Das Mittelmeertief XUNAV hat dem Südalpenbereich (Südtirol, Osttirol, Oberkärnten) binnen weniger Stunden enorme Niederschlagsmengen gebracht. Von Freitagabend weg (04.12.) schneite und regnete es im Südstau der Alpen für mehrere Stunden ohne Pause. Je nach Intensität des Niederschlags pendelte die Schneefallgrenze zwischen den Tallagen und etwa 1.500 m. Der starke Wind auf den Bergen und die großen Schneemengen sorgen in den höheren Lagen für große (Stufe 4) bis sehr große (Stufe 5) Lawinengefahr, in Prägraten und Hopfgarten sind am Samstagabend bzw Sonntagmorgen bereits zwei Lawinen bis ins Siedlungsgebiet abgegangen. Außerdem sind in Osttirol noch tausende Haushalte von Stromausfällen betroffen. Im Raum Lienz sorgen hingegen die großen Regenmengen und der schwere, nasse Schnee für Probleme (Hochwasser, Überflutungen).
Am Samstagabend (05.12.) schneite es auch in Nordtirol gebietsweise recht kräftig, so kamen in Umhausen im Ötztal binnen 24 Stunden 80 cm Neuschnee zusammen (neuer Rekord, Messbeginn 1956), am Brenner waren es sogar 90 cm. Inzwischen liegen auf den Bergen Osttirols zwischen 160 und 200 cm Schnee, in höheren Tälern um die 120 cm und in den tieferen Lagen 30 cm.
--- Schneehöhen Sonntag, 06.12., Nachmittag (14:00 - 16:00) ---
199 cm Porzehütte (Osttirol)
178 cm Conny Alm (Osttirol)
164 cm Zettersfeld (Osttirol)
161 cm Dresdnerhütte (Nordtirol)
124 cm Obertilliach (Osttirol)
119 cm St.Jakob/Defereggen (Osttirol)
100 cm Sillian (Osttirol)
94 cm Wattener Lizum (Nordtirol)
90 cm Obergurgl (Nordtirol)
89 cm Kals (Osttirol)
84 cm Brenner
80 cm Seegrube (Nordtirol)
29 cm Lienz (Osttirol)
Betrachtet man sich die Niederschlagsmengen in Liter pro Quadratmeter (=Millimeter, mm), sprich den geschmolzenen Schnee, so kann man die verschiedenen Regionen (und Jahreszeiten) noch besser miteinander verlgeichen.
Bis Sonntagmorgen (06.12.) fielen in Kornat (K) 285 mm in 48 Stunden, der Rekord liegt hier bei 293 mm aus dem Oktober 2018 (Messbeginn 1948). In Lienz kamen im selben Zeitraum 210 mm zusammen, hier liegt der Rekord bei 258 mm aus dem November 1966 (Messbeginn 1880 !).
Schneehöhen Montag, 07.12., Morgen (06:00-08:00)
Das Update der Daten vom Sonntag ergab dann schließlich neue 72h-Rekorde für Lienz, Sillian, Döllach und St. Jakob. Sieh Tabelle unten.
Ein Schneerekord, also ein Rekord der maximalen Schneehöhen wurde nur in St. Jakob / Defereggen aufgestellt. Noch nie lagen in einem Dezember mehr Zentimeter Schnee als in am 07.12.2020 (142 cm). Der alte Rekord lag bei 113 Zentimeter im Dezember 2008. Weitere Rekorde wurden nicht gebrochen, da vor allem in tieferen Lagen immer wieder auch Regen fiel, was sich natürlich negativ auf die Gesamtschneehöhe auswirkte.
Rekorde (Quelle: ZAMG)
Nach einem Tag Verschnaufpause hat es am 8. und 9. Dezember weitergeschneit. Am Morgen des 09.12. (Mittwoch) waren es in Obertilliach 167 cm, in Sillian 136 cm, in St.Jakob 130, in Kals 105 cm und in Lienz 69 cm. Nun fragt man sich ob es nicht vielleicht bei den Stationen des Hydrografischen Dienstes noch Rekorde gab? Für die Gesamtschneehöhe bedeuten die rund 170 cm in Obertilliach einen neuen Dezemberrekord, zumindest seit 1970 (so lange liegen Daten öffentlich vor). Bisher war hier das Dezembermaximum 160 cm im Dezember 1979.
Für das gesamte Jahr ist das aber kein Rekord, im Februar und auch im März 2014 wurden hier mehr als 200 cm gemessen..
Auswertung der Station Obertilliach von 1895 bis 2018/19. Dargestellt sind die maximalen Schneehöhen eines Winterhalbjahres. Auf den ersten Blick fällt schon auf, dass eine Schneehöhe von 200 cm gar nicht so lange her ist. In den Daten des HD Tirol ist der März 2014 zu finden mit einer maximalen Schneehöhe von 213 cm. Quelle: Andre, K (2019b) |
Weitere Infos:
https://www.zamg.ac.at/cms/de/wetter/news/einzelne-niederschlags-und-schneerekorde
https://www.zamg.ac.at/cms/de/wetter/news/niederschlagsmengen-stellenweise-im-rekordbereich
https://tirol.orf.at/stories/3079327/