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Heat Under

Die Meldungen über die extreme Hitze in Australien gehen derzeit um die Welt. Asphalt schmilzt, Benzin verdunstet, Buschbrände brechen aus ... Die aktuellen und prognostizierten Temperaturen sind jenseits von - sagen wir mal - gut und böse.
In den vom Australischen Büro für Meteorologie (kurz bom) produzierten Wetterkarten gab es bislang eine Obergrenze von 50 Grad und die war mit der Farbe schwarz definiert. Nun wurde die Legende aber um Dunkelviolett (52 Grad) und Magenta  (54 Grad) erweitert: Für den Fall der Fälle!

Es ist dennoch so, dass die Wetterkarten maximale Werte von 48 Grad zeigen - örtlich kann es dennoch heißer werden. Tachometer bei Autos enden ja auch bei 230 km/h und keiner (fast keiner) fährt wirklich so schnell...

Übrigens: für Schnee- und Winterfreunde gibt es am Ende des Blogs was zu Lesen - also dran bleiben, oder runterscrollen ;-)

Temperaturen für Australien am kommenden Samstag 6 UTC (17 Uhr Australian Eastern Daylight Time); Quelle: bom.gv.au

ECMWF - Modell: Temperaturen für denselben Zeitpunkt (Quelle: UBIMET, ECMWF)


Warum ist es so heiß? Der Jänner ist generell jener Monat in Australien, der am heißesten ist. Praktisch jeder Temperaturrekord wurde in diesem Monat gebrochen. Im Norden Australiens bleibt der Monsun aus und somit jeglicher Regen oder Wolken. Sehr heiße Luft wird von dort in die Mitte und den Süden des Kontinents transportiert.

Höhe des 500er Geopotentials und Bodendruck. Über dem Kontinent lagert die heiße Luft, im Nordwesten zieht TS Narelle vorbei. Generell liegt Australien also in einer Nordwestlichen Anströmung, die Tröge (südlich von Tasmanien) mit "kühlerer Luft" greifen kaum Richtung Australien aus. Allerdings ist es im Süden Australiens schon bedeutend kühler geworden in den letzten Tagen (Quelle: UBIMET, ECMWF).

Mittelwind auf 500 hPa - Niveau für denselben Zeitpunkt. Die heiße Luft wirbelt um das kontinentale Hoch gegen den Uhrzeigersinn (umgekehrt als auf der Nordhalbkugel). Quelle: UBIMET / ECMWF

In den letzten 7 Tagen wurde an mindestens einer Station 48 Grad erreicht (http://www.bom.gov.au/cgi-bin/climate/extremes/daily_extremes.cgi), ein anderes Kennzeichen für diese Rekord- Hitzewelle ist das Mittel aus den täglichen Maxima aller Stationen. Das lag von 2. bis zum 8. Jänner jeden Tag (also 7 mal) über 39 Grad. Der bisherige Rekord stammt aus dem Jahr 1973 mit 4 Tagen (http://www.bom.gov.au/announcements/media_releases/ho/20130109.shtml)

Gigantischer Pyrocumulus am Strand von Forcett, Tasmanien (Quelle: derstandard.at, http://news.nationalgeographic.com/news/2013/01/pictures/130108-australia-wildfires-world-science-environment-tasmania/ / reuters/joanne giuliani)

Weitere Fotos:
http://derstandard.at/1356426917396/Hitzewelle-sorgt-in-Australien-fuer-verheerende-Braende

Rekorde, Rekorde ...

Der seit 1972 bestehende Rekord des heißesten Tages in der Geschichte Australiens (Mittleres Maximum aller Stationen) wurde am 7. Jänner gebrochen (Quelle: theage.com.au / bom).
Der Allzeit - Hitze - Rekord Australiens wurde übrigens am 2. Januar 1960 in Oodnadatta mit 50,7 Grad Celsius erreicht (http://www.bom.gov.au/climate/extreme/records.shtml).

Das Wahrzeichen des heißesten Ortes in Australien: Das Pink Roadhouse in Oodnadatta, einer 270-Seelen-Gemeinde in der Simpson Desert in Südaustralien (Quelle: wikipedia)

Exkurs ...

Der Hitzerekord im beschaulichen Österreich liegt übrigens immer noch immer bei beschaulichen 39,7 Grad in Dellach im Drautal (614 m). Und zwar seit dem 27. Juli 1983.

Die Wetterlage damals: An der Vorderflanke eines Tiefs über dem Golf von Biskaya strömt heiße Luft subtropischen Ursprungs Richtung Mitteleuropa - und zwar gleich mehrere Tage lang (Quelle: wetterzentrale.de).

In einer Höhe von etwa 1500 m hat es ein paar Stunden nach Auftreten des Rekordes etwa 24 Grad (im Archiv gibt es nur 00 UTC - Termine), tagsüber waren es sicher deutlich mehr (Quelle: wetterzentrale.de). Die anhaltende Föhnlage sorgte für Tropennächte in den Föhnregionen (lt. Archiv gab es in Innsbruck 4 Tropennächte in Folge!) und tagsüber verbreitet Hitzetage. Es ist überdies zu diesem Zeitpunkt der wärmsten Juli seit 1859 (Quelle: hladik.at/bauinfoalpin/pdf/04.pdf).

Apropos Österreich

Die milde Witterung ist bald vorbei und man kommt nicht umhin nach dem nächsten Schneefall zu fragen. Die Großwetterlage stellt sich um, die unsägliche, westdominierte Strömung endet und aus Norden kommt kältere Luft in den Alpenraum. Gepaart mit großer Tiefdrucktätigkeit über der Adria (sprich Feuchtezufuhr, sprich Aufgleiten von Süden) kann man sich auf kalte und schneereiche Tage in der kommenden Woche einstellen. Diese Woche bringt zwar zunehmend kältere Temperaturen, aber nur wenig Schnee in Tirol.

Ausnahme: Heute Donnerstagabend, Freitagvormittag kann ein Okklusionsbandl den Westen Österreichs beehren.


Niederschlag des ECMWF bis Freitagabend. Auf den Bergen kommen zwischen 10 und 30 cm Neuschnee dazu, im Tal wenige Zentimeter. Die Tageszeit spricht dafür, dass es sich auch fürs Inntal mit Schneefall ausgeht und tagsüber sollte auch von Osten her die kalte Luft ins Inntal strömen (Quelle: UBIMET / ECMWF).

Weitere Blogs zu dem Thema:

MS - Wetter: Bruch mit der Tradition
wetter.tv: Die Adria als Schneebringer

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