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Der Mai 2020: oft wechselhaft, dennoch zu trocken



Der Mai 2020 war charakterisiert durch eine wechselhafte Witterung, wobei er in puncto Temperaturen und Sonnenschein in Tirol relativ ausgeglichen war. Österreichweit war dieser Mai etwas zu kühl (-0,7 Grad) und somit der erste zu kühle Monat seit dem Mai 2019. Das Niederschlagsdefizit von März und April setzte sich vor allem im Westen und Süden Österreichs indessen fort und somit war dieser Frühling (der meteorologisch aus diesen drei Monaten besteht), in Tirol einer der 5 trockensten Frühlinge in den letzten 170 Jahren und der trockenste seit 1946. Österreichweit war dieser Frühling einer der 15 trockensten, schreibt die ZAMG.




Erleben konnte man in diesem Mai ziemlich viel vom Wetter. Nach der Corona-Quarantäne im April konnte man das Wetter aber zum Beispiel für die ersten größeren Ausflüge und Wanderungen gut nutzen. Der Atlantik mischte ziemlich mit in diesem Mai und somit ging es mit den Temperaturen abschnittsweise bergauf und bergab. In Summe kamen in diesem Mai in Innsbruck aber nur 42 Liter/m2 an Niederschlag zusammen (Stand 01.06.2020), was einem Defizit von 38 % entspricht (Soll: 68 mm, 1981-2010). Betrachtet man alle 3 Monate März, April und Mai zusammen, also den meteorologischen Frühling, so ergibt sich für Innsbruck ein Minus von 52 %. Normalerweise fallen in diesem Zeitraum 185 mm, in diesem Jahr waren es gerade einmal 88 mm (Stand 01.06.2020).

Abwechselnd gab es in diesem Mai Kalt- und Warmphasen, die sich in Summe ausgeglichen haben. Markant war hier der 23. Mai, der mit 31,4 Grad Maximum den ersten Tropentag markierte (Quelle: ZAMG)

Der Großteil Österreichs zu kühl, nur im Westen und Südwesten war es ausgeglichen bzw. wärmer als im Mittel. Innsbruck lag hier genau in der Mitte. Quelle: ZAMG

Niederschlag im Mai 2020: Vergleich des Niederschlags mit dem vieljährigen Mittel 1981-2010. 100 Prozent entsprechen dem Mittel. Auswertung mit SPARTACUS-Daten bis inkl. 31.5.2020. Quelle ZAMG.

Klimawerte Tirol (Quelle: ZAMG)

Niederschlagsabweichung
-28%
Temperaturabweichung
0.0 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer
-3%
Temperaturhöchstwert
Imst (773 m) 32.2 °C am 23.5.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin)
Brunnenkogel (3437 m) -14.7 °C am 3.5.
Temperaturtiefstwert unter 1000 m
Ehrwald (982 m) -1.7 °C am 7.5.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur
Innsbruck-Uni. (578 m) 14.3 °C, Abw. -0.3 °C
höchste Sonnenscheindauer
Lienz (661 m) 207 h, Abw. 0 %
 
 
Beeindruckend war vor allem der 23. Mai. Zunächst schraubten sich die Temperaturen im Vorfeld einer Kaltfront auf über 31-32 Grad im Inntal (erster Tropentag), am späten Nachmittag rauschten schließlich schwere Sturmböen aus Nord über das Land. Im Alpenvorland war die Kaltfront mit Schauern und Gewittern schon recht Nahe. Die Kaltluft sammelte sich und nahm dieses Mal nicht den Umweg über das Seefelder Plateau oder das Unterland sondern stieg bis auf das Kammniveau an und brauste bora-artig über die Noralpenketten hinab ins Tal. So gab es in Haiming ungewöhnliche 102 km/h und in Innsbruck an der Uni gar 104 km/h. Am Achensee gerieten zahlreiche Wassersportler in Seenot, 80 km/h wurde in Achenkirch registriert. Örtlich war es in dieser Region aber sicher mehr, 90 km/h wurden in Jenbach gemessen.


Webcam von panomax bei Telfs, Blickrichtung Norden auf das Wetterstein und die Hohe Munde, 23.05.2020 16:10.

Blick von Sistrans auf die Nordkette, Webcamaufnahmen 23.05.2020 von 15:00 bis 18:00, Quelle: stefanjud.net

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