Es ist - spät, aber doch - an der Zeit Bilanz zu ziehen, Bilanz über das abgelaufene Jahr 2015. Es geht als das zweitwärmste in der Messgeschichte ein, getoppt nur um wenige Zehntel Grad vom Vorgängerjahr. Und das trotz extremem Hitzesommer und äußerst mildem Finish. Dieser Blog war in allen Monaten Live dabei und zeigt hier die 12 besten Bilder des letzten Jahres.
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Nach den Schneefällen rund um Silvester ging es relativ schneereich in das Jahr 2015. Doch siehe da: die ersten Rekorde wurden schon am 20. Jänner gebrochen, 20 Grad hatte es im Jänner in Innsbruck noch nie. In Haiming gab es 19,5 und in Lient immerhin noch 18,4 Grad (Foto: alpen.wetter, 20.1.2015 in Innsbruck). |
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Ein symptomatisches Bild aus dem Mai: die Eisheiligen kamen pünktlich und auch am 20. schneite es nochmals bis 800 m herab. Binnen zwei Tagen fielen bis zu 100 Liter pro Quadratmeter und örtlich auch mehr. In Summe war der Mai also zu nass (1/6 des gesamten Jahresniederschlags 2015 fiel im Mai) und im Mittel (warmer Beginn mit erstem Tropentag, kaltes Ende) durchschnittlich in puncto Temperatur (Foto: Quelle: Reuters, Dominic Ebenbichler am 20.5. in Steinach/Brenner). |
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Der - laut Angaben der ZAMG - nicht nur wärmsten Juli sondern auch wärmsten Monat aller Zeiten brachte in Innsbruck einen neuen Temperaturrekord: 38,2 Grad
wurden am Nachmittag des 7. Juli gemessen. Das Monatsmittel betrug dazu
sagenhafte 22,6 Grad (+3,4 Grad zum Klimamittel 1981-2010). Trotz ein
paar Gewitter gab es ein Niederschlagsdefizit (rund 25%) und ein Plus
(von +20%) beim Sonnenschein. Foto: alpen.wetter am 5.7.2015 in Richtung
Brennerberge. |
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Getoppt (in Sachen Hitze) wurde der Juli dann noch vom August.
Eine weitere Hitzewelle, weitere, teils heftige Gewitter und eine leicht
zu kühle Monatsmitte sorgten am Ende für einen sehr warmen, letzten
Sommermonat (+2,3 Grad am Flughafen). Während es im Osten eine Reihe
(Wien, St. Pölten: neun !) an extrem heißen Tagen mit über 35 Grad in
Folge hatte, war es in Tirol nicht mehr "so extrem" heiß (Maximum 34,8
Grad in Kufstein am 13.8.). 35 Tropentage wurden im gesamten Sommer am
Flughafen gezählt. Die Zahl der Tage mit Maxima jenseits der 30 Grad
hat sich in den letzten 50 Jahren fast verdoppelt. Nach 2003 war es der
zweitwärmste Somme in Innsbruck (Foto: alpen.wetter, Landwirtschaft im
mittleren Inntal im August 2015). |
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Sommerlich
heiß ging es in den September, danach folgte aber eine deutlich kühlere
Periode. Es wäre nicht das verrückte Wetterjahr gewesen, wenn nicht
noch ein Rekord gebrochen worden: In der Nacht vom 16. auf den 17. September wurde in Innsbruck eine Tropennacht verzeichnet
mit 22,5 Grad an der Uni und 22,4 am Flughafen. Neues Rekordminimum für
den September. Dennoch war der September zu feucht (+5 %), zu kühl
(-0,5 Grad) und zu trüb (-15%). Foto: alpen.wetter am Morgen des
17.9.2015. |
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Der Oktober reiht sich ein in die Monate mit Gütesiegel "klassisch". Kaltphasen brachten Schnee bis 1000 m und tw. tiefer, besonders am 20. Oktober lagen auf den Bergen rund um Innsbruck 30 bis 60 cm Schnee.
