Bilder wie dieses in Imst werden wir in den nächsten Tagen leider noch häufiger sehen (Foto: zeitungsfoto.at) |
Als eine Folge der heftigen Unwetter befasst sich die Tiroler Tageszeitung mit diesem Thema der Spekulation in ihrer heutigen Ausgabe.
Grund genug auch meine Einschätzung zur Sachlage abzugeben.
Bereits in ihrem Rückblick zum Juni schrieb die ZAMG:
In Vorarlberg und Nordtirol war der Juni 2016 mit einem Niederschlagsüberschuss zum klimatologischen Mittel von 65 Prozent der regenreichste Junimonat seit 1858. Die beiden Monate Mai und Juni zusammen waren in dieser Region, mit einem Plus von 57 Prozent ebenfalls die niederschlagreichsten seit 1858. (Monatsrückblick Juni 2016)
Das
deutet schon an, dass die derzeit Böden ihre Kapazität erreicht haben und kaum mehr Wasser
aufnehmen können. Zu allem Unglück gab es nach den beiden Monaten auch in den letzten zwei Wochen kaum Entspannung. Zwar sind die Temperaturen deutlich gestiegen und
auch die Sonnenanteile (siehe untere Grafik: beide Werte
überdurchschnittlich), aber damit hat auch die Gewittergefahr
zugenommen. Mit dem gestrigen Gewitter hat den Raum Innsbruck schon das
dritte heftige Unwetter innerhalb von zehn Tagen getroffen und jedes Mal waren große Regenmengen
in kurzer Zeit mit dabei. Diese sogenannten "flash floods" werden nicht
(mehr) vom Boden aufgenommen und das Wasser rinnt oberflächig ab. Selbst
Kanal- und Abwassersysteme können mit diesen kurzfristigen Wassermassen
nicht Schritt halten. Es kommt zu Überschwemmungen, Vermurungen und
kleinräumigem Hochwasser.
Große
Regenmengen, d.h. Niederschlagsraten von 15 bis 25 mm in 10 Minuten
oder mehr. Das fällt aber nur in diesen zehn Minuten und nicht über
einen längeren Zeitraum. Für einen Stundenwert werden alle
Zehnminutenwerte zusammengefasst, ein Richtwert sind 20 bis 30 mm/h oder mehr.
Überall ein Plus: in den letzten 4 Wochen war es zu warm (+1,5 Grad), zu nass (+50 %) und zu sonnig (+16 %) - Quelle: ZAMG. |
Diese
Zutaten sind in ihrer Kombination natürlich mehr als ungünstig. Da es seit 160 Jahren keine nasseren Mai- und Juni-Monate gegeben hat,
kann sich auch kein Mensch daran erinnern, was davor passiert ist.
Einzig historische Berichte, Hochwassermarken und eventuell auch
Bauernregeln könnten zur Aufklärung helfen. Heutzutage ist durch die
Vielzahl an Handys / Smartphones die Möglichkeit da, alles zu
dokumentieren. Es gibt Live-Schaltungen auf Facebook-Seiten, zahlreiche
Meldungen an Zeitungen, Radiosender und TV-Stationen und eine Vielzahl an Fotografen und auch Stormchasern. Es gibt praktisch
keinen übergelaufenen Gulli, der es nicht in die Schlagzeilen schafft.
Damit steigt natürlich der subjektive Eindruck, dass "heutzutage mehr
passiert als früher".
Dennoch:
Das Klima ist im Wandel und einer der größten Frage wird sein, welchen
Einfluss die globale Erwärmung auf die Stärke von Unwettern hat. Höhere
Temperaturen heißen nicht unbedingt mehr oder kräftigere Gewitter, denn
die Erwärmung findet nicht in allen Höhenschichten der Atmosphäre
gleichermaßen statt und das hat wiederum Auswirkungen auf den Wind und
die Windänderung mit der Höhe. Diese Windscherung ist der eigentliche
Antrieb für die Weiterentwicklung von Gewittern, nicht nur die
Temperatur am Boden. Womöglich gibt es neben der Verschiebung von
Klimazonen auch noch andere - bislang ungeklärte - Effekte.