Abweichung der 2-m-Temperatur vom Klimamittel (1979-2000) für den 22.06.2020. Quelle: ClimaReanalyzer.org |
Waldbrände und extreme Hitze am Polarkreis, einer der heißesten Juni-Monate in Skandinavien und auf der anderen Seite ein nasser Juni in den Alpen mit Dauerregen und Überflutungen in Tschechien und Polen.
Das sind nur ein paar Ereignisse der letzten Tage, die wieder einmal zeigen, dass etwas beim Wetter von der Norm abweicht.
The mid-high latitudes will be dominated by a wavenumber-3 pattern this week, leading to 3 significant #heatwaves - Siberia, Europe, and Canada.— Simon Lee (@SimonLeeWx) June 21, 2020
Yes, cooler conditions are also present downstream of the heatwaves - but the unusual warmth is dominant, thanks to #climatechange. pic.twitter.com/TGy1zVEadE
Zum Glück gibt es Twitter und dort einige Meteorolog*innen, die das Wettergeschehen genau verfolgen und anschauliche Karten veröffentlichen. Man sieht hier die Abweichungen der Temperaturen in 1.500 m Höhe (5-Tages-Mittel) und die Abweichungen der Strömungslage auf 5.500 m (5-Tages-Mittel), jeweils im Vergleich zum Mittel 1981-2010. Man sieht also auf den ersten Blick: die Hitze ist dort, wo sie aktuell nicht hingehört. Etwa 15 Grad wärmer als normal ist es derzeit in den Polarregionen in 1.500 m Höhe, aber wie man an den Messwerten am Boden sieht, lässt sich diese abnorme Hitze natürlich auch dort feststellen. Unglaubliche 38 Grad Celsius (100,4 ° Fahrenheit) wurden am 21. Juni 2020 in Verhojansk gemessen (https://www.washingtonpost.com/weather/2020/06/21/arctic-temperature-record-siberia/). Das ist wohl ein neuer Junirekord für den Polarkreis. In manchen Medien geisterte die "Falschmeldung" herum, dass es dort 30 Grad wärmer sei als normal. Man beachte hier die Einheiten. Normal sind hier zu dieser Jahreszeit 20 Grad Celsius bzw. 68 Grad Fahrenheit. Es ist also 18 Grad Celsius wärmer als normal bzw. 32 Grad Fahrenheit.
Unsettling imagery of northeastern Siberia.— Dakota Smith (@weatherdak) June 22, 2020
Abundant fires & extensive, blanketing smoke. pic.twitter.com/uqwYKYDgcv
Zeitgleich sind in Sibirien massive Waldbrände zu beobachten, Permafrost und Eis schmelzen und klimaschädliches Methan wird frei. Jeder kann sich vorstellen, was das nun bedeutet. Diese Hitzewelle in Sibirien, Skanidinavien und Kanada gäbe es wahrscheinlich auch ohne den Klimawandel, aber er verstärkt sie.
Und der Zusammenhang mit unserem Wetter?
Wie man an der oberen Abbildung gut sieht, sorgt das aktuelle Wellenmuster für diese Extreme. Einerseits wird extrem heiße Luft in den Norden geführt, andererseits kühlere Luft in den Süden. Die Wetterlage ist festgefahren, wir sprechen hier von Blockinglage. Die Wetterlage ist seit Tagen in Mitteleuropa festgefahren, mehrere Tiefdruckgebiete lagen bzw liegen über dem Kontinent und wandern nicht oder nur langsam ab. Und die Folge ist dann viel Regen in ziemlich kurzer Zeit. Besonders im Nordosten Österreichs hat eines dieser Tiefs einiges an Regen gebracht. Die Messwerte sind in der Tabelle der ZAMG abzulesen, bis zu 130 Liter pro Quadratmeter waren es örtlich (72-h-Mengen 20.06. bis 23.06.2020).Das hat natürlich auch zu einem Anstieg der Flußpegel geführt, ein- bis fünfjährige Hochwassereireignisse konnten registriert werden. Besonders schlimm ist die Lage im Norden Tschechiens und in Südpolen (Krakau).
😨 Der Süden Polens kämpft mit einem schweren Hochwasser. Ganze Landstriche sind nach Dauerregen und einem Dammbruch überflutet. Fast dramatisch ist die Lage in Bochnia östlich von Krakau: https://t.co/uNedtEaIZs #Wetter #Hochwasser #Unwetter #Polen #Krakau pic.twitter.com/wJ5FkKXF2m— wetteronline.de (@WetterOnline) June 22, 2020
Wie geht es weiter? Hochdruckwetter wird in Europa wetterbestimmend, aber ein kleinräumiges Tief tummelt sich noch über den Alpen. Das heißt es wird nicht wirklich beständig werden bei uns.