Direkt zum Hauptbereich

Die Sonne stiehlt dem Schnee die Show!

Blick von der Mutterer Alm (Nockhof, 1.264 m) auf das östliche Mittelgebirge, das mittlere Inntal und Teile des Karwendels. Für Ende Dezember außergewöhnlich grün (Foto: alpen.wetter, 28.12.2015)

Das Jahreswechsel ist im Gange bzw. wurde gerade vollzogen und vom Winter ist keine Spur. Auf den Bergen liegt bis 2.300 m Höhe praktisch nichts und Wintersport ist derzeit nur mit Einschränkungen möglich.

Ein schmaler Kunstschneestreifen reicht im Skigebiet Mutter Alm bis ins Tal (knapp 900 m), wahre Winterfreuden sehen anders aus. Im Hintergrund der nahezu sommerliche Patscherkofel, hier sorgt die technische Beschneiung für den einzigen Schnee (Foto: alpen.wetter, 28.12.2015)
Die aktuelle Schneesituation ist natürlich die Folge eines sehr warmen und trockenen Herbstes und Frühwinters. Im gesamten Dezember hat es nur an einem Tag geregnet/geschneit, in Summe war es österreichweit der trockenste Dezember seit 1865 (Quelle: ZAMG). Im Flächenmittel (Österreich) fielen nur 20% von der durschnittlichen Monatsmenge, in Nordtirol waren es 27 %, in Osttirol 3 (!) %.

Abweichung des Monatsniederschlags Dezember vom Klimamittel 1981-2010. Bei einer noch feineren Skala würde man noch ein paar gänzlich trockene Regionen erkennen können (Osttirol und Kärnten mit teilweise 0 bis 5 %) - Quelle: ZAMG

Logischerweise stieg dadurch auch die Waldbrandgefahr (5 ha Wald sind den Bränden am Leitnerberg/Obernbergtal am 29.12. zum Opfer gefallen) und tirolweit wurde ein Feuerwerksverbot ausgesprochen (Quelle: orf.at).

Die einfachste Methode: Das Sportgerät wechseln (Foto: alpen.wetter, 30.12.2015)
Normalerweise ist das wärmste Monatsmittel tirolweit in Innsbruck zu finden, in diesem Dezember aber war es am Hahnenkamm noch wärmer mit einem Mittel von 3,6 Grad (Innsbruck: ca. 3,0 Grad). Auf den Bergen war es im abgelaufenen Dezember zwischen +6 und +7 Grad zu warm (Österreichmittel: +6,6 Grad), so eine Abweichung gab es seit Beginn der Aufzeichnungen noch nie. Und hier gibt es noch einen Superlativ: Am Patscherkofel ist es der wärmster Dezember seit Beginn der Messungen vor ca. 100 Jahren und der bisherige Spitzenreiter wurde um drei Grad abgehängt. (Quelle: Manfred Bauer im ORF). Das sind im Bereich der Klimatologie Welten.

Klimaspiegel für den Patscherkofel: Das Jahr 2015 endet mit extrem milder Luft, richtig "zu kühl" wurde es nie. Dafür gab es deutlich mehr Sonne als "normal" (Quelle: ZAMG)


Durch den Hochdruckeinfluss blieb einerseits der Niederschlag Mangelware, andererseits war es in den Skigebieten auch für die Beschneiung zu warm, nicht selten verblieben die Temperaturen oberhalb der Inversion weit im Plusbereich. Ein Trost war natürlich der mehr als reichliche Sonnenschein.

Grafiken dazu (für die Profis)


Die extreme Inversion (Umkehrung der Temperatur) anhand des Radiosondenaufstiegs vom 29.Dezember. Leichten bis mäßigen Frost gab es zwar im Tal, eine ähnliche Temperatur ist aber erst in 4.000 m Höhe (650 hPa) zu finden. Die Nullgradgrenze liegt zu dem Zeitpunkt (4:00 Uhr morgens) bei knapp 3.000 m. Die Skigebiete (meist zwischen 800 und 2.400 m) sind durchwegs im Plusbereich (Quelle: ertel2.uibk.ac.at, ACINN)


Die nächtlichen Plustemperaturen sind auch hier in der Stationsgrafik von der Seefelder Rosshütte zu finden (unterste Graph in rot). Die Taupunkte zeigen sich zwar arktisch tief, sind aber nur ein Zeichen der extremen Trockenheit. Selbst in den Nachstunden sank das Thermometer hier auf 1.745 m tagelang nicht unter 0 Grad (Quelle: LWD Tirol)

Wenig Wind, große Tagesgänge (15 Grad) und meist volle Einstrahlung an den kürzesten Tagen des Jahres. Das war Seefeld in der Weihnachtszeit 2015. Und das erste Mal war es in dem Wintersportort in einem Dezember schneefrei (Messbeginn: 1948) (Quelle: LWD, ZAMG)

Dürftige Schneeauflage auch hoch über Innsbruck. 5 Grad in Nacht, 10 Grad tagsüber ... Und von den Schneefällen in der Mitte des Monats gerade noch 7 cm übrig (wobei der Fotobeweis eher nur Schneereste anzeigt) - Quelle: LWD
Schneetransport auf der Seegrube. LKW-Ladungen voll weißem Gold werden hinauf- und hinuntergekarrt um einen Skibetrieb möglich zu machen (Foto: Nordkette/Facebook am 28.12.2015)
Viel geht nicht im "Nordpark". 3 Bahnen plus Zauberteppich haben geöffnet, die Pisten sind alle geschlossen. Dafür wird der Transport für Mountainbikes in der Bahn wieder frei gegeben (Quelle: www.nordkette.com)
Dennoch gibt es in Tourismusregionen wenig Klagen: statt Skifahren steht Wandern am Programm, die Klettergärten erfreuen sich großer Beliebtheit und andere Attraktionen wie der Alpine Coaster in Imst haben extra geöffnet (Quelle: tt.com).

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie wird der kommende Winter?

Morgenstimmung am Großen Asitz (Salzburgerland) am 21. Oktober 2016 - Quelle: foto-webcam.eu Die Berggipfel hüllen sich bereits das ein um das andere Mal in winterliches Weiß und die nächste Ladung Neuschnee ist eigentlich schon unterwegs. Wir schreiben zwar erst Mitte Oktober und damit befinden wir uns eigentlich im Herbst - doch einzig die spannende Frage nach dem kommenden Winter beschäftigt uns. Wann kommt der erste RICHTIGE Schnee? Wieviel schneit's heuer? Wird es ein guter Winter (aus Sicht der Schneeliebhaber)? Diese Fragen lassen sich natürlich nicht ganz so einfach beantworten, denn wenn es einfach wäre, wäre es nicht Meteorologie. Geht es nach dem Handel, kommt der Winter ohnehin bald (Stichwort: Weihnachtsdekoration). Auch der Tourismus scharrt schon in den Startlöchern, an diesem Wochenende geht das traditionelle Saisonopening des Alpinen Skiweltcups in Sölden über die Bühne. Offizieller Winterbeginn ist für uns Meteorologen traditionell der 1. Dezember ...

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlageber...