Direkt zum Hauptbereich

Oktober 2020: kühl, nass, trüb

Die Vegetation wurde reichlich gegossen in diesem Oktober (Foto:alpen-wetter)
 

Der Oktober 2020 präsentierte sich über weite Strecken trüb und nass. Bis auf die ersten drei Tage (letzte Sommertage in Österreich) und eine Woche goldener Oktober (21.-26. Oktober) mit Höchstwerten an die 20 Grad war es meistens zu kühl oder durchschnittlich temperiert. So verwundert es nicht, dass dieser Oktober in Österreich der kühlste Oktober seit 2016 war.

 



Dabei wiederholte sich das Witterungsmuster ein paar mal. Nach Durchzug einer Kaltfront (gepaart mit Föhn, eh klar) bildete sich über Norditalien ein Tief. Während aus Norden weiterhin Kaltluft einsickerte, schob sich die feuchte Mittelmeerluft darüber hinweg (Gegenstromlage). Daraus resultierte viel Regen und zwar beiderseits des Hauptkamms, wie man an der Niederschlagssummenkarte des Monats Oktober sehen kann. Die Maxima sind sowohl in den Nord- als auch in den Südstaulagen der Alpen zu finden. 200 bis 250 mm kamen vom Karwendel bis zum Rofan zusammen, über 250 mm waren es in den Karnischen Alpen.


 

Eine weitere Folge der (verwellenden) Kaltfronten und der Italientiefs waren österreichweit ein massives Sonnenscheindefizit (-27%, trübster Oktober seit 1998) und ein Niederschlagsüberschuss (+60%, nassester Oktober seit 2003).

Markant waren zwei Ereignisse: 

Anfang des Monats (03.) gab es einerseits Südföhn (Patscherkofel 160 km/h, Elferspitze 221 km/h), andererseits rückte uns ein Italietief auf die Pelle, Das hatte in Innsbruck den interessanten Effekt zur Folge, dass es gleichzeitig regnete und föhnte. Abseits des Hauptkamms wurde es nochmals sommerlich warm, am wärmsten war es in Amstetten mit 27 Grad. Aber auch in Kufstein gab es an diesem Tag noch einmal sommerliche 25,1 Grad. Besonders schön waren die Regenbogen, die durch die ungewöhnliche Lage (Regen aus Süden, Snne aus Südosten) im Norden der Stadt zu sehen war.

Blick vom Patscherkofel (03.10.2020, 10:20) auf Innsbruck, den Wipptalausgang und das Oberland. Starker Südföhn am Gipfel, ein Sonnenfenster und von Süden übergreifender Regen sorgten für diesen riesigen Föhnbogen. Quelle: https://patscherkofel.panomax.com/#

Und da gab ja noch den ersten Schnee im Inntal am 27.10.2020. In der Nacht auf den 27. sank die Schneefallgrenze bis in viele Tallagen zwischen dem mittleren Inntal, Pinzgau/Pongau/Lungau und dem Ennstal. In Innsbruck wurden 3 cm Schnee gemessen (Klimabeobachtung). Der erste Schnee fällt in Innsbruck meist Mitte November, letztes Jahr zB war Innsbruck am Morgen des 13. November erstmals weiß. Schnee im Oktober ist etwas seltener, in den letzten 20 Jahren ist das vier mal vorgekommen (2013, 2012, 2010, 2007). Mehr dazu in diesem Blogartikel.

An diesem Tag schneite es zwar bis in die Täler, aber vor allem auf den Bergen summierte sich einiges an Schnee. In sämtlichen Höhenlagen war es in Summe deutlich mehr als in einem durchschnittlichen Oktober, in Obertauern waren es sogar mehr als doppelt so viel.

OrtSeehöhe [m]Summe Neuschnee Oktober 2020Klimamittel 1981-2010Abw. in %
Sonnblick3109194 cm
149 cm
+30,2%
Pitztaler Gletscher2850132 cm
70 cm
+88,6%
Rudolfshütte2310140 cm
96 cm
+45,8%
Obertauern174597 cm
38 cm
+155,3%

Daten: wetterblog.at / ZAMG

Tief verschneite Franz-Senn-Hütte (2.147 m) am 27.10.2020 mit rund 60 cm Neuschnee (Quelle: franzsennhuette.at)

 

Austria is a too small country ...

Nun war es zwar in weiten Teilen Österreichs zu kalt und zu nass, aber im Rest Europas hat der Oktober 2020 ganz anders ausgesehen. Die Analyse des Erdbeobachtungsprogramms der EU (Copernicus) hat ergeben, dass es in Europa insgesamt sogar der wärmste Oktober seit Messbeginn 1979 war. Besonders in Arktis war die Temperaturabweichung enorm, Copernicus berichtet außerdem von der geringsten Meereisausdehnung für einen Oktober seit Messbeginn 1979,


Anomalie der Erdoberflächentemperatur für den Oktober 2020 im Vergleich zum Oktobermittel der Periode 1981-2020. Datenquelle ERA5, Quelle: Copernicus Climate Change Service/ECMWF. https://climate.copernicus.eu


Klimawerte Tirol (Quelle: ZAMG)

Niederschlagsabweichung

+61%

Temperaturabweichung

-0.8 °C

Abweichung der Sonnenscheindauer

-31%

Temperaturhöchstwert

Kufstein (490 m) 25.1 °C am 3.10.

Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin)

Brunnenkogel (3437 m) -15.3 °C am 11.10.

Temperaturtiefstwert unter 1000 m

Ehrwald (982 m) -5.7 °C am 14.10.

höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur

Innsbruck-Uni. (578 m) 9.4 °C, Abw. -0.5 °C

höchste Sonnenscheindauer

Lienz (661 m) 132 h, Abw. -21 %

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie wird der kommende Winter?

Morgenstimmung am Großen Asitz (Salzburgerland) am 21. Oktober 2016 - Quelle: foto-webcam.eu Die Berggipfel hüllen sich bereits das ein um das andere Mal in winterliches Weiß und die nächste Ladung Neuschnee ist eigentlich schon unterwegs. Wir schreiben zwar erst Mitte Oktober und damit befinden wir uns eigentlich im Herbst - doch einzig die spannende Frage nach dem kommenden Winter beschäftigt uns. Wann kommt der erste RICHTIGE Schnee? Wieviel schneit's heuer? Wird es ein guter Winter (aus Sicht der Schneeliebhaber)? Diese Fragen lassen sich natürlich nicht ganz so einfach beantworten, denn wenn es einfach wäre, wäre es nicht Meteorologie. Geht es nach dem Handel, kommt der Winter ohnehin bald (Stichwort: Weihnachtsdekoration). Auch der Tourismus scharrt schon in den Startlöchern, an diesem Wochenende geht das traditionelle Saisonopening des Alpinen Skiweltcups in Sölden über die Bühne. Offizieller Winterbeginn ist für uns Meteorologen traditionell der 1. Dezember ...

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlageber...

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?