Wenn man eines in diesem Februar 2021 lernen konnte, dann war das die Tatsache das alles möglich ist. In dem Fall verdiente der Sprung von extremer Kälte zu extremer Wärme binnen einer Woche das Prädikat sehenswert. Mitte des Monats (11.-15.) bestimmten noch polare Luftmassen unser Wettergeschehen, auf den Bergen wurden Rekordwerte von -25 Grad (am Brunnenkogel, 13.d.M.) gemessen, in Lech/Arlberg -23 Grad, in St.Jakob -24 aber auch in Innsbruck waren es -13 Grad und in Wien (Jub.warte) -11 Grad.
Ein paar Tage später war es durch Hocheindruckeinfluss und den Zufuhr mediterraner Luft (Stichwort Saharastaub und Südföhn) schon frühlingshaft warm. Ende des Monats gab es beinahe täglich neue Februarrekorde an einer Vielzahl von Wetterstationen in Österreich (aber auch in der Schweiz, Deutschland, Slowenien, Kroatien, Slowakei). Die ZAMG schreibt dazu in ihrer Februar-Bilanz: Darunter sind Stationen, die seit knapp 100 Jahren Messungen der täglichen Maximaltemperatur durchführen. Dazu gehören Stationen wie Kufstein (T, 490 m) mit 20,5 °C (alter Rekord 20,3 °C, 24.2.2008, seit 1938) oder Zwettl mit 19,2 °C (18,2 °C, 24.2.2008, seit 1936). Aber auch im hochalpinen Bereich wurden neue Temperaturrekorde aufgestellt. So zum Beispiel auf der Rudolfshütte (S, 2317 m) mit 9,1 °C am 25.2.2021. Der alte Rekord stammt hier aus dem Jahr 2016 mit 8,1 °C.
Höchstwerte über 20 Grad im Februar sind absolut außergewöhlich und abnormal. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) vergleicht diese Wärmeperiode mit einer Hitzewelle um 40 Grad im Sommer. Die ZAMG hat analysiert.
An sechs Tagen in Folge (21.2. bis 26.2.) gab es in Österreich an
zumindest einer Wetterstation einen Tageshöchstwert von 20 °C oder
mehr. Die bisher längste Folge an 20-Grad-Celsius-Tagen gab es im
Februar 1998 (12.2. - 16.2.). Davor gab es noch zwei Jahre (1990 und
2008) in denen an drei Tagen in Folge das Maximum der
Lufttemperatur 20 °C erreicht oder überschritten wurde. Im Mittel
der Jahre 1991-2020 tritt in Österreich im Februar durchschnittlich
ein Tag mit mindestens 20°C auf.
An solche Schwankungen und Extremwerte im Winter werden wir uns gewöhnen müssen, Stichwort ehschonwissen. Hinzu kommt nun auch die Trockenheit, denn über 20 Tage ist nun (Stand 2.3.) vielerorts kein Regen mehr gefallen. Der fehlende Schnee ist natürlich für das Ökosystem ein Problem. Stattdessen blühen Hasel und Erle schon sehr stark.
Der markante Luftmassenwechsel ist auch hier im Temperatur- und Niederschlagsverlauf für Innsbruck (oben) und Obergurgl (unten) zu sehen (Quelle: orf.at). Anmerkung: Die Höchstwerte sind in der oberen Linie (rot) dargestellt, die Tiefstwerte als grüne Linie darunter.
In Summe war es auf den Bergen Österreichs einer der sieben wärmsten Februar-Monate der 170-jährigen Gipfel-Messreihe. In den Niederungen war es Platz 32 unter den wärmsten Februar-Monaten der 255-jährigen Tiefland-Messgeschichte. In Innsbruck war es mit einer Mitteltemperatur von +3,8 Grad einer der 15 wärmsten Febuar-Monate seit Beginn der Aufzeichnungen.
Regen und Schnee
Bei der ganzen Diskussion um Temperaturen geraten Regen und Schnee fast in Vergessenheit. Aber de facto fiel in den letzten zwei Monatsdritteln kaum noch etwas. Und so waren es wieder einmal die inneralpinen Stationen Leoben (3 mm) in der Obersteiermark sowie Prutz (5 mm) und Imst (7 mm) im Oberland und Jenbach (9 mm) im Unterland, die als trockenste Stationen Österreichs (!) für den gesamten Monat Februar herausstechen. In Innsbruck fielen etwa 10 mm, in Wien waren es 22 mm.
Der Alpenhauptkamm erweist sich somit einmal mehr als Wetterscheide, gerade einmal 200 km liegen zwischen den nassesten Orten in Oberkärnten (Obervellach, Millstatt, Weißensee mit 60-95 mm) und den trockensten im Oberinntal.
Schneemangel gab es durch die anhaltende Trockenheit logischerweise auch. Bis auf Osttirol und Oberkärnten, wo bereits seit Anfang Dezember reichlich Schnee liegt, gab es in den meisten Regionen unterdurchschnittliche Schneedeckentage. So liegen jetzt Anfang März in Osttirol noch 160 bis 200 cm Schnee auf 2000 m Höhe, in Obertilliach sind es noch 120 cm, in Sillian 86 cm und in Lienz 60 cm (Synop-Meldung). Aber auch im benachbarten Oberkärnten zehrt man noch vom Winterschnee: 86 cm sind es im Gailtal (Kötschach-Mauthen), 80 cm im Drautal (Dellach) und 60 cm in Mallnitz. Lange hielt sich auch die Schneedecke in Klagenfurt (448 m), bis zum 17.02. lagen immerhin noch 5 cm, Villach (495 m) meldete noch bis zum 26.02. eine Schneedecke.
Und Innsbruck? Der richtige Winter mit Schnee und Kälte dauerte nur kurz, trotz der "Rekordhöhe" von 48 cm am 18. Jänner war die Anzahl der Tage mit Schnee stark unterdurchschnittlich. Im meteorologischen Winterhalbjahr (Oktober bis April) bislang nur 31 Tage mit Schnee (Schneedecke größer 1 cm). Im Mittel der letzten 23 Winter (d.h. inkl der durch Klimawandel stark beeinflussten Winter) waren es sogar 56,3 Tage. Der Februar 2021 war folglich auch unterdurchschnittlich in Bezug auf die Schneedecke (5 Tage, Klimamittel 14,7; -66 %).
Sonnenschein
Sonnig war es hingegen besonders in den nebelfreien Gebirgsregionen, allen voran am Brunnenkogel (194 Stunden) und am Sonnblick (193 Stunden) sowie in Lienz (193 Stunden). In Innsbruck kam man auf 162 Sonnenstunden (Mittel 121; +33 %) in Wien lediglich auf 107 Stunden (Mittel 98; +10 %);
Der Großteil des Schnees hier am Mieminger Plateau stammt noch vom Schneefallereignis Anfang Dezember bzw. Mitte Jänner. Danach kam kaum noch etwas nach, v.a. im Februar nicht (Foto: alpen.wetter) |
Klimawerte Tirol (Quelle: ZAMG)
Niederschlagsabweichung |
-55% |
Temperaturabweichung |
+2,8 °C |
Abweichung der Sonnenscheindauer |
+29% |
Temperaturhöchstwert |
Kufstein (490 m) 20.5 °C am 22.2. |
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) |
Brunnenkogel (3437 m) -24.7 °C am 13.2. |
Temperaturtiefstwert unter 1000 m |
Reutte (842 m) -18.6 °C am 13.2. |
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur |
Innsbruck-Uni. (578 m) 3.8 °C |
höchste Sonnenscheindauer |
Brunnenkogel (3437 m) 194 h |