Direkt zum Hauptbereich

Große Hitze in Europa

Prognostizierte Höchstwerte für Mittwoch - Amerikanisches GFS Modell (Lauf 25.06.2019 00z). Regionalmodelle haben sogar Werte bis 42 Grad als Höchstwert (Quelle:wetterzemtrale.de)

Die Höchstwerte für Mittwoch - Frankreich mit Maxima von bis zu 43 Grad (westlich von Lyon in Vichy) sind möglich. Berechnet von SwissHD 4x4 km, Lauf 24.06.2019 06z (Quelle: kachelmannwetter.com)

Seit Tagen hat es sich auf den Wetterkarten angedeutet, nun wird es Realität. Eine große Hitzewelle betrifft weite Teile West-, Südwest- und Mitteleuropas. Groß heißt in diesem Fall Höchswerte von 
über 40 Grad in Spanien und in weiten Teilen Frankreichs und Werte an die 40 Grad im Westen Deutschlands. Aber auch sonst liegen die Temperaturen weit über dem Schnitt, neue Rekorde im Alpenraum sind mehr als wahrscheinlich.

Warum wird es im Westen Österreichs am heißesten?

Um diese Frage zu klären sehen wir uns die Strömungskarte an, sie zeigt in etwa woher die Luft kommt. Ein stark ausgeprägter Trog über dem Ostatlantik schaufelt heiße Saharaluft nach Norden, die Zunge der heißesten Luft erstreckt sich über das westliche Mittelmeer, die Iberische Halbinsel und Frankreich ("Spanish Plume"). Der Westen Österreichs liegt somit am nächsten zu der Hitzefahne, im Rhein- und Inntal wird es somit am heißesten.

Temperaturen auf 1.500 m Höhe sowie Bodendruck (weiß). Wer genau hinsieht, erkennt die 25-Grad-Inseln über FRA und SPA mit noch höheren Werten darin. Dort wird es am Mittwoch am heißesten, GFS-Lauf 24.06.2019 12z (Quelle: wetterzentrale.de)

Als Maß für die Hitze kann man sich die Abweichung der Temperatur auf 1.500 m Höhe im Vergleich zum Klimamittel ansehen. Dieses liegt hier für das GFS bei über 12 (!) Grad Abweichung vom Klimamittel 1981-2010, GFS-Lauf 24.06.2019 12z (Quelle: wetterzentrale.de)
Temperatur in 1.500 m Höhe - GFS-Lauf 25.06.2019 00z für Mittwochnachmittag. Diese Höhe ist im Modell schon stark aufgeheizt, 27-28 Grad finden sich im Alpenraum. Über Zentralfrankreich sind es 28 Grad (Quelle: wetterzentrale.de)

 Welche Höchstwerte sind zu erwarten?

Die Wetterdienste des Landes gehen von Maxima von bis zu 36 Grad am Dienstag (25.6.), 38 Grad am Mittwoch (26.) und 37 Grad am Donnerstag (27.) aus. Am heißesten wird es jeweils im Inntal sowie am Donnerstag von Osttirol bis nach Kärnten.
Am Freitag ist die größte Hitze vorbei, wobei die Höchstwerte noch um 33 Grad liegen werden. Selbst auf 2.000 m Höhe werden Mittwoch und Donnerstag Spitzenwerte von 22 bis 25 Grad erwartet.

Vorhersage des ORF für die Hitzewelle. Prognostiziert werden für Innsbruck 38 Grad am Mittwoch und 37 Grad am Donnerstag. Etwas weniger heiß ist es im Osten, siehe Werte für Wien (Quelle: orf.at, abgerufen am 24.06.2019, 18:15)

Wo liegen die Rekorde?

Der Allzeitrekord für Österreich liegt bei 40,5 Grad in Bad Deutsch-Altenburg (NÖ, 08.08.2013). Dieser Wert liegt wohl außer Reichweite (Gottseidank!), der Junirekord von 38,6 Grad (Waidhofen/Ybbs, NÖ, 20.06.2013) könnte aber erreicht werden. In Tirol war der höchste je im Juni gemessene Wert 36,6 Grad (Imst, 30.06.2012). In Innsbruck liegt der Juni-Rekord bei 35,6 Grad (2017), am Patscherkofel (2.252 m) bei 22,4 Grad und in Lienz bei 34,5 Grad. In Vorarlberg gilt es den Rekord von 36,3 Grad (Feldkirch, 30.06.1950) zu brechen.
Diese Rekorde werden wahrscheinlich geknackt. Außer der Saharastaub ist zu dicht ...
Auch der Rekord an Hitzetagen im Juni (Maximum größer als 30 Grad) wird gebrochen. An der Spitze liegen Haiming und Leibnitz mit 15 Hitzetagen (Juni 2003). Bis einschließlich Montag (24.06.2019) gab es in Wien Innere Stadt und Langenlebarn bereits 12 Hitzetage und in Innsbruck-Uni und St. Johann/Pongau 11 (Quelle: ZAMG).

#update am 25.06.2019 08:00

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie wird der kommende Winter?

Morgenstimmung am Großen Asitz (Salzburgerland) am 21. Oktober 2016 - Quelle: foto-webcam.eu Die Berggipfel hüllen sich bereits das ein um das andere Mal in winterliches Weiß und die nächste Ladung Neuschnee ist eigentlich schon unterwegs. Wir schreiben zwar erst Mitte Oktober und damit befinden wir uns eigentlich im Herbst - doch einzig die spannende Frage nach dem kommenden Winter beschäftigt uns. Wann kommt der erste RICHTIGE Schnee? Wieviel schneit's heuer? Wird es ein guter Winter (aus Sicht der Schneeliebhaber)? Diese Fragen lassen sich natürlich nicht ganz so einfach beantworten, denn wenn es einfach wäre, wäre es nicht Meteorologie. Geht es nach dem Handel, kommt der Winter ohnehin bald (Stichwort: Weihnachtsdekoration). Auch der Tourismus scharrt schon in den Startlöchern, an diesem Wochenende geht das traditionelle Saisonopening des Alpinen Skiweltcups in Sölden über die Bühne. Offizieller Winterbeginn ist für uns Meteorologen traditionell der 1. Dezember ...

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlageber...