Direkt zum Hauptbereich

Arm an Schnee

Das letzte Posting des Jahres beschäftigt sich nicht mit der Bilanz des abgelaufenen Jahres - dazu braucht es mehr Zeit.

Richtig winterlich ist es derzeit nur in Osttirol, am Christtag gab es hier den letzten markanten Neuschneezuwachs (Quelle: osttirol-online.at)
Es geht aber um den abgelaufenen Monat Dezember, der sich durch vier wesentliche Merkmale auszeichnete:
*) Hauptsächlich Hochdruck- und Südföhnlagen, sämtliche Fronten zerschellten ...
*) dadurch sehr wenig Niederschlag in Nordtirol und bis auf die Schneemassen am Christtag in Osttirol auch dort sehr trocken (von Vbg bis OÖ der trockenste Dezember seit 40 Jahren).
*) logischerweise mehr Sonnenschein als im langjährigen Mittel (der zweitsonnigste Dezember seit Beginn der Aufzeichungen 1906) und
*) besonders auf den Bergen sehr warm (hier der zweitwärmste seit 163 Jahren) - markantes Weihnachtstauwetter.

Temperaturabweichungen im Dezember und in den letzten 7 Dezembertagen. Deutlich zu mild war es in Mittel- und Osteuropa, während es im Mittelmeerraum kälter als im Mittel war - in Erinnerung bleiben die Schneefälle in Jerusalem, Kairo und Istanbul (Quelle: NCEP / severe weather.eu)


Erratum: die anfangs geposteten Bilder aus Ägypten waren "leicht" nachbearbeitet. Aber auch wenn das Foto ein Fake ist: Tatsache ist, dass die meisten Bewohner von Kairo das erste Mal in ihrem Leben Schnee gesehen haben ...
 "Snow really did fall on Friday (13.12.2013 Anm.) in nearby New Cairo City, but the wintry weather wasn't enough to cover Egypt's most famous monuments, the Pyramids or the Sphinx." (Infoquelle: http://www.mirror.co.uk/news/world-news/cairo-snow-picture-snow-covered-pyramids-2929265 / Bildquelle: sturmforum.ch


Hier sind Bilder, wie es wirklich ausgesehen hat:

Madinaty, 40 kms east of Cairo (Quelle: http://english.alarabiya.net)
Manche Quellen sagen, dass es das erste Mal seit "many, many years" geschneit hat in Kairo, andere gehen von "dem ersten Mal seit 1879 aus". Nichtsdestotrotz hat dieses Bild aus Sinai wohl Seltenheitswert (Quelle: http://www.buzzfeed.com/sheerafrenkel/its-snowing-in-cairo-for-the-first-time-in-112-years)


Einen Ort, den man meist in einem anderen Zusammenhang in den Nachrichten hört: Ramallah am Abend des 13. Dezember 2013(Quelle: https://twitter.com/hiba_natour/status/411527051062296576/photo/1


Schnee in Nord Saudi-Arabien (Tabuk) am 13./14. Dezember (Quelle: http://www.alamattaqs.com/vb/showthread.php?t=8295#.UqyUlv3HBVY.twitter)

Schnee in Nord Saudi-Arabien (Tabuk) am 13./14Dezember (Quelle: http://www.alamattaqs.com/vb/showthread.php?t=8295#.UqyUlv3HBVY.twitter)


Felsendom und Klagemauer nach den heftigsten Schneefällen seit 20 Jahren. Quelle: Dusan Vranic/Associated Press
 Interessante Links:
KAIRO: http://www.buzzfeed.com/sheerafrenkel/its-snowing-in-cairo-for-the-first-time-in-112-years
JERUSALEM: http://www.buzzfeed.com/tasneemnashrulla/32-incredible-pictures-of-a-rare-snowstorm-in-jeruslem

SCHNEE IN TIROL
Anders als in Äqypten und Saudi-Arabien sah und sieht es auf Tirols Bergen aus, was den Schnee betrifft. Gerade einmal 10 cm liegen in Seefeld, 21 am Brenner und in Lienz und 30 bis 40 cm in den Tälern Osttirols. In Lagen unterhalb von 1000 m ist es in Nordtirol verbreitet grün. Österreichweit zeigt sich dasselbe Bild.
Weiß sind nur die Skipisten (im Hintergrund Mutterer Alm), sonst ist es recht frühlingshaft, 28.12. 2013 morgens (c) alpen.wetter

Fokus Bergisel-Springen

Der Mangel an Schnee sowie das Weihnachtstauwetter haben auch der Anlaufspur und dem präparierten Aufsprungbereich auf dem Bergisel  zu schaffen gemacht. Vor Weihnachten sei "alles schon bereit gewesen". Doch die milde Luft und der Regen haben das übrige getan.

