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Orkan am Innsbruck Flughafen - neuer Winterrekord mit 143 km/h


Der Wind peitscht über den Westen der Stadt mit unglaublichen 143 km/h (Mittwoch, 05.02.2020 08:00). Der Schnee kam praktisch waagrecht daher, es kam zu einem regelrechten "WhiteOut", sprich man hat allein durch den Schneesturm keinen Kilometer weit mehr gesehen. Das sind Bedingungen, wie man sie normalerweise von einem Berggipfel kennt, aber nicht am Rande einer Kleinstadt in der Talsohle.
Die ZAMG hat den Wert bereits bestätigt, dennoch dürfte diese Spitzenböe ein "Glückstreffer" gewesen sein. Die Windmesser der Austrocontrol registrierten mit 127 km/h (Ost) und 105 km/h (West) bereits deutlich weniger Wind. Rundherum war der Wind weitaus weniger stark: Universität (38 km/h Böen), Hechenberg (100 km/h), Patscherkofel (96 km/h), Seegrube ca 80 km/h.




Windböen 05.02.2020, 0800 MEZ (Kachelmannwetter.com)



Windrekorde


Diese 143 km/h sind laut ZAMG die höchste gemessene Windgeschwindigkeit in Innsbruck abseits von Gewittern und die dritthöchste Windgeschwindigkeit überhaupt. Der Rekord liegt bei 179 km/h vom 21.7.2003 (Downburst - Bericht im WZ-Forum hier), gefolgt von 165 km/h Innsbruck-Flughafen (Tower) am 30. Juli 2017 (Bericht hier).

Stationsverlauf Flughafen, Quelle: lawis.at



Foto und Video (c) alpen.wetter

Synoptische Situation und Nordföhn

Hinter der Rückseite des abziehenden Sturmtiefs Petra verblieb der Alpenraum im Einfluss einer straffen Nordwestströmung, in der Höhe wurde es zudem (potentiell) kälter. Beste Bedingungen für das Durchbrechen des (Nord)westföhns in Innsbruck. Die heranstrümende Luft zwängt sich durch die Scharnitzer Klause und das Gaistal und stürtzt dann über das Seefelder Plateau ins Inntal herab. Dort äußert sich der eigentliche Nordföhn als stürmischer Westwind. Kanalisierungseffekte im Inntal (Düseneffekt) haben die Windströmung dann noch beschleunigt. Böen von 140 km/h und mehr sind dennoch für Westföhn eine ganz ordentliche Marke...

Das Sounding etwa 4 Stunden vor dem Auftreten der stärksten Böen zeigt eine flache Inversion und danach eine bei kräftigem Westwind sehr gut durchmischte Grundschicht bis 2.000 m (800 hPa). Darüber gehts feuchtadiabatisch durchmischt weiter bis 700 hPa, bei starkem Nordwest- bis Nordwind (20 bis 45 kn Mittelwind). In dieser Höhe ist die Sonde aber bereits schon weiter im Süden. Radiosondenaufstieg 05.02.2020 03 UTC (04 MEZ), unterer Bereich. Quelle: ertel.uibk.ac.at

Bodendruckanalyse für Mittwoch, 05.02.2020 00 UTC (01 MEZ), Quelle: wetterpate.de

Der Jetstream mäandert über Europa, die Alpen liegen im Bereich der stärksten Winde (auf 300 hPa - 9000 m). Quelle: ertel.uibk.ac.at
Windsituation in 3.000 m Höhe (ertel2.uibk.ac.at)


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