Direkt zum Hauptbereich

Starkregen und festgefahrene Strömungslagen

Zirkumpolarauschnitt der Nordhalbkugel, sprich der Blick von oben auf die Weltkugel am 14.11.2019. Man sieht nur wenige Wellen im Strömungsmuster, etwa 4 Wellentäler (Tröge) und 4 Wellenrücken (Keile) - Quelle: ertel.uibk.ac.at / ACINN


Fünf Tiefdruckgebiete innerhalb von zwei Wochen haben in Norditalien und hier besonders im Bereich der Südalpen für Starkregen, intensiven Schneefall und folglich zu Hangrutschungen, Überflutungen und Lawinenabgängen gesorgt. Erstmals in diesem Frühwinter wurde die Lawinensituation als groß (Stufe 4) bewertet, und das in Südtirol sogar an 3 aufeinanderfolgenden Tagen. Betroffen waren vor allem Süd- und Osttirol sowie Oberkärnten, der Pinzgau und der Pongau sowie teilweise die hinteren Täler Nordtirols (Ötztal, Stubaital).

Betrachtet man sich aktuelle Extremwettereignisse so sind diese meist mit festgefahrerenen Strömungslagen erklärbar (vergleich Starkschneefall im Jänner 2018 in den Nordalpen).
Dieses Mal ist die Wiederkehr der Italientiefs das erschreckende und sogleich lässt sich dadurch eben auch das Extreme erklären. In der unteren Grafik ist die mittlere Strömungslage auf etwa 5.500 m für den Zeitraum 1.-18. November 2019 abgebildet . Der Trog über Westeuropa ist hier sehr prägend und am Südostrand dieses Trogs haben sich immer wieder diese Tiefs gebildet. Verstärkt wurden diese Entwicklungen durch das überdurchschnittlich warme Mittelmeer. Kalte Luft aus Nord + warmes Meerwasser = verstärkte Labilität.

Quelle: https://www.esrl.noaa.gov/psd/data/composites/day/

Die Abweichung von der Norm (=Anomalie) der Strömungslage auf 5.500 m in der unteren Abbildung zeigt, dass die Westhälfte des Kontinents von negativen Abweichungen geprägt war, also häufigerem Tiefdruck, und die Osthälfte im Gegenzug von positiven Abweichungen beim Geopotential (vermehrt Hochdruckwetter). 
Quelle: https://www.esrl.noaa.gov/psd/data/composites/day/

Beliebte Posts aus diesem Blog

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlagebericht

Bodennebel in Innshruck

Bodennebel in Innsbruck ist sehr sehr selten. Bei der Nebelbildung geht es immer darum die bestehende Luftmasse soweit abzukühlen, dass sie den Taupunkt erreicht und kondensiert. Das passiert täglich hundertmal: allerdings in der Atmosphäre als Wolken. Dort reichen Aufwinde (beispielsweise an Berghängen) um Wolken zu bilden. Im Tal entsthet Nebel meist in der Nacht, wenn die dortige Luftmasse über Nacht abgekühlt wurde. Bei sternklarer Nacht und starker Auskühlung doch das beste Rezept, oder? Meist weht in sternklaren Nächten jedoch der Talauswind, der jegliche Nebelbildung unterbindet. Grund für den Talauswind sind Druckunterschiede zwischen Tal und Vorland aufgrund unterschiedlich temperierter Luftmassen. Das heißt nur wenn die Luftmassen im Tal und Vorland ausgeglichen sind, die Druckverteilung also flach ist, weht schwacher Wind im Tal. Und das passierte heute Nacht: Die Hänge sind schneebedeckt, und durch die Schneeschmelze ist die Talatmosphäre feucht. Dazu ist der Himmel aufgelo

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?