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Auszüge aus dem HISTALP-Jahresbericht

Die ZAMG hat heute wieder ihren HISTALP-Jahresbericht für das Jahr 2016 veröffentlicht. Der HISTALP-Datensatz gehört zu den wertvollsten Klima-Datensätzen im Alpenraum (hier ist die Erklärung der Langzeitklimadatenbank). Er umfasst homogenisierte und qualitätsgeprüfte Daten für Österreich und einige seiner Nachbarländer bis ins Jahr 1760 zurück. Dadurch, dass Wetterstationen ihren Ort gewechselt haben, mitunter ein paar Jahre an einem Standort nicht gemessen wurde oder die Art der Messung sich geändert hat, können Lücken oder Messfehler entstehen. Diese Daten wurden in diesem Langzeitprojekt geschlossen.

Hier folgen nun mehrere Abbildungen aus dem HISTALP-Datensatz, die besonders für den Raum Innsbruck interessant sind.
Das Jahr 2016 war in der Region West das fünftwärmste in der 240-jährigen Messreihe, verglichen werden die Mitteltemperaturen hier in den Abbildungen mit dem Mittel 1961-1990.

Besonders seit den 1970er Jahren sieht man einen deutlichen Anstieg der Jahresmitteltemperatur in der Region West. Dieser Anstieg ist größer als vergleichsweise zwischen 1810 und 1820 oder 1885 und 1900. Das Jahr 2016 war das fünftwärmste in der 240-jährigen Messreihe. Begonnen hat diese 1777 mit den Daten von Innsbruck, danach kamen auch Obergurgl-Vent (ab 1850), Bregenz (1869), Feldkirch (1875) und Kufstein (1906) hinzu. Diese Stationen liefern die Daten nach strengsten Qualitätskriterien und gelten als repräsentativ für die Region West (Quelle: ZAMG)
Für dieselbe Region West kann man sich auch den Niederschlag ansehen. Hier gibt es in den letzten 160 Jahren im Gegensatz zur Temperatur aber starke Schwankungen und keine Trends. Für Mensch und Natur macht es auch zusätzlich einen Unterschied ob der Jahresniederschlag im Sommer durch ein Gewitter oder im Winter durch Schnee auf den Boden gelangt. Die Summe des Jahresniederschlags sagt hier wenig aus (Quelle: ZAMG)

Von Mitteltemperaturen auf den Bergen bekommt man oft nichts mit, teilweise kursieren aber Informationen im Netz, dass es hier sogar tendenziell kühler wird. Nun, in den Gipfelregionen der HISTALP-Stationen (1.400 bis 3.100 m) war 2016 das sechstwärmste in der 166-jährigen Reihe. Zu den ausgewählten Stationen gehören der Patscherkofel, die Schmittenhöhe, der Sonnblick, der Feuerkogel, der Schöckl und als am längsten messende Station die Villacher Alpe. All diese Stationen weisen die größten Qualitätskriterien auf - immerhin gibt es in dieser sechsfachen Kombination eine gemeinsame Reihe bis 1930.
Die Temperaturkurve geht hier seit den 1980er Jahren deutlich nach oben, die wärmeren Jahre sind häufiger geworden und die kühlen Jahre seltener. Allein in den letzten 35 Jahren sind die 17 wärmsten Jahre zu finden.

Für die Gipfelregionen zählen folgende Stationen von West nach Ost: Patscherkofel (2.247 m, Messung ab 1931), Schmittenhöhe (ab 1880), Sonnblick (3.114 m, ab 1886), Villacher Alpe / Dobratsch (2.160 m, ab 1851), Feuerkogel (1.620 m, ab 1930) und Schöckl (1.439 m, ab 1901) ausgewählt. Somit kann man hier mit einer 166-jährigen Temperaturreihe für die Gipfelregionen aufwarten und das Jahr 2016 war im alpinen Gelände das sechstwärmste davon (Quelle: ZAMG)

Auch wenn man sich die einzelnen Stationen herauspickt und noch eine dazunimmt, die an der Grenze zu Deutschland liegt (Zugspitze), zeigen die Temperaturkurven von 1900 bis 2016 ein nahezu einheitliches Bild. Einzelne Jahre (gelber Kreis) variieren zwar stark mit Abweichungen von -1,0 bis +2,0 Grad vom Mittelwert, aber im Gesamten gesehen steigen die Temperaturen an. So ist die Mitteltemperatur in der hochsensiblen Region auf 3.100 m Höhe (Sonnblick) von -6,5 Grad Anfang des 20. Jahrhunderts um ca. +2 Grad auf -4,5 Grad angestiegen und ähnlich verhält es sich auch auf der Zugspitze. Diese +2 Grad Unterschied machen sehr viel aus, wenn man sich z.B. den Gletscherhaushalt ansieht. Die Perioden der Akkumulation werden kürzer und jene der Ablation (Schmelze) länger und die Folge kennt man als massives Schmelzen der meisten Alpengletscher jedes Jahr.




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