Direkt zum Hauptbereich

Wann ist ein Rekord ein Rekord?

 



Zehn Jahre ist es nun her, dass die sommerliche Temperaturjagd in einem neuen Allzeitrekord endete. Man kann hier durchaus von Krimi sprechen. Die 40,5 Grad blieben seit dem unerreicht.

Vorgeschichte. 30 Jahre lang hat der Hitzrekord gehalten. 39,7 Grad wurden am 27. Juli 1983 in Dellach im Kärtner Drautal gemessen. Er galt lange als Rekord für die Ewigkeit und stand auch in vielen Schul- und Geschichtsbücher. Der Rekord überdauerte den Hitzesommer 2003 und so mancheiner dachte ob es sich damals vielleicht sogar um einen Messfehler handelte? Warum war es damals im Juli 1983 so unglaublich heiß im Drautal? 

Erstmals 40 Grad

Dann im Sommer 2013 kam Bewegung in die Rekordliste Österreichs.Zur größten Verblüffung aller Meteorologen wurde der Hitzherekord abermals in Kärnten gebrochen und schon wieder im Drautal. Am 3. August 2013 wurden in Dellach 39,9 Grad erreicht - knapp NICHT 40 Grad.

Schlußendlich gab es ihn aber doch noch, den ersten 40er in Österreich. Ein ruhmreicher Rekord? Nicht unbedingt. Nur ein paar Tage später, am 8. August wanderte der Hitzepokal in den Osten Österreichs, in das Tiefland östlich von Wien. In Bad Deutsch-Altenburg wurden 40,5 Grad erreicht - ein Rekord, der seit damals hält. Am selben Tag wurden auch in Neusiedl am See (Burgenland) 40,6 Grad erreicht. Der Wert hielt der Qualitätskontrolle nicht stand. Die Stellungnahme von amtlicher Seite (ZAMG) dazu:

„Die Prüfung ergab unter anderem, dass der Sprung innerhalb weniger Minuten von 38 Grad auf über 40 Grad und dann gleich wieder auf 38 Grad nicht mit der Wetterlage und mit dem Verhalten vergleichbarer Wetterstationen zusammenpasst. Es dürfte eine Beeinflussung von außen gewesen sein, etwa durch ein in der Nähe abgestelltes Fahrzeug.“

Dieser Rekord aus Neusiedl wurde nachträglich aus den Daten entfernt. Bislang gab es also drei Mal 40 Grad in Österreich und zwar durchwegs am 8. August 2013. In Innsbruck gab es übrigens am 30. Juni 2019 den heißesten Tag der Messgeschichte mit 38,5 Grad.

Höchstwerte in Österreich nach Bundesland (Stand 09.08.2013, Quelle, ORF/APA)


Höchstwerte der letzten Jahre (Quelle: ZAMG/GSA)

2023: Bludenz (V, 571 m) 37,7 °C am 11. Juli (vorläufig)

2022: Seibersdorf (N, 185 m) 38,7 Grad am 05. August

2021: Bad Deutsch Altenburg (N, 169 m) 37,5 Grad am 08. Juli

2020: Wien-Innere Stadt (W, 177 m) 37,2 °C am 28. Juli

2019: Krems (N, 203 m) 38,8 °C am 01. Juli 

2018: Enns (O, 317 m) 37,3 °C am 09. August

2017: Wien-Innere Stadt (W, 177 m) 38,9 °C am 03. August

2016: Krems (N, 203 m) 36,0 °C am 11. Juli

2015: Krems (N, 203 m) 38,3 °C 19. Juli 

2014: Innsbruck/Uni (T, 578 m) am 9. Juni.
Neusiedl/See (B, 148 m) am 11. Juni
Waidhofen/Y. (N, 365 m) am 20.Juli
Wieselburg (N, 259 m) am 20.Juli ... 35,7 °C


Mehr über den Rekordtag von meinem damaligen Chef bei UBIMET in der Presse.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie wird der kommende Winter?

Morgenstimmung am Großen Asitz (Salzburgerland) am 21. Oktober 2016 - Quelle: foto-webcam.eu Die Berggipfel hüllen sich bereits das ein um das andere Mal in winterliches Weiß und die nächste Ladung Neuschnee ist eigentlich schon unterwegs. Wir schreiben zwar erst Mitte Oktober und damit befinden wir uns eigentlich im Herbst - doch einzig die spannende Frage nach dem kommenden Winter beschäftigt uns. Wann kommt der erste RICHTIGE Schnee? Wieviel schneit's heuer? Wird es ein guter Winter (aus Sicht der Schneeliebhaber)? Diese Fragen lassen sich natürlich nicht ganz so einfach beantworten, denn wenn es einfach wäre, wäre es nicht Meteorologie. Geht es nach dem Handel, kommt der Winter ohnehin bald (Stichwort: Weihnachtsdekoration). Auch der Tourismus scharrt schon in den Startlöchern, an diesem Wochenende geht das traditionelle Saisonopening des Alpinen Skiweltcups in Sölden über die Bühne. Offizieller Winterbeginn ist für uns Meteorologen traditionell der 1. Dezember und b

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlagebericht

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?