Direkt zum Hauptbereich

Kaltfront bringt wieder Hochwasser


Habichen an der Ötztaler Ache, Mittwochnachmittag (13.8.) - Quelle: zeitungsfoto.at
Habichen an der Ötztaler Ache, Mittwochnachmittag (13.8.) - Quelle: zeitungsfoto.at
Nach dem Hochwasser und den Vermurungen im Unterland (in der Kelchsau südlich des Brixentals um genau zu sein) hat es diesmal das Ötztal und das Zillertal erwischt. Innerhalb von 12 Stunden sind entlang des Alpenhauptkamms vom Reschpass über die Ötztaler Alpen bis zu den hohen Tauern zwischen 40 und 60 mm Regen gefallen, die Schneefallgrenze lag bei 3500 m relativ hoch.
Somit stiegen sämtliche Pegel im Einzugsgebiet kurzfristig rasant an, von der Ötztaler Ache über die Sill bis zum Tuxerbach. Teilweise kam es zu einem HQ30, einem 30 jährigen Hochwasser. In Folge wurde auch am Inn HQ5 bis HQ10 erreicht.

Pegel Sölden - HD Tirol

Pegel Huben - HD Tirol
Pegel Telfs - HD Tirol

Pegel Innsbruck - HD Tirol

Pegel St. Jodok - HD Tirol

Pegel Mayrhofen - HD Tirol
Pegel Lienz- HD Tirol


Stationsverlauf Obernberg, ca, 100 mm sind hier in den letzten 72 Stunden gefallen - HD Tirol


Schuld daran ist wieder eine verwellende Kaltfront eines Tiefs, das von Frankreich in Richtung Polen zieht, eingelagerte Schauerzellen sorgen binnen kürzester Zeiten für große Regenmengen (bei Raten bis zu 10 mm/h). Und natürlich die nasse Vorgeschichte der letzten Tage.


Tief VERENA über Frankreich mit dazugehöriger Kaltfront. Neben dem Starkrgen kamen im Gebirge auch schwere Sturmböen dazu (Kredarica (SLO) 133 km/h, Rudolfshütte, Zugspitze und Villacher Alpe 108 km/h, Sonnblick 101 km/h, Patscherkofel 94 km/h) -- Quelle EUMETSat/UBIMET 13.08.2014 12 UTC
Satellitenbild zum selben Zeitpunkt mit Zoom auf Österreich + Radarbild + Blitze. Zu dem Zeitpunkt gab es Stundenraten zwischen 10 und 12 mm zwischen den Tuxer Alpen und den Ötztalern - Quelle: EUMETSat/UBIMET 13.08.2014 12 UTC

72-Stunden Summen (bis 13.8. 21:00 MESZ)

Österreich:
Loibl 114 mm
Kolm-Saigurn 111,6 mm
Gaschurn 86,9 mm

Tirol:
St. Jakob / Defereggen 99,0 mm
Brenner: 90,7 mm
Virgen 73,9 mm
Steinach/Brenner 71,7 mm
Galzig 71,7 mm
Pitztaler Gletscher 70,4 mm
...
Innsbruck - Uni 39,2 mm

Somit sind in den ersten 13 Tagen des Augusts am Brenner bereits 121 % des mittleren Niederschlags enes durchschnittlichen Augusts gefallen, und auch in Nauders (106%)m am Patscherkofel (91 %) und in Kufstein (90 %) wird der August 2014 zu nass ausfallen.


Hochwasserinfo des Hydrographischen Dienstes Tirol:

Hochwasserinformation

Herausgegeben am Mittwoch, 13. August 2014 um 18:00 Uhr:
Tirolweit sind in den vergangenen 24 Stunden 20mm bis 50mm Niederschlag gefallen. Eine Tirol am Alpenhauptkamm ostwärts querende Niederschlagsfront löste steile Hochwasserwellen im Einzugsgebiet der Ötztaler Ache, der Sill, des Ziller und der Isel aus. Diese intensive Niederschlagszone ist laut aktuellem Niederschlagsbild weiter Richtung Osten gezogen und liegt derzeit über Kärnten und Oberösterreich.
Aktuelle Pegelstände:
  • Pitze: Der Scheitel der Hochwasserwelle hat bereits den Inn erreicht und liegt im Mündungsbereich bei HQ30.
  • Ötztaler Ache: Der Scheitel der Hochwasserwelle hat bereits den Inn erreicht und liegt im Mündungsbereich bei HQ10.
  • Sill: Der Scheitel der Hochwasserwelle hat bereits den Inn erreicht und liegt im Mündungsbereich bei HQ10.
  • Ziller: Der Scheitel der Hochwasserwelle erreicht um ca. 19:00 Uhr den Inn (Größenordnung HQ10).
  • Inn-Gesamt: Der Inn erreicht Tirol an der Landesgrenze mit einer Wasserführung im Bereich HQ5, der Scheitel der aus dem Engadin kommenden Hochwasserwelle wird in den nächsten Stunden erwartet. Auf Grund der hohen Wasserführung der südlichen Zubringer wird am Inn ein Hochwasserscheitel im Bereich HQ5 bis HQ10 erwartet. Der Scheitel der Hochwasserwelle dürfte Innsbruck um Mitternacht passieren.
  • Osttirol: Die Pegel im Oberlauf von Isel und Tauernbach haben den Hochwasserscheitel bereits überschritten (Größenordnung HQ10), in Lienz wird ein Scheitel kleiner HQ10 erwartet.

Links:
LandTirol: https://www.tirol.gv.at/umwelt/wasser/wasserkreislauf/hochwasserinformation/
orf.at: http://tirol.orf.at/news/stories/2662937/
TT: http://www.tt.com/panorama/unfall/8803754-91/heftige-regenf%C3%A4lle-sorgten-f%C3%BCr-muren-und-%C3%BCberflutungen-in-tirol.csp

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie wird der kommende Winter?

Morgenstimmung am Großen Asitz (Salzburgerland) am 21. Oktober 2016 - Quelle: foto-webcam.eu Die Berggipfel hüllen sich bereits das ein um das andere Mal in winterliches Weiß und die nächste Ladung Neuschnee ist eigentlich schon unterwegs. Wir schreiben zwar erst Mitte Oktober und damit befinden wir uns eigentlich im Herbst - doch einzig die spannende Frage nach dem kommenden Winter beschäftigt uns. Wann kommt der erste RICHTIGE Schnee? Wieviel schneit's heuer? Wird es ein guter Winter (aus Sicht der Schneeliebhaber)? Diese Fragen lassen sich natürlich nicht ganz so einfach beantworten, denn wenn es einfach wäre, wäre es nicht Meteorologie. Geht es nach dem Handel, kommt der Winter ohnehin bald (Stichwort: Weihnachtsdekoration). Auch der Tourismus scharrt schon in den Startlöchern, an diesem Wochenende geht das traditionelle Saisonopening des Alpinen Skiweltcups in Sölden über die Bühne. Offizieller Winterbeginn ist für uns Meteorologen traditionell der 1. Dezember ...

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlageber...

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?