Warmphasen brachten dafür noch fast einen Sommertag in Tirol
(3.Oktober: 24,3 in Jenbach, 23 Grad in Innsbruck). Alles in allem
präsentierten die Laubbäume das ihnen bestimmte, herbstliche Kleid. In
Summe war der Oktober 2015 ziemlich durchschnittlich in Tirol (Foto:
alpen.wetter am 25.10.2015 im Stubaital) |
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Unglaublich mild und trocken präsentierte sich der November. Mit
Temperaturwerten bis an die 20 Grad war besonders das erste
Novemberdrittel fast noch sommerlich. Hochdruck- und schwache
Südföhnlagen sorgten alles in allem für einen trockenen (-54%), warmen
(+2,7 Grad) und sonnigen (+60%) November, dem österreichweit
siebtwärmsten November seit Messbeginn. Auf den Bergen war es sogar der
drittwärmste November. Das Maximum für diesen Monat lag ausnahmsweise
nicht in Innsbruck, sondern in Achenkirch auf knapp 900 m: 22,4 Grad am 3.November. Der sonst so übliche Winter- oder Kaltlufteinbruch Mitte November kam erst eine Woche später, somit prägte Schneearmut
(Innsbruck nur ein Tag mit Schnee statt normalerweise vier) das Bild,
wie hier das Stubai mit den Kalkögeln. Wandern und Biken statt Skifahren
war also noch weiter im Trend (alpen.wetter 8.11.2015) |
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Grüne Wiesen und reichlich Sonnenschein statt Schnee und Kälte: das war der verrückte Dezember. Die Frage nach weißen Weihnachten
konnten wir Mets beinahe einhellig bereits Mitte Dezember verneinen. Zu
festgefahren war die (Südwest- und Hochdruck)wetterlage, Ende Dezember
gab es sogar verbreitet Abschußverbot von Silvesterrakten aufgrund von
Waldbrandgefahr. Kein Wunder, denn mit einer Temperaturabweichung von
+3,2 Grad vom Mittel, einem Sonnenscheinplus von 80% und einem
Niederschlagsdefizit von tirolweit 74 (!)% war es ein absolut extremer
Monat. Den Vogel haben aber die Gipfelregionen abgeschossen: +6,5 Grad
lautet die von der ZAMG errechnete Abweichung (vom Mittel 1981-2010)
aller österreichischen Bergstationen und damit der wärmste Dezember seit
Messbeginn (Foto: alpen.wetter am 8.12.2015 auf knapp 900 m im
mittleren Inntal, zwei Wochen später hat es aber komplett gleich
ausgesehen). |
Bilanz des Gesamtjahres 2015
Wie
auch unten stehenden Grafik (Klimaspiegel der ZAMG) eindrucksvoll
zeigt: Die Perioden mit unterdurchschnittlichen Temperaturen waren deutlich in der
Minderheit, es gab viel mehr Perioden in denen es zu warm war. Besonders
Anfang Jänner, Mitte April, Anfang Juni, im gesamten Juli, Ende August
und im November. Die "Kaltlufteinbrüche" waren da schon deutlich in der
Minderheit, wenngleich sie oft rasant oder direkt auf Warmphasen folgten
(wie im Mai z.B.). Da hörte man oft Ausdrücke, wie, dass das Wetter
verrückt spielte etc. Nun, in Wahrheit sind diese Kaltluftvorstöße aus
Norden im ersten Halbjahr nichts Außergewöhnliches, besonders im
Frühling ist der Atlantik ja noch verhätnismäßig kalt. Zum anderen gibt
es "mittlere Temperaturen" einfach selten, da ein Mittelwert (beim
Wetter zumindet) oft aus Extremen errechnet wird. Nennen wir es "Wetter
wie es sein sollte": das gab es vielleicht im März oder im September.
Die Summe aller Temperaturen ergibt für das Jahr 2015 eine positive Abweichung (vom Mittel 1981-2010) von +1,5 Grad, tirolweit von +1,3 Grad
und in Innsbruck von ca. +1,4 Grad. Es ist nach 2014 und vor 1994 das
zweitwärmste Jahr in der Messgeschichte (siehe untere Grafik der ZAMG).
In
der Klimawandeldiskussion wird bis auf die Temperaturen sonst von wenig
berichtet. Der Niederschlag korreliert mit den Temperaturen nämlich
kaum und somit sieht man auch hier in der Niederschlagsbilanz für 2015
keine groben Abweichungen. Augenscheinlich sind aber der nasse Mai
(wobei das "nur" wenige, aber sehr nasse Tage waren), teils heftige
Gewitter in den Sommermonaten und der sehr trockene Herbst bzw.
Frühwinter.
In
puncto Sonnenschein konnte man sich über ein sattes Plus von 230
Stunden freuen oder +12%. Anders gesagt: 230 Stunden extra bedeuten
einen ganzen Sommermonat mehr an Sonne.
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Die Temperaturen sind besonders im Alpenraum extrem angestiegen. Hier
die
Jahresmitteltemperaturen als Abweichung vom Mittel 1901-2000. Gerade die
letzten zwei Jahrzehnte waren bis auf das Jahr 1996 durchwegs alle zu
warm, die letzten beide
Jahre (2014 mit +2,5 Grad, 2015 etwas heller dargestellt +2,3 Grad)
sprengen fast die Skala. Das Besondere im Jahr 2015: die extreme und nie
dagewesene Hitze im Sommer und die lange Trockenperiode im November und
Dezember mit neuen Rekorden vor allem auf den Bergen. Inwieweit das
El-Nino-Phänomen, das heuer so stark ausgeprägt war wie noch nie, hier
mit eine Rolle spielt wird sich wohl nie endgültig klären lassen. Fakt
ist: waren es in den Jahren zuvor teilweise extreme Einzelereignisse mit
Temperaturrekorden (wie das Knacken der 40-Grad-Marke am 8. August
2013) so hatten wir es 2015 mit einem anderen Phänomen zu tun:
wochenlange Hitze mit Höchstwerten bis maximal 38 Grad, aber nicht
darüber (Quelle: ZAMG). |