Juli, Universität), 46 mm (08. Juli, Flughafen)
größte Schneehöhe: 48 cm (18.01.)*
Anzahl der Tage mit Schnee: 40 + Dezember*
* Station Flughafen, Stand 30.11.2021

Sonnenschein (Innsbruck Universität)
Summe der Sonnenstunden: 2.079 (Mittel: 1.946 h), +7 %
sonnigster Monat: 244 h (Juni und September!)  

Witterungstermine

Erster Sommertag: 31. März (Rekord)
Letzter Frosttag: 17. April
Erster heißer Tag: 15. Juni
Letzter heißer Tag: 15. August

Letzter Sommertag: 25. September
Erster Frosttag: 07. November (Flughafen: 24. Oktober)
Erster Schnee: 04. November

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Tagesmittelwerte und Niederschlagssummen für Innsbruck (Quelle: ZAMG)

 


In Innsbruck war dieses Jahr mit 9,8 Grad Mitteltemperatur zwar das kühlste Jahr seit 2013, aber dennoch gehört es zu den 20 wärmsten der 244-jährigen Messgeschichte. Eine Abkehr vom Erwärmungstrend bedeutet das nicht.

Bereits im März wurde der erste Sommertag in diesem Jahr erreicht. In der gesamten Messgeschichte wurde die 25-Grad-Marke noch nie so früh im Jahr überschritten. In Summe kamen bis Ende September 69 Sommertage zusammen (Durchschnitt 1981-2010: 62,7). Der Monat mit den meisten Sommertagen war der Juni (23). 

In diesem Monat gab es auch eine ausgeprägte Hitzewelle mit mit acht aufeinander folgenden Tagen mit über 30 Grad (alter Rekord: sieben heiße Tage in Folge, 2019). Insgesamt wurden in Innsbruck in diesem Jahr 19 heiße Tage verzeichnet (Mittel: 15,7).

Anders als die Temperatur unterliegt der Niederschlag größeren jährlichen Schwankungen. Mit rund 830 mm Regen und Schnee kann man dieses Jahr durchaus als durchschnittlich bezeichnen. Im Mittel der Jahr 1981-2010 kamen 890 mm Niederschlag zusammen.

Markant waren der sehr nasse und schneereiche Jänner und der extrem nasse Juli, ausgeglichen wurden diese durch den trockensten Februar seit 60 Jahren und einen sehr trockenen Herbst.

Der Schnee war in mehreren Monaten präsent, aber nicht durchgehend. Zwar gab es Mitte Jänner extrem viel davon, aber er konnte sich nicht lange halten. Im Februar fiel generell kaum Niederschlag, dafür lagen im letzten Märzdrittel neuerlich über 20 Zentimeter. Und auch im April ließ der Winter nicht locker, nach Ostern kam noch einmal ein Wintereinbruch. Etwas früher als normal fiel der erste Schnee Anfang November, allerdings nur im Westen der Stadt. Erst Ende November war am Flughafen zählbares dabei. Immerhin lagen fast 10 Zentimeter Ende November, der Schnee war aber nach 10 Tagen wieder geschmolzen, Weihnachten wieder grün.

Jahr in Bildern

Jänner 2021

Bis zu Mitte des Monats war der Jänner alles andere als winterlich. Dann aber fielen binnen 7 Tagen 75 Zentimeter Schnee. Das ist in Innsbruck gleichbedeutend mit einen 30-jährlichem Ereignis. Zuletzt fielen ähnlich große Mengen in so kurzer Zeit im November 1999. Die maximale Schneehöhe von 48 Zentimeter lag am 18. d.M. Diese Schneedecke fiel dann im weiteren Verlauf mehr und mehr Föhn und Wärme zum Opfer. Gnadenwald am 14. Jänner 2021

