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Rückblick auf das Wetterjahr 2015


Es ist - spät, aber doch - an der Zeit Bilanz zu ziehen, Bilanz über das abgelaufene Jahr 2015. Es geht als das zweitwärmste in der Messgeschichte ein, getoppt nur um wenige Zehntel Grad vom Vorgängerjahr. Und das trotz extremem Hitzesommer und äußerst mildem Finish. Dieser Blog war in allen Monaten Live dabei und zeigt hier die 12 besten Bilder des letzten Jahres.

Nach den Schneefällen rund um Silvester ging es relativ schneereich in das Jahr 2015. Doch siehe da: die ersten Rekorde wurden schon am 20. Jänner gebrochen, 20 Grad hatte es im Jänner in Innsbruck noch nie. In Haiming gab es 19,5 und in Lient immerhin noch 18,4 Grad (Foto: alpen.wetter, 20.1.2015 in Innsbruck).
Kalt und wechselhaft ging es dann im Februar weiter, in den Semesterferien gab es dann durch Hochdruckeinfluss einige Sonnenstunden. Alles in allem war der Winter 2014/15 aber um +1,2 Grad zu warm (Platz 10) und etwas zu nass (+10%). Durch die fehlende Kälte gab es aber in Summe weniger Schnee als normal (Innsbruck: 40 Tage, normal sind 51) (Foto: alpen.wetter am 14.2. 2015 in Rinn)


Der März war eigentlich der klassische Frühlingsmonat. In Summe etwas zu warm und trocken, aber gegen Ende hin (Karwoche) kam dann im Zuge von Sturmtiefs nochmals der Schnee. Im Tiroler Oberland war es dadurch in Summe zu nass, im restlichen Tirol aber leicht zu trocken (Foto: alpen.wetter in Linz am 1.3.2015)

Weihnachts- oder Ostermarkt? Der April begann jedenfalls winterlich. 12 cm lagen am Morgen des 7. April, so einen starken Aprilschneefall gab es das letzte Mal 1999. Danach gab der Frühling aber Gas und so durfte man sich bereits am 15. April über den ersten Sommertag freuen. Ende April schneite es nochmals im benachbarten Pinzgau (Foto: tyrol.at, webcam am 6.4.2015). 


Ein symptomatisches Bild aus dem Mai: die Eisheiligen kamen pünktlich und auch am 20. schneite es nochmals bis 800 m herab. Binnen zwei Tagen fielen bis zu 100 Liter pro Quadratmeter und örtlich auch mehr. In Summe war der Mai also zu nass (1/6 des gesamten Jahresniederschlags 2015 fiel im Mai) und im Mittel (warmer Beginn mit erstem Tropentag, kaltes Ende) durchschnittlich in puncto Temperatur (Foto: Quelle: Reuters, Dominic Ebenbichler am 20.5. in Steinach/Brenner).



Nach dem nassen Mai folgte ein sehr heißer Start in den Juni mit fast 5 Tropentagen in Folge und einem Ansteigen der Nullgradgrenze auf über 3500 m. Somit waren die Bäche und Flüsse randvoll mit Schmelzwasser (Starkregenereignis am 20. Mai mit Schneefallgrenze 800 bis 1000 m) und die Böden trotz ein paar Tagen Trockenheit gut durchfeuchtet. Anfang Juni sorgten dann zwei giftige Gewitterzellen im Sellrain- und Paznauntal für Vermurungen und Hangrutsche. Der Schaden ging in die Millionen (Foto: zeitungsfoto.at am 8.6.in Sellrain).
Der - laut Angaben der ZAMG - nicht nur wärmsten Juli sondern auch wärmsten Monat aller Zeiten brachte in Innsbruck einen neuen Temperaturrekord: 38,2 Grad wurden am Nachmittag des 7. Juli gemessen. Das Monatsmittel betrug dazu sagenhafte 22,6 Grad (+3,4 Grad zum Klimamittel 1981-2010). Trotz ein paar Gewitter gab es ein Niederschlagsdefizit (rund 25%) und ein Plus (von +20%) beim Sonnenschein. Foto: alpen.wetter am 5.7.2015 in Richtung Brennerberge.

