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Extremer Herbst

Jeder, der täglich etwas Zeit in das Wetter investiert, kommt nicht herum die wirklich extremen Ereignissen zu erkennen. Zunächst konnte man diesen langen Altweibersommer beobachten.  Unterbrochen am 19./20. September durch einen massiven Kaltlufteinbruch (Schneefall in Innsbruck und Temperaturrückgang um mehr als 20 Grad binnen Stunden). Dann wieder Hochdruckeinfluss, und zwar 2 Wochen lang, sodass jegliche Wettertextschreiberei einem "Copy and Paste" ähnelte (natürlich versucht man täglich was Neues zu erfinden, irgendwann gehen einem aber trotzdem die Wolken aus). Dann wieder ein Kaltfrontdurchgang (7.10.), der sich gewaschen hat: Temperatursturz um 20 Grad - von 25 auf 5 Grad -  Schneefall diesmal südlich des Alpenhauptkamms, wieder bis in die Tallagen (Villach auf 500 m ...). Es folgte eine massive Warmfront aus Nordwesten, die besonders die Schweiz und Vorarlberg betroffen hat (Hochwasser ...). Danach wieder Wetterberuhigung, ehe gestern (13./14.) eine Kaltfront aus Nordwesten besonders zwischen Mühlviertel und Wienerwald wieder kräftigen Regen brachte...

Verrückter Oktober. Schneefall in Villach (494 m) am 7. Oktober. (Quelle: bildersammlung.ch)


Viele Worte, hier folgen die Fakten, also die aufsummierten Nschl.mengen im Monat Oktober:
Sonnblick (S) 224 Liter / Quadratmeter
Rudolfshütte (S) 202
Bad Ischl (OÖ) 184
Feuerkogel (OÖ) 172
Weyer (OÖ) 169
Galzig (T) 164
Bad Goisern (OÖ) 159
Lunz am See (NÖ) 156
Bad Aussee (ST)  152
Schoppernau (V) 152

Man bedenke: 3 völlig unterschiedliche Niederschlagsereignisse mit unterschiedlichen Mechanismen und Maxima. Und in der Tabelle kommen 10 Orte aus 6 (!) Bundesländern vor , wobei einige Orte mit Nschl.mengen einer ähnlichen Größenordnung folgen (Kössen, St. Wolfgang, Windischgarsten, Lofer, ...)

Wie wir wissen, ist der Mensch aber ein sehr abstrakt denkendes Wesen, Zahlen klingen zwar meistens toll - nur vorstellen kann man sich dabei nur wenig. Das besondere in diesem Fall ist der Blick auf das langjährige Klimamittel für den Monat Oktober, der aber gerade einmal nur zur Hälfte um ist!

Diese oben genannten Niederschlagsmengen entsprechen bereits jetzt teilweise mehr als dem doppelten der sonst üblichen Regenmenge! Der Oktober wird also nicht nur teilweise, sondern verbreitet zu feucht ausfallen. Und das trotz dieses langen Hochdruckwetters (1.-6. und voraussichtlich 14.-18.) und mit bislang nur drei kleinen Fröntchen ...

wet wet wet
Ort - Niederschlag in Liter / Quadaratmeter bis 14.10.2011 - 30-jähriges Oktober-Mittel - In Prozent
St. Pölten (NÖ) 85 - 38 - 223 % 
Seefeld (T) - 132 - 61 -   215 %
Baden (NÖ) - 84 - 42 - 202 %
Windischgarsten (OÖ) - 143 - 74 - 194 %
Weyer (OÖ) - 169 - 68 - 192 %
Jenbach (T) - 132 - 71 - 187 %
Bad Ischl (OÖ) - 184 - 100 - 184 %
Ried / Innkreis (OÖ) - 107 - 58 - 183 %
Kufstein (T) - 126 - 69 - 182 %
Gumpoldskirchen (NÖ) - 74 - 41 - 181 %


Wie gehts weiter? ... Mit Frost!
Es wäre nicht dieser schräge Herbst, wenn er nicht schon wieder was parat hätte ... Nach Abzug der Kaltfront kommt der Alpenraum nämlich in eine Nordost bis Ostanströmung, das heißt es gelangt sehr kühle Kontinentalluft zu uns. Bereits letzte Nacht war es teils frostig,  aber nur in den hochnebelfreien Gebieten wie dem Lungau, dem Waldviertel, dem Ennstal und dem oberen Murtal. Diese Nacht wird es aber Dank der verbreitet klaren Nacht verbreitet frostig, aktuell (23 Uhr) misst man in St. Michael / Lungau bereits - 3 Grad,  in Seefeld, Zwettl und Mariazell -2 Grad und in Reichenau/Mühlviertel, Weitra und Lunz am See -1 Grad.

Verfärbte Bätter, blauer Himmel, wenige Wolken. Auch das ist der Oktober 2011 (Quelle: alpen.wetter)


Und dann? Nächste Woche Föhn !!!
Samstag und Sonntag und Montag: trockenes uns sehr sonniges, aber kühles Hochdruckwetter. Ab Montagabend stellt sich für zwei Tage eine föhnige Südströmung ein (Föhn gabs in diesem Herbst bisher auch nicht oft), mit 100 km/h Böen am Kofel. Das europäische Modell rechnet für den Donnerstag mit einem Kalftontdurchgang, danach wieder Föhn, das amerikanische Modell hat die Front einen Tag zuvor in den aktuellen Berechnungen. Aber ebenso anschließened den Rückfall in das alte (Föhn)muster.

Föhnlage über dem Alpenraum am kommenden Mittwoch (Quelle: wetterzentrale.de)


Wer hat Schuld? La Nina, die Hurrikans???
Eines ist offensichtlich: Jeder Atalantikhurrikan (Ophelia, Philippe, ...) hatte) im europäischen Wetter irgendwie weine "Finger" im Spiel, das wird auch wahrscheinlich so weitergehen. (ist nicht ungewöhnlic sondern entspricht der Norm). Stabile Hochdrucklagen werden von einem massiven Kaltfrontdurchgang abgelöst und das bis zum Ende der Hurrikansaison (November).
La Nina:
*) In Südostasien bringt La Niña Starkregen (wie aktuell in Thailand und Kambodscha beobachtet, siehe Blogbeitrag auf wetter24.de)
*) In Nordamerika wird das Auftreten von Hurrikanen begünstigt.
*) Die Dürre am Horn von Afrika und die Überschwemmungen in Pakistan 2010 -> Wikipedia La Nina "schön", dass man "jemandem" die Schuld geben kann.

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