Februar 2021

Der zweite Monat im Jahr war überaus sonnig (+33 %) und sehr trocken. Mit nur 7 mm Niederschlag war es in Innsbruck der trockenste Februar seit 60 Jahren. Die Temperaturen waren ausgeglichen, Neben sehr strengem Frost zur Monatsmitte wurden gegen Ende des Monats bereits vielfach 20 Grad erreicht (z.B. Kufstein mit neuem Februarrekord). Der Winter 2021/22 war schließlich einer der 21 wärmsten in Österreich und besonders in Osttirol und Oberkärnten extrem schneereich. In Lienz war es gar der schneereichste Winter seit Messbeginn 1971. Saharastaub am 6. Februar in Innsbruck

März 2021

Mit Schnee und kurz darauffolgender Wärme ging es auch im März weiter. Am 22. d.M. lagen am Innsbrucker Flughafen noch 22 Zentimeter Schnee, so viel Schnee in der letzten Märzdekade gab es bei uns zuletzt 2002. Nicht einmal 10 Tage später gab es am 31. März den ersten Sommertag in Innsbruck und damit gleichzeitig ein neuer Monatsrekord für die Station an der Universität. 


April 2021

Wer nach der Märzwärme bereits den Frühling herbeisehnte, wurde alsbald eines besseren belehrt. Der Winter schug im April zurück mit Kälte, Frost und abermals Schnee. In der ersten Aprilwoche bekamen alle Landeshauptstädte noch einmal Schnee, in Wien gab es den ersten Aprilschnee seit 2013, in Linz gar seit 1997. Der April 2021 war trotz des Schnees viel zu trocken und obendrein zu kalt. Österreichweit war es der kälteste April seit 1997, in Innsbruck der kälteste seit 2001. Dazu gab es einige Kälterekorde: 11 Frosttage im April gab es am Innsbrucker Flughafen noch nie. In der Steiermark wurden zudem ein paar Kälterekorde gebrochen. Wieder einmal lag zu Ostern mehr Schnee als zu Weihnachten, dieses mal folgte auf eine sommerliche warme Karwoche ein winterlicher Osterdienstag (6. d.M.).

Mai 2021

Mit einem kühlen und sehr nassen Monat Mai wurde der Frühling abgeschlossen. Es war österreichweit der kühlste Frühling seit 34 Jahren, also seit 1987. Trotz des frühen Aufflackerns des Sommers gab es nur drei Sommertage in diesem Frühling in Innsbruck. Im Schnitt der Jahre 1991-2020 sind es 10,6. Die Vegetation war Anfang März zwar ihrer Zeit voraus, aber bis Ende Mai verzögerte sich die Entwicklung durch die kalte Witterung doch sehr. Ein Bett im Kornfeld an einem Föhntag


Juni 2021

Das Wetter schwenkte im Juni rasch um. Auf die ersten 30er in Innbruck folgten gleich noch ein paar. Die erste Hitzewelle des Jahres war auch gleich extrem, denn noch nie gab es in der Messgeschichte Innsbrucks an acht aufeinanderfolgenden Tagen in einem Juni 30 Grad. Am Ende bilanzierte der Juni 2021 als der drittwärmste und zweitsonnigste Juni der Messgeschichte. Dazu kam die Trockenheit in vielen Teilen Österreichs, aber gleichzeitig auch die ersten heftigen Gewitter des Jahres. Unweit der österreichischen Grenze sorgte bei Hodony in Tschechien am 24. Juni ein Tornado für verheerende Schäden. Der Sommer ist im Stubaital eingekehrt, im Hintergrund die Kalkkögel

Juli 2021

Große Unterschiede brachte der Juli. Im Südosten Österreichs war es drittwärmste Juli der Messgeschichte, in Vorarlberg und Tirol nur Platz 50. Trocken war es hauptsächlich nur im Süden, überall sonst fiel etwa gleich bis doppelt so viel Niederschlag wie im Mittel. Das lag u.a. an den Gewittern mit Starkregen. Die größte Tagessumme des Jahres in Innsbruck fiel am 8. Juli (46 mm am Flughafen), in Kufstein gab es am 17. und 18. d.M. mit 163 mm sogar einen neuen 48-h-Rekord. Große Überschwemmungen u.a. in Hallein waren die Folge. Großen Hagel mit bis 8 cm Durchmesser gab es vor allem in Niederösterreich. Abziehendes Gewitter mit Mammatus-Wolken

