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Kein Schnee nicht in Sicht?

Versucht man die derzeitige (Schnee-)Lage in Worte zu fassen, kommt man um folgende (im Westen Österreichs beliebte) Formulierung nicht umhin: die doppelte Verneinung, die, im Gegensatz zur grammatischen Lehre etwas anderes audrückt. Nämlich eine Verstärkung des Verneinten ...

Zurück zur Meteorologie. So schön ein stabiles Hochdruckgebiet auch ist (für Meteorologen gleichermaßen wie für alle anderen), es bringt keinen natürlichen Schneefall. Vom harmlosen Gefiesel aus dem Nebel abgesehen. Aber auch jeder ästhetische Sonnenuntergang und jede stundenlange Beobachtung des Sirius bei sternklaren Nächten hat einmal ein Ende.

Koa Schnee nit ...
Der Mangel an Schneefall hat dazu geführt, dass beispielsweise in Tirol derzeit verbreitet nur 40 bis 50 % der sonst üblichen Gesamtschneemenge gibt. "Sonst üblich" ist bei den Meteorologen eine Umschreibung des Terminus "entsprechend dem lang (=30- oder 50-)jährigen Mittelwertes".

Laut einem Artikel auf orf.at zeichnet sich für die Messstellen im Westen folgendes Bild:

Schneehöhen in Tirol
Derzeitige Schneehöhen an den Messstationen des Lawinenwarndienstes Tirol. In Klammer steht der langjährige Mittelwert für Mitte Februar.

Dolomitenhütte
bei Lienz: 19 cm (60 cm)
Boden: 30 cm (75 cm)
Felbertauern Nordportal: 49 cm (75 cm)
Felbertauern Südportal: 54 cm (75 cm)
Kaunertal: 20 cm (40 cm)
Kühtai: 74 cm (110 cm)
Nordkette: 76 cm (180 cm)
Obertilliach: 25 cm (60 cm)
Schlick: 58 cm (80 cm)
St. Veit im Defereggen: 30 cm (40 cm)
Steeg: 24 cm (60 cm) 


Wie bereits im letzten Blog-Posting angesprochen: der letzte nennenswerte flächendeckende Schneefall geht auf die Weihnachtszeit zurück, einzig im Unterland gab es Ende Jänner an die 40 - 50 cm Neuschnee. Dazwischen lagen Südföhnlagen, Warmfronteinfluss und Trockenperioden.

Einzig in Teilen Salzburg sowie im angrenzenden Salzkammergut fiel in den ersten 40 Tagen des Jahres 2011 annährend die Summen dem angjährigen Mittelwertes entsprechend. Sonst waren es verbreitet 30 bis 60 %, in manchen Regionen (Südsteiermark, Tiroler Oberland und Arlbergregion) waren es noch weniger. Überdurchschnittlicher Niederschlag wurde bisher keiner registriert


Niederschlagssummen 01.01. bis 10.02. 2011 im Vergleich (%) zum langjährigen Durchschnitt


Wenn nicht hier, wo dann?
Ein Blick auf die derzeitigen Gesamtschneehöhen in Europa bestätigt die analysierte Schneearmut in den Ostalpen. Rund um die alpine Insel der Seligen bietet sich ein schneearmes Bild. Auffallend sind die großen Neuschneemengen in Skandinavien und Ost-Russland. Kein Wunder, denn dort haben sich in den letzten Wochen (bedingt durch die stabile Lage des Hochs) auch die polaren Tiefdruckgebiete entladen.





Und wie gehts weiter?
Es wird nicht viel Neuschneezuwachs sein, aber bis zum Montagmorgen gibt es mit Sicherheit einen Hauch von Balsam auf die grasbedeckten Hänge. Verantwortlich zeichnet eine Luftmassengrenze, die besonders am Sonntag (warmaktiv) für Niederschlag sorgt.


96h - Neuschneevorhersagen von Donnerstag früh bis Montag früh
Allerdings wird die Freude über das Weiß nur von kurzer Dauer sein: für den Montag kündigt sich eine schwache Südföhnlage und Schneeschmelze bis 2000 m ...


Glaskugelblick
Etwas spekulativ, aber immer wieder spannend. Der Blick auf die Karten des NCEP zeigt folgende Ergebnisse:
*) Februar: zu trocken - und zwar von der Atlantikküste über den Balkan bis in den Nahen Osten
*) März: wenig Änderung im Niederschlagsmuster, d.h. auch zu trocken
*) April: weiterin dominiert Trockenheit
*) Mai und Juni und Juli: irgendwann muss sich die Dürre ja ausgleichen - das NCEP berechnet für den Spätfrühling und Frühsommer feuchte Verhältnisse im Alpenraum.



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Quellenangaben:
Analyse der Niederschlagssummen (1): alpen.wetter; Datenquelle: UBIMET/zamg
Eisbedeckung und Schneehöhen (2): wetterzentrale.de (NCEP)
Neuschneeprognose (3): bergfex.at (zamg Innsbruck)
Niederschlagsprognose (4): http://www.cpc.ncep.noaa.gov (NCEP(NWS/CPC)

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