Sulz statt Schnee eine Woche vor dem Springen(Quelle TT/Schranz)

In den vergangenen Tagen wurden 100 LKW-Fuhren zu je dreizehn Kubikmeter Schnee aufgebracht, 20 kommen noch am Sonntag dazu, dann sind die Schnee-Depots aufgebraucht. „Wir sind derzeit auf der Suche, von wo wir am Montag (30.12.)noch Schnee bekommen“, sagte Schranz (Anm. Chef des Organisationskomitees), „aber zumindest die Wettervorschau mit kälteren Temperaturen macht uns zuversichtlich. Vorläufig sind wir für einen Bewerb bereit.“ Schranz gesteht aber: sollte es am 4. Jänner einen ähnlichen Föhn-Sturm wie am Samstag geben, kann nicht gesprungen werden. 2008 wurde das Springen am Innsbrucker Traditionsberg wegen starken Föhns abgesagt und nach Bischofshofen verlegt. Inzwischen gibt es ein Wind-Netz. „Aber das hält nur 16 Meter pro Sekunde aus. Bei so einem Orkan wie am Samstag müssten wir absagen“, erklärte Schranz.(TT am 29.12.)


http://www.tt.com/sport/7669096-91/trotz-f%C3%B6hn-orkan-und-regen-bergiselspringen-vorl%C3%A4ufig-gesichert.csp

Die Prognosen (also meine) sehen für die nächste Tage deutliche Plusgrade tagsüber, in der Nacht aber leichten bis mäßigen Frost. Am Donnerstag (2.) kann es zudem leicht regnen. Der Freitag (3. / Quali) und der Samstag (4. / Wettkampf) stehen im Zeichen des Südföhns. Am Wettkampftag selbst kann der Föhn um die Mittagszeit schon durchbrechen, dabei sind Böen zwischen 60 und 80 km/h durchaus im Bereich des Möglichen (17 - 22 m/s). Er wird aber aller Voraussicht nach nicht so stark wie an den Weihnachtsfeiertagen (Böen zwischen 90 und 105 km/h).
Selbst wenn also Anlaufspur und Aufsprungbereich die milden Temperaturen "überleben" kommt der Föhn ins Spiel. Wenn es also zu einem Springen kommt, werden die Bedingungen mehr als schwierig für alle Teilnehmer werden. Überraschungssieger vorprogrammiert. Das wär aber nix Neues ...

Beliebte Posts aus diesem Blog

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlagebericht

Bodennebel in Innshruck

Bodennebel in Innsbruck ist sehr sehr selten. Bei der Nebelbildung geht es immer darum die bestehende Luftmasse soweit abzukühlen, dass sie den Taupunkt erreicht und kondensiert. Das passiert täglich hundertmal: allerdings in der Atmosphäre als Wolken. Dort reichen Aufwinde (beispielsweise an Berghängen) um Wolken zu bilden. Im Tal entsthet Nebel meist in der Nacht, wenn die dortige Luftmasse über Nacht abgekühlt wurde. Bei sternklarer Nacht und starker Auskühlung doch das beste Rezept, oder? Meist weht in sternklaren Nächten jedoch der Talauswind, der jegliche Nebelbildung unterbindet. Grund für den Talauswind sind Druckunterschiede zwischen Tal und Vorland aufgrund unterschiedlich temperierter Luftmassen. Das heißt nur wenn die Luftmassen im Tal und Vorland ausgeglichen sind, die Druckverteilung also flach ist, weht schwacher Wind im Tal. Und das passierte heute Nacht: Die Hänge sind schneebedeckt, und durch die Schneeschmelze ist die Talatmosphäre feucht. Dazu ist der Himmel aufgelo

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?