Direkt zum Hauptbereich

Vom Föhn verblasen ...

... wurden heute viele Teile Tirols, Vorarlbergs und Kärntens. Fast wie an der Schnur gezogen wurden die Gewitter erst nördlich einer Linie Großes Walsertal, Oberes Lechtal, Inntal, Zillertal, Pinzgau, Pongau, Lungau. Hier wirkte der teils kräftige bis stürmische Föhn (Patscherkofel Böen zwischen 65 und 80 km/h) gewitterhemmend.


Blitze vom 3.August 2014 - Quelle UBIMET, verändert

Föhneinfluss sorgt oft für Auflockerungen am Abend, trotz Schauer am Nachmittag - Foto nicht vom 3.8. (c) alpen.wetter



Die Prognosen lauteten jedoch durch die Bank anders. Zwar nicht unbedingt die, die am Sonntagmorgen für heute Sonntag geschrieben wurden, aber jene der vergangenen Tage.

Das liegt oder lag aber auch daran, dass die Modelle (hier als Bsp. ECMWF) für Sonntagnachmittag stets "Gewitter rechneten". Bei dieser an sich schon diffizilen Wetterlagen (kleinräumige Gewitterentstehung, Föhneinfluss, sich abändernde Zugbahnen von Tiefs, ...) bedarf es einer gehörigen Portion Mut sich gegen das Modell zu entscheiden, für die Textprognose.

Niederschlagsmengen am Sonntagnachmittag - EC Lauf am 2.8.00z - Quelle: UBIMET

Niederschlagsmengen am Sonntagnachmittag - EC Lauf am 2.8.12z - Quelle: UBIMET

Niederschlagsmengen am Sonntagnachmittag - EC Lauf am 3.8.00z - Quelle: UBIMET

Niederschlagsmengen am Sonntagnachmittag - EC Lauf am 3.8.12z - Quelle: UBIMET

Vorhersage 500 hPa Wind (5500m) für Sonntagnachmittag - Quelle: UBIMET

Vorhersage 700 hPa Wind (3000m) für Sonntagnachmittag - Quelle: UBIMET

CAPE (Energie), Windschwerung und Ausfallbares Wasser in der Atmosphäre (PWAT) des RACE-Lokalmodells für Sonntagnachmittag. Werte über 30 sind in unseren Breiten sehr selten, markieren also die Obergrenze - Quelle: UBIMET



Wie "wasserhaltig" die Atmosphäre (siehe PWAT) immer noch ist, kann man an den Niederschlagsraten (pro Stunde) bei diversen Gewittern in den vergangenen Tagen erkennen:

Mörbisch (B, 30.7.): 49,5 mm (UBIMET)
Rekawinkel (NÖ, 3.8.): 48,4 mm (Station ÖBB, UBIMET)
Neusiedl (B, 30,7.) 40,5 mm (ZAMG)
Nexing/Sulz (NÖ, 3.8.): 40,1 mm (Numbis)
Hohenau (NÖ, 3.8.): 39,9 mm (ZAMG)
Gmünd (K, 2.8.): 39,3 mm (ZAMG)
Lunz (NÖ, 3.8.): 38,7 mm (ZAMG)

Interessantes Detail am Rande: In Hohenau an der March fiel somit binnen einer Stunde beinahe soviel wie im Durchschnitt im ganzen August (45,9 mm). Am Ende des Monats August kann es somit sein, dass ein einziges kräftiges Niederschlagsereignis für einen "überdurchschnittlich nassen" August in Hohenau sorgt.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlagebericht

Bodennebel in Innshruck

Bodennebel in Innsbruck ist sehr sehr selten. Bei der Nebelbildung geht es immer darum die bestehende Luftmasse soweit abzukühlen, dass sie den Taupunkt erreicht und kondensiert. Das passiert täglich hundertmal: allerdings in der Atmosphäre als Wolken. Dort reichen Aufwinde (beispielsweise an Berghängen) um Wolken zu bilden. Im Tal entsthet Nebel meist in der Nacht, wenn die dortige Luftmasse über Nacht abgekühlt wurde. Bei sternklarer Nacht und starker Auskühlung doch das beste Rezept, oder? Meist weht in sternklaren Nächten jedoch der Talauswind, der jegliche Nebelbildung unterbindet. Grund für den Talauswind sind Druckunterschiede zwischen Tal und Vorland aufgrund unterschiedlich temperierter Luftmassen. Das heißt nur wenn die Luftmassen im Tal und Vorland ausgeglichen sind, die Druckverteilung also flach ist, weht schwacher Wind im Tal. Und das passierte heute Nacht: Die Hänge sind schneebedeckt, und durch die Schneeschmelze ist die Talatmosphäre feucht. Dazu ist der Himmel aufgelo

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?