Getoppt (in Sachen Hitze) wurde der Juli dann noch vom August. Eine weitere Hitzewelle, weitere, teils heftige Gewitter und eine leicht zu kühle Monatsmitte sorgten am Ende für einen sehr warmen, letzten Sommermonat (+2,3 Grad am Flughafen). Während es im Osten eine Reihe (Wien, St. Pölten: neun !) an extrem heißen Tagen mit über 35 Grad in Folge hatte, war es in Tirol nicht mehr "so extrem" heiß (Maximum 34,8 Grad in Kufstein am 13.8.). 35 Tropentage wurden im gesamten Sommer am Flughafen gezählt. Die Zahl der Tage mit Maxima jenseits der 30 Grad hat sich in den letzten 50 Jahren fast verdoppelt. Nach 2003 war es der zweitwärmste Somme in Innsbruck (Foto: alpen.wetter, Landwirtschaft im mittleren Inntal im August 2015).

Sommerlich heiß ging es in den September, danach folgte aber eine deutlich kühlere Periode. Es wäre nicht das verrückte Wetterjahr gewesen, wenn nicht noch ein Rekord gebrochen worden: In der Nacht vom 16. auf den 17. September wurde in Innsbruck eine Tropennacht verzeichnet mit 22,5 Grad an der Uni und 22,4 am Flughafen. Neues Rekordminimum für den September. Dennoch war der September zu feucht (+5 %), zu kühl (-0,5 Grad) und zu trüb (-15%). Foto: alpen.wetter am Morgen des 17.9.2015.



Der Oktober reiht sich ein in die Monate mit Gütesiegel "klassisch". Kaltphasen brachten Schnee bis 1000 m und tw. tiefer, besonders am 20. Oktober lagen auf den Bergen rund um Innsbruck 30 bis 60 cm Schnee. Warmphasen brachten dafür noch fast einen Sommertag in Tirol (3.Oktober: 24,3 in Jenbach, 23 Grad in Innsbruck). Alles in allem präsentierten die Laubbäume das ihnen bestimmte, herbstliche Kleid. In Summe war der Oktober 2015 ziemlich durchschnittlich in Tirol (Foto: alpen.wetter am 25.10.2015 im Stubaital)

Unglaublich mild und trocken präsentierte sich der November. Mit Temperaturwerten bis an die 20 Grad war besonders das erste Novemberdrittel fast noch sommerlich. Hochdruck- und schwache Südföhnlagen sorgten alles in allem für einen trockenen (-54%), warmen (+2,7 Grad) und sonnigen (+60%) November, dem österreichweit siebtwärmsten November seit Messbeginn. Auf den Bergen war es sogar der drittwärmste November. Das Maximum für diesen Monat lag ausnahmsweise nicht in Innsbruck, sondern in Achenkirch auf knapp 900 m: 22,4 Grad am 3.November. Der sonst so übliche Winter- oder Kaltlufteinbruch Mitte November kam erst eine Woche später, somit prägte Schneearmut (Innsbruck nur ein Tag mit Schnee statt normalerweise vier) das Bild, wie hier das Stubai mit den Kalkögeln. Wandern und Biken statt Skifahren war also noch weiter im Trend (alpen.wetter 8.11.2015)

Grüne Wiesen und reichlich Sonnenschein statt Schnee und Kälte: das war der verrückte Dezember. Die Frage nach weißen Weihnachten konnten wir Mets beinahe einhellig bereits Mitte Dezember verneinen. Zu festgefahren war die (Südwest- und Hochdruck)wetterlage, Ende Dezember gab es sogar verbreitet Abschußverbot von Silvesterrakten aufgrund von Waldbrandgefahr. Kein Wunder, denn mit einer Temperaturabweichung von +3,2 Grad vom Mittel, einem Sonnenscheinplus von 80% und einem Niederschlagsdefizit von tirolweit 74 (!)% war es ein absolut extremer Monat. Den Vogel haben aber die Gipfelregionen abgeschossen: +6,5 Grad lautet die von der ZAMG errechnete Abweichung (vom Mittel 1981-2010) aller österreichischen Bergstationen und damit der wärmste Dezember seit Messbeginn (Foto: alpen.wetter am 8.12.2015 auf knapp 900 m im mittleren Inntal, zwei Wochen später hat es aber komplett gleich ausgesehen).