August 2021

Der letzte Sommermonat brachte kaum Hitze und erneut viel Regen. Österreichweit war es der kühlste August seit 7 Jahren. In Innsbruck gab es nur 4 heiße Tage, den letzten am 15.d.M. Viele haben diesen August also als "zu kühl" empfunden, zwischen 1960 und 1990 wäre es ein durchschnittlicher August gewesen. Durch den heißen Juni und den teilweise auch heißen Juli fällt der Sommer 2021 dennoch unter die zehn wärmsten der Messgeschichte. Abendliche Regenbögen waren keine Seltenheit in diesem August.

September 2021

Der September brachte meist ruhiges und sonniges Hochdruckwetter. Verbreitet wurden doppelt so viele Sommertage registriert wie im Mittel der letzten 30 Jahre. Den letzten Sommertag des Jahres gab es in Innsbruck am 25.d.M. Außerdem war es der trockenste September seit 1975. In Innsbruck war der September neben dem Juni der sonnigste Monat. Österreichweit lag dieser September unter den zehn sonnigsten seit Messbeginn 1925. Föhnstimmung über dem Inntal mit Föhnmauer am Alpenhauptkamm: keine Seltenheit im September.

Oktober 2021

Mit meist trockenem und kühlem Herbstwetter ging es auch im Oktober weiter. Nach den letzten Sommertagen am 5.d.M. von Krems bis Eisenstadt gab es anschließend auf den Bergen das erste kräftige Zeichen des Winters. Schlußendlich war der Monat aber der trockenste Oktober seit dem Jahr 2005. Die viele Sonnenschein (+20 %) und der Mangel an Nebel täuschte über die Tatsache hinweg, dass der Monat der kühlste Oktober seit 2016 war. Endless summer war das in diesem Jahr. Nur langsam stellte sich die Vegetation auf Winter ein, wie hier am Eingang des Stubaitals.

November 2021

Der November war eigentlich der "normalste" Monat im ganzen Jahr. Nach ein paar kalten Tagen mit dem ersten Schnee in Innsbruck (am 4.d.M.) gab es beinahe zwei Wochen kaum Niederschlag. Erst gegen Endes Monats meldete sich der Winter zu Wort. Ein Italientief brachte vom 26. bis zum 28.d.M. den ersten Schnee bis in tiefe Lagen. Der Herbst war der sechst sonnigste der Messgeschichte und war unter den 20 trockensten, aber durch die vielen Hochdrucklagen war es auch einer der kühlsten Herbste der letzten Jahre (zuletzt so kühl 2017). Der erste Schnee im Jahr ist immer was besonderes.

Dezember 2021

Der Dezember startete schneereich und kalt. Mehrere Fronten brachten bis Mitte des Monats von Süden und Norden reichlich Schnee. So gab es von Graz über Eisenstadt bis Wien den schneereichsten Advent seit zehn Jahren. Auch in den anderen Landeshauptstädten schneite es häufig, besonders in Klagenfurt. Aber auch in den Nordstaulagen fiel reichlich Schnee, am Arlberg lag Mitte Dezember vielerorts fast ein Meter. Kurz vor Weihnachten wurde es im Westen immer milder und zum Heiligen Abend föhnte der Westwind mit milder Luft die letzten Schneereste in den Niederungen dahin. Einzig Klagenfurt konnte sich über weiße Weihnachten freuen, die ersten seit 2011. Extreem mild war auch der Jahresausklang mit Höchstwerten um 16 Grad, verbreitet der wärmste Jahreswechsel der Messgeschichte. Weihnachten war in den meisten Regionen wieder einmal grün.


Großer Dank gilt an die Kollegen, allen voran Manuel Kelemen von wetterblog.at sowie die Expert*innen von der ZAMG mit ihren Monats-, Jahreszeiten- und Jahresrückblicken.

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