Graun im Vinschgau (1.900 m) unweit des Reschenpasses am Morgen des 11. Juni 2020 mit Blick nach Osten . Foto: foto-webcam.eu |
Manch einer mag es als Schafskälte bezeichnen, für andere war es lediglich der lang ersehnte Regen. anhand der Messdaten sieht man eine unterdurchschnittliche Witterungsperiode, aber so richtig kalt war es (zumindest im Tal herunten nicht). Doch was ist die Schafskälte überhaupt?
Die Schafskälte ist eine meteorologische Singularität, sprich eine immer wieder kehrende Wetterlage. Sie tritt (laut wikipedia) zwischen dem 04. und dem 20. Juni auf, in der Literatur auch 10 und dem 20. Juni (Malberg, 2003), und ist gleichbedeutend mit einem Kälterückfall und meist auch größeren Regen- oder Schneemengen. Sie ist nicht immer gleich stark ausgeprägt, heuer war sie vor allem in der Schweiz und in Frankreich und weniger in Österreich markant. Generell tritt sie in den letzten Jahren immer seltener in Erscheinung und ist auch schwächer ausgeprägt.
Die erste Welle, 07.-12.6.2020
Die Reanalyse der ersten 13 Junitage zeigt das im Vergleich deutlich geringere Geopotential von Südengland über Westeuropa bis ins östliche Mittelmer mit einem Maximim über Frankreich und dem Golf von Biskaya. Dort herrschte also vermehrt Tiefdruckeinfluss, häufiger als im Klimamittel 1981-2010.Anomalie des 500 hPa Geopotentials über Europa vom 01.-13. Juni 22020. Quelle: NCAR/NCEP |
Der Tiefdruckeinfluss hatte folglich auch mit kühleren Temperaturen zu tun, die Kaltluft drang dabei bis in den westlichen Mittelmeerraum vor. Die Reanalyse der Temperaturen auf 700 hPa zeigt verbreitet unterdurchschnittliche Temperaturen (Blautöne) in dieser Höhe (ca. 3.000 m), besonders wieder in Westeuropa im Bereich der Pyrenäen. Der/die genau Beobachter*in erkennt, dass die Ostalpen hier genau im Übergangsbereich lagen - wie auch die ZAMG-Daten für Österreich zeigen.
Mitteltemperaturen Obergurgl, 01.-15.Juni 2020 im Vergleich zum Mittel 1981-2010. Quelle: ZAMG |
Mitteltemperaturen Patscherkofel, 01.-15. Juni 2020 im Vergleich zum Mittel 1981-2010. Quelle: ZAMG |
Ausgewählte Stationsdaten
Die Schneefallgrenze lag in der ersten Junihälfte in Tirol und Vorarlberg eigentlich selten unter 2.000 m. Im Hochgebirge fielen in der ersten Junihälfte in Summe zwischen 30 und 50 cm Neuschnee, das meiste davon vom 10. auf den 11. Juni (Zugspitze 30 cm, Pitztaler Gletscher 40 cm). Mehr Schnee gab es beispielsweise in der Schweiz, am 07. Juni teilweise bis 1.000-1.500 m herab.
Stationsverlauf Innsbruck 27.05.-10.06.2020, Quelle bergfex |
Niederschlagsverauf Innsbruck Seegrube, 08.06.-12.06. Quelle: HD Tirol |
Schneedeckenverlauf Pitztaler Gletscher, 08.06.-12.06. Rund 40 cm Neuschnee sind vom 10. auf den 11.6. gefallen. Quelle: HD Tirol |
Blog Meteoschweiz am 07.06.2020: https://www.meteoschweiz.admin.ch/home/aktuell/meteoschweiz-blog/meteoschweiz-blog.subpage.html/de/data/blogs/2020/6/dynamik-skizziert.html
Daily Mean Composites der NOAA: https://psl.noaa.gov/data/composites/day/
Klima der Schweiz zur Schafskälte: https://www.meteoschweiz.admin.ch/home/klima/klima-der-schweiz/altweibersommer-eisheilige-und-andere-spezialitaeten/schafskaelte.html
Klimamonitoring der ZAMG: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/klima-aktuell/klimamonitoring
Malberg, H.: Bauernregeln. aus meteorologischer Sicht, Springer, 4. Auflage, 246 pp, 2003.