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Über den Verhältnissen

Auch wenn die vielen Wolken und die Regenschauer darüber hinweg täuschen mögen: Die aktuellen Temperaturen sind deutlich zu warm.

"Wir" leben also über den Verhältnissen. "Wir", das sind in erster Linie die Westösterreicher.

Schuld an diesem Wetterzustand ist ein sehr kräftiges Tief westlich der Iberischen Halbinsel, das die nach wie vor heiße Mittelmeerluft sehr weit in den Norden führt (von Südspanien bis in die Türkei hat es immer noch an oder über 30 Grad). Gleichzeitig führt(e) ein Tief über Osteuropa sehr kalte Arktikluft in den Süden, sodass das Thermometer zwischen Mittelschweden und Ostrussland nicht mehr über 5 bis 10 Grad hinaus kommt.

Bildlich gesprochen:

Klassische Omega-Strömungslage: Das Atlantiktief wölbt einen Hitzekeil auf, der bis nach Schottland reicht (Quelle: UBIMET, ECMWF)

Die Situation in 850 hPa: Kampf heiß gegen kalt. Österreich liegt genau dazwischen, der Westen näher an der "Hitze"zunge (Quelle: UBIMET, ECMWF)

Die Kraft der Sonne
Obwohl die Jahreszeit schon fortgeschritten ist, gibt es bemerkenswerte Tagesgänge. Anfang der Woche lagen zwischen Winter (-2) und Sommer (+25) nur wenige Stunden, in St. Michael im Lungau (und anderen Orten im näheren Umkreis und Einflussbereich des Nordföhns) konnte man diesen eindrucksvollen Temperaturanstieg beobachten:

Tagesgänge 24.09.2013
1. St. Michael / Lungau (S) 1050 m +26 (-1,9 / +24,1)
2. Weitensfeld (K) 708 m +25,1 (0,2 / 25,3)
3. Tamsweg (S) 1022 m +24,6 (-0,2 / 24,4)
4. Murau (St) 814 m +23,3 (2,9 / 26,2) und auch wärmster Ort Österreichs an diesem Tag
5. Zeltweg (St) 682 m 23,1 (1,5 / 24,5)
6. Sillian (T) 1080 m 23,0 (1,5 / 24,5)
...
Hohenau (NÖ)  155 m 4,4 (14,9 / 19,3)
Wien H-W (W) 198 m 3,7 (16,0 / 19,8)
Poysdorf (NÖ) 202 m 3,5 (14,8 / 18,3)


Und jetzt der Bogen zum Klima ...
Am Boden ist diese Erwärmung nicht immer unmittelbar zu spüren (wenn gerade im Herbst bei weniger Sonne der Antrieb zur Durschmischung fehlt), aber in der Höhe. Und das genau in sensiblen hochalpinen Regionen der Alpengletscher. Zwar haben günstige Wetterverhältnisse dafür gesorgt, dass im Juni eine ordentliche Schneeauflage die Ausstrahlung vermindert und den Schmelzvorgang gebremst hat, aber die dennoch sehr warmen Juli- und Augustmonate haben wieder vieles ausgeglichen.

Auch in der Arktis, einer ebenso sensiblen Region gerät das Klimasystem etwas außer Kontrolle. Fast jährlich schmilzt mehr Eis weg als in den vergangenen Jahren.



http://nsidc.org/arcticseaicenews/

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