Direkt zum Hauptbereich

Wetterküche

Die Abkühlung der letzten Tage hat wirklich gut getan. Nach der Hitze der letzten Woche (33,5 Grad in Landeck am Samstag, 03. Juli) waren die Schauer und Gewitter von Sonntagnachmittag und heute Montag eine willkommene Abwechslung. Die Pollenbelastung geht runter, ebenso wie die Temperaturen - vor allem die in der Nacht. So gefällt der Sommer: 5-6 Tage heiß mit Gewitter, 2-3 Tage leichter Kaltfrontdurchgang mit Schauern. Außerdem werden die kommenden Nächte nach dem morgigen Kaltfrontdurchgang wieder recht kühl (einstellig in manchen Alpentälern) und die Fernsicht vor allem am Mittwoch berauschend!

Und jetzt kommt das große ABER. Die Gewitteraktivität von gestern (Link zu Manfreds Analyse) hat auf jeden Fall seine Spuren hinterlassen: Vermurungen, Überflutungen, Straßensperren, Hochwasser, Feuerwehr im Dauereinsatz. Gestern hat es das Salzkammergut getroffen.

Die Bilder sprechen für sich:


Wie kam es dazu?
Mehrere Gewitterzellen überquerten das Salzkammergut und sorgten für Starkregen. Gemessen wurde über 120 l/m² innerhalb von 24 Stunden . Also etwa eine volle Badewanne auf einige Quadratmeter zwischen Gmunden und Bad Aussee. Tatsächlich könnten es auch mehr sein. Die Wetterstation in Bad Ischl misst ja nur 'zufällig' da wo sie aufgestellt wurde. Die Niederschlagsanalyse von gestern 2100 MESZ sieht wie folgt aus (24h - (c) UBIMET, Daten von der ZAMG):

Radarbild (20 MESZ) und Satellitenbild (ebenfalls 20 MESZ) zeigen die Lage der Gewitterzelle(n) direkt über dem Salzkammergut:


Vom Flugzeug aus betrachtet sieht man, wie die einzelne Zelle aus der flachen Wolkenschicht emporgeschossen ist und über dem Rest der flachen Wolken thront. Hier auf über 10000 m merkt man nichts, aber auch gar nichts von dem Unheil, welches diese Zelle gebracht hat.


Man bestaunt aber dennoch diese spezielle Wolke. Und im Detail sieht man ganz wundervoll die Strukturen des Cumulonimbus incus - kurz Cb inc (von lat. cumulus = Anhäufung und nimbus = Regenwolke sowie das Kürzel incus = Amboß ): die bauschigen Knäuel am Rumpf (Turbulenzen) und der schön nach außen gewölbte Schirm (Ausbreitung an der Tropopause). Die klaren Grenzen zeigen, dass die Wolkenobergrenze bereits vereist ist - ein Merkmal für die Mächtigkeit des Gewitterturms.


Wenn man das Glück hat bei einer solchen Wetterlage im Flugzeug sitzen zu dürfen und der Pilot auch noch brav um den Cb herum fliegt ... ja dann ist man trotzdem der Einzige, der am Fenster pickt und 30 Fotos schießt ...

die weiteren Wetteraussichten
Morgen Dienstag überquert eine schwache Kaltfront den Alpenraum: Regen im Nordstau, Nordföhn im Lee (Osttirol bis Fischbacher Alpen), starker Wind im Flachland, Auflockerungen im Osten.
Ab Mittwochnacht wieder Hochdruckeinfluss von Westen her. Kühle Temperaturen zunächst in der Früh, durch viel Sonne marschiert das Tmax aber wieder in Richtung 30 Grad-Marke (Do,Fr) und darüber (Sa, So). Durch die Lage unter dem Hoch ist die Neigung zu Schauern und Gewittern äußerst gering. Erst am Samstagabend könnte es vielleicht interessant werden. Aber das ist noch zu weit weg.
Für die Aufräumarbeiten im Salzkammergut ist also zum Glück besseres Wetter und kein weiteres größeres Unwetter in Sicht!

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie wird der kommende Winter?

Morgenstimmung am Großen Asitz (Salzburgerland) am 21. Oktober 2016 - Quelle: foto-webcam.eu Die Berggipfel hüllen sich bereits das ein um das andere Mal in winterliches Weiß und die nächste Ladung Neuschnee ist eigentlich schon unterwegs. Wir schreiben zwar erst Mitte Oktober und damit befinden wir uns eigentlich im Herbst - doch einzig die spannende Frage nach dem kommenden Winter beschäftigt uns. Wann kommt der erste RICHTIGE Schnee? Wieviel schneit's heuer? Wird es ein guter Winter (aus Sicht der Schneeliebhaber)? Diese Fragen lassen sich natürlich nicht ganz so einfach beantworten, denn wenn es einfach wäre, wäre es nicht Meteorologie. Geht es nach dem Handel, kommt der Winter ohnehin bald (Stichwort: Weihnachtsdekoration). Auch der Tourismus scharrt schon in den Startlöchern, an diesem Wochenende geht das traditionelle Saisonopening des Alpinen Skiweltcups in Sölden über die Bühne. Offizieller Winterbeginn ist für uns Meteorologen traditionell der 1. Dezember und b

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlagebericht

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?