Bilanz des Gesamtjahres 2015

Wie auch unten stehenden Grafik (Klimaspiegel der ZAMG) eindrucksvoll zeigt: Die Perioden mit unterdurchschnittlichen Temperaturen waren deutlich in der Minderheit, es gab viel mehr Perioden in denen es zu warm war. Besonders Anfang Jänner, Mitte April, Anfang Juni, im gesamten Juli, Ende August und im November. Die "Kaltlufteinbrüche" waren da schon deutlich in der Minderheit, wenngleich sie oft rasant oder direkt auf Warmphasen folgten (wie im Mai z.B.). Da hörte man oft Ausdrücke, wie, dass das Wetter verrückt spielte etc. Nun, in Wahrheit sind diese Kaltluftvorstöße aus Norden im ersten Halbjahr nichts Außergewöhnliches, besonders im Frühling ist der Atlantik ja noch verhätnismäßig kalt. Zum anderen gibt es "mittlere Temperaturen" einfach selten, da ein Mittelwert (beim Wetter zumindet) oft aus Extremen errechnet wird. Nennen wir es "Wetter wie es sein sollte": das gab es vielleicht im März oder im September.
Die Summe aller Temperaturen ergibt für das Jahr 2015 eine positive Abweichung (vom Mittel 1981-2010) von +1,5 Grad, tirolweit von +1,3 Grad und in Innsbruck von ca. +1,4 Grad. Es ist nach 2014 und vor 1994 das zweitwärmste Jahr in der Messgeschichte (siehe untere Grafik der ZAMG).
In der Klimawandeldiskussion wird bis auf die Temperaturen sonst von wenig berichtet. Der Niederschlag korreliert mit den Temperaturen nämlich kaum und somit sieht man auch hier in der Niederschlagsbilanz für 2015 keine groben Abweichungen. Augenscheinlich sind aber der nasse Mai (wobei das "nur" wenige, aber sehr nasse Tage waren), teils heftige Gewitter in den Sommermonaten und der sehr trockene Herbst bzw. Frühwinter.
In puncto Sonnenschein konnte man sich über ein sattes Plus von 230 Stunden freuen oder +12%. Anders gesagt: 230 Stunden extra bedeuten einen ganzen Sommermonat mehr an Sonne.



Die Temperaturen sind besonders im Alpenraum extrem angestiegen. Hier die Jahresmitteltemperaturen als Abweichung vom Mittel 1901-2000. Gerade die letzten zwei Jahrzehnte waren bis auf das Jahr 1996 durchwegs alle zu warm, die letzten beide Jahre (2014 mit +2,5 Grad, 2015 etwas heller dargestellt +2,3 Grad) sprengen fast die Skala. Das Besondere im Jahr 2015: die extreme und nie dagewesene Hitze im Sommer und die lange Trockenperiode im November und Dezember mit neuen Rekorden vor allem auf den Bergen. Inwieweit das El-Nino-Phänomen, das heuer so stark ausgeprägt war wie noch nie, hier mit eine Rolle spielt wird sich wohl nie endgültig klären lassen. Fakt ist: waren es in den Jahren zuvor teilweise extreme Einzelereignisse mit Temperaturrekorden (wie das Knacken der 40-Grad-Marke am 8. August 2013) so hatten wir es 2015 mit einem anderen Phänomen zu tun: wochenlange Hitze mit Höchstwerten bis maximal 38 Grad, aber nicht darüber (Quelle: ZAMG).

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