Herbst trifft Winter, wie hier in Patsch am Morgen des 27.10.2020 (998 m). Foto: Sabine P. |
Ich schreibe es hier jedes Jahr und ich weiß ich wiederhole mich: der erste Schneefall in der Saison ist doch immer etwas besonderes. Der gedämpfte Schall am Morgen, das aufgebrachte Gezwitscher verwirrter Vögel und der Geruch von kaltem Schnee. Gemischt mit den bizarren bunten Blättern, die natürlich noch an den Bäumen hängen. Mitunter finden sich auch noch letzte Früchte darunter.
In den Prognosen war es nicht wirklich absehbar, von Schneefallgrenze 700 und 800 m war in den Wetterberichten die Rede. In der Nacht auf den 27.10.2020 sank die Schneefallgrenzedann aber doch bis in die Tallagen (570-580 m), am Morgen lag im Osten Innsbrucks etwa 3-5 cm Nassschnee, in der Innenstadt war es deutlich weniger und am Flughafen wurden "Spuren" gemeldet.
Der erste Schnee fällt in Innsbruck meist Mitte November, letztes Jahr zB war Innsbruck am Morgen des 13. November erstmals weiß. Schnee im Oktober ist etwas seltener, in den letzten 20 Jahren ist das vier mal vorgekommen (2013, 2012, 2010, 2007).
Das letzte Mal gab es das im Oktober 2013. Da fielen am 10. Oktober sogar 18 Zentimeter in Innsbruck und ein halber Meter in den Mittelgebirgslagen rund um Innsbruck (Grinzens bis Mutters, Igls bis Rinn)
und im Wipptal (Matrei bis Ellbögen / Patsch) und im Stubaital
(Neustift, Mieders, Fulpmes). Zahlreiche Unfälle, Unterbrechungen, Staus und Schäden durch Schneebruch waren die Folge. 20 ha Obstflächen und 20.000 Kubikmeter Holz waren vernichtet, dazu waren 40.000 Haushalte in 51 Gemeinden zeitweise ohne Strom und in Summe belief sich der Schaden auf 2,6 Mio. Euro. (Bericht auf orf.at)
Blick vom PEMA Gebäude am 27.10.2020 (11:40 MEZ) auf den Osten Innsbruck (Reichenau, O-Dorf, Pradl), Quelle: panomax.innsbruck.com |
Zurück zu diesem Ereignis. Südlich von Innsbruck gab es rund 10 bis 40 cm Neuschnee, das meiste natürlich in den höheren Lagen. Etwa 5-10 cm fiel in den Mittelgebirgen, 15-20 cm waren es im Wipp- und Stubaital, 40-60 cm in Navis, Hintertux, Schmirn, in der Wattener Lizum, am Hoadl oder am Stubaier Gletscher.
Tief verschneit war auch die Franz Senn Hütte in den Stubaier Alpen, nah am Alpenhauptkamm (Webcams: franzsennhuette.at)
Das Schneefallereignis im Inntal war regional stark begrenzt, östlich von Wattens und westlich von Völs gab es so gut wie keinen Schnee (siehe Snowgrid Analyse, Quelle ZAMG). Wobei die Schneemengen im Zillertal wohl hier deutlich unterschätzt sein dürften.
Wetterlage
Auf der Bodenwetterkarte sieht man schon die Übeltäterin. An der langgestreckten Kaltfront von Tief LUCY hat sich über Norditalien ein weiteres Tief gebildet. Dieses schob die Warmluft nach Norden, während aus Norden weiterhin Kaltluft in die Alpen sickerte. Das nennt man Gegenstromlage oder Aufgleiten und ist, v.a. im Herbst meistens für starken Regen und den ersten Schneefall in den Tälern verantwortlich. Bei massiven Niederschlagsraten kühlt die Luft im Tal stark ab und der Schnee fällt ohne gänzlich zu Schmelzen ins Tal. Dabei ist es am Talboden (580 m) meistens gleich kalt wie in der Höhe (1400 m), das nennt man Isothermie.
Wetterkarte am Dienstag, 27.10.2020. um 01 MEZ, Quelle: wetterpate.de |