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Die Folgen der Hochdrucklage

Der bisherige November zeichnet sich besonders durch eine anhaltende Hochdruckwetterlage aus. Das Hochdruckgebiet YANA versorgt besonders höhere Atmosphärenschichten mit trockener Luft, während sich in bodennahen Schichten meist feuchte und nebelanfällige Luft hält. Extrem ist aber auch die anhaltende Trockenheit, die vor allem hinsichtlich der baldigen Ski-Openings immer mehr in den Vordergrund rückt.

Das stabile Hoch unter dem Langwellenkeil. Zu sehen am Satellitenbild 17.11. 12 UTC (natural colour RGB + 300 hPa Geopotential +  SatRep (Quelle: satreponline.org))


Das Betonhoch und die Inversion
Die Stabilität der derzeitigen Wetterlage ist kein Zufall, vielmehr ähnelt die aktuelle Strömungskonstellation an den griechischen Großbuchstaben “Omega”. Um den massiven Kern, eben dem angesprochenen Hochdruckgebiet, werden alle Tiefdruckgebiete und Fronten herumgeführt. Den meisten Regen bekam in letzter Zeit – europaweit gesehen – die Iberische Halbinsel ab, während es vor allem in den Alpen seit Wochen extrem trocken ist. Im Sommer sind solche Wetterlagen oftmals mit strahlend blauem Himmel und warmen bis heißen Temperaturen verbunden, aber jetzt im Herbst? Durch die doch schon langen Nächte kühlt sich die Erdoberfläche kräftig ab und sorgt somit für eine Umkehrung der Temperaturverhältnisse, die auch tagsüber durch die schwächelnde Sonneneinstrahlung nicht mehr umgekehrt werden können. So verwundert es wenig, dass die wärmsten Orte in den letzten Tagen allesamt über der Inversionsschicht lagen: Mit Mariazell (866 m), Reutte (850 m), Ehrwald (994 m) oder Seefeld (1182 m) zählten jene Orte zu den Hotspots, die in den Sommermonaten meist das Schlusslicht der Tagesstatistik bilden. An der Inversionsschicht selbst befindet sich meist die (Hoch-)Nebelobergrenze, darunter bleibt es tagsüber deutlich kälter mit Werten um den Gefrierpunkt oder darunter. Ein solcher Eistag wurde beispielsweise am Dienstag, 15.11. in Wiener Neustadt registriert.

Blick vom Schwazer Koglmoos in Richtung Westen. Die Obergrenze der Dunstschicht (also der Inversion) liegt bei ca. 1200. m (Quelle: Land Tirol)

Zunehmende Feinstaubbelastung
Anhaltende Inversionswetterlagen gehen zudem mit einer steigenden Feinstaubbelastung in Ballungszentren einher. Die warme Luft liegt wie Deckel über der kalten, es gibt keinen vertikalen Austausch und die Feinstaub-Belastung steigt von Tag zu Tag an, wenn zudem kein oder kaum Wind weht.

#Nachtrag 18.11. 14:00. #
Zeitliche Verläufe (jeweils 4 Wochen) des PM10-Gehalts (Feinstaub) in der Luft an drei Messstellen in Tirol, sowie Graz und Wien. Daten entnommen vom Umweltbundesamt Österreich (LINK).



Man sieht wie der Feinstaubgehalt in der Luft von Tag zu Tag zunimmt, an den letzten beiden Tagen wurde der Grenzwert (Tagesmittelwert von 50 µg / m3) in Innsbruck sogar überschritten. In Kufstein ist das Verkehrsaufkommen geringer, somit sind auch die PM10- Konzentrationen geringer.  Schön zu sehen ist auch der tageszeitliche Verlauf (grüne Werte) mit den Spitzen in Morgen- und Abendstunden, wenn die Leute (meistens alle einzeln) in die Arbeit fahren.

Nicht viel besser sieht die Lage im Grazer Stadtgebiet aus - auch dort wirkte sich die anhaltende Inversionswetterlage positiv auf die Feinstaubentwicklung aus. Über Wien (Taborstraße , 2. Bezirk) verliert man ob der Messwerte kein Wort - gestern wurde mit  einem Tagesmittel von 150 µg/m3 der Grenzwert von 50 um das dreifache (!!!) überschritten.






Wer genau wissen will welchen Dreck er jeden Tag einatmet, dem sei diese Seite empfohlen: http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/luft/luftguete_aktuell/tgl_bericht/#IGL_9PM10_TMW

Trocken
Das anhaltende Hochdruckwetter hat aber auch andere Folgen. So hat es an manchen Orten Österreichs seit Ende Oktober kaum geregnet, geschweige denn geschneit. Von den durchschnittlich zu erwartenden 10 bis 15 Niederschlagstagen im November gab es bisher maximal 1 bis 4, meist waren es aber 0. Am meisten Niederschlag gab es im bisherigen November in den südlichsten Regionen des Landes. Kötschach.Mauthen (40 Liter/Quadratmeter) hat hier die Nase vor Sillian (16) und Dellach/Drautal (15), diese Mengen entsprechen aber auch nur etwa einem Drittel der sonst üblichen Niederschlagsmenge. In weiten Teilen des Landes gab es in den letzten zwei Wochen keinen Tropfen Regen. Und auch in den nächsten Tagen zeichnet sich keine Änderung an der stabilen Hochdrucklage ab.

Etwas Statistik zum Schluß
Sonnigste Orte in Österreich (1.-16. November 2011)
1. 147 Stunden    Loferer Alm (S, 1623 m)
2. 145 Stunden    Hahnenkamm/Ehrenbachhöhe (T, 1790 m)
3. 132 Stunden    St. Veit / Pongau (S, 750 m)

Mittlere Sonnenstunden im November in Österreich: ca. 90 – 100 Stunden
Maximale Sonnenstunden im November (Rekord): 244 h (Villacher Alpe aus dem Jahre 1978)

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ursprünglich verfasst für und bereits veröffentlicht auch auf wetter.tv

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