Perfekte Bedingungen zur Heuernte Mitte Juni am Fuße der Serles (2.717 m) - Foto: alpen.wetter |
Der Sommer 2018 geht mit einer Temperaturabweichung von 2,0 Grad vom langjährigen Klimamittel als viertwärmster Sommer in die Klimageschichte Österreichs ein. Unerreicht ist weiterhin der "Jahrhundertsommer" 2003 (+2,8 °C Abweichung), aber man hat sich knapp hinter den ebenfalls heißen Sommern 2015 (+2,4) und 2017 (2,1) eingereiht.
2003, 2015, 2017, 2018, ... Man sieht allein an diesen Zahlen, dass besonders die Sommer in diesem Millenium sehr warm ausgefallen sind. "Unter den zehn wärmsten Sommern der 252-jährigen Messgeschichte liegen sechs Sommer der letzten Jahre", schreibt auch die ZAMG in ihrer Zusammenschau. Die Hitze war lang anhaltend, aber im Gegensatz zu früheren Jahren nicht so extrem in puncto Maximaltemperaturen. Die höchste Lufttemperatur wurde mit 37,3 °C in Enns (OÖ) am 9. August gemessen, in Tirol war es im August gar nicht mehr so extrem heiß. 36,0 °C zeigte das Thermometer an der Uni-Station bereits am 31. Juli. Dennoch war die Länge der Hitzewelle bemerkenswert und so gab es an den meisten Stationen in Österreich doppelt bis dreimal so viele Tage Hitzetage (Tage mit Temperaturmaximum über 30 °C) wie im langjährigen Klimadurchschnitt (Mittel 1981-2010). In Wien Hohe Warte und Innsbruck Universität waren es 36 (Durchschnitt 15 bzw. 17) in Linz und Salzburg 34 (11 bzw. 10) und nur in Bregenz mit 19 Hitzetagen deutlich weniger. Hier kann man durchaus vom Bodenseeeffekt sprechen, der auch kühlende Wirkung hat. Dennoch: der Mittelwert liegt in Bregenz aber nur bei 4 (!) Hitzetagen.
Einen bemerkenswerten Rekord gab es in Landeck auf 809 m. Mit 35 Hitzetagen gab es nicht nur mehr Tage über 30 °C als in Innsbruck sondern auch einen neuer Stationsrekord.
Und obwohl die Hitze für den Menschen oft unmittelbar spürbar ist, war und ist es die Trockenheit, die längerfristig zu schaffen macht (allen voran der Landwirtschaft). Aus einem sehr trockenen Frühjahr heraus (März österreichweites Niederschlagsdefizit 12 %, April 44 %, Mai nur gebietsweise, in Summe aber ein Plus von +9 %) war es auch im Sommer nicht wirklich nass. Am Ende gab es österreichweit 20 bis 25 % weniger Niederschlag als normal, daran änderte auch der nasse Ausklang mit Schnee bis in die Alpentäler Ende August wenig. Ähnlich niederschlagsarm war der Sommer österreichweit 2015, 2013 und 2003, schreibt die ZAMG. In Nordtirol (-20 %) und Vorarlberg (-37%) war dieser Sommer gemeinsam mit 2003 der regenärmste Sommer seit 1962.
Innsbruck ist freilich nicht stellvertretend für ganz Tirol und daher habe ich mir die Daten für die Uni-Station aus dem ZAMG-Klimamonitoring (Daten verfügbar ab 1961) näher angesehen. Temperaturtechnisch war der Sommer 2018 in der Tiroler Landeshauptstadt der drittwärmste in den letzten 56 Jahren (nach 2003 und 2015), trockener waren hier aber z.B. die Sommer 2006 und 1984. Aber der 2018-er Sommer sticht hier dennoch aus der Punktwolke heraus und gibt ein neues Extrem vor, wenn man Trockenheit und Hitze gemeinsam betrachtet.
Ein abschließendes Wort noch zu den Gletschern. Diese werden heuer wahrscheinlich wieder Rekordverluste haben. An der höchstgelegenen Klimastation Österreichs, am Sonnblick, lag die Abweichung bei +1,4 °C vom Klimamittel, da war es im Vorjahr wärmer (+2,0). Jedoch macht den Eisriesen auch der Mangel an Sommerschnee durchaus zu schaffen, denn eine hell reflektierende Sommerschneedecke kann das Abschmelzen deutlich vermindern. In der Niederschlagsbilanz fehlen hier rund 100 l/m², letztes Jahr hatte man ein Plus von ca 100 l/m².
Tirol - Übersicht (Quelle: ZAMG)
Niederschlagsabweichung |
-20% |
Temperaturabweichung |
+1.8 °C |
Abweichung der Sonnenscheindauer |
10% |
Temperaturhöchstwert |
Innsbruck-Uni. (578 m) 36.0 °C am 31.7. |
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) |
Brunnenkogel (3437 m) -9.6 °C am 26.8. |
Temperaturtiefstwert unter 1000 m |
Achenkirch (931 m) 2.5 °C am 27.8. |
höchstes Saisonmittel der Lufttemperatur |
Innsbruck-Uni. (578 m) 20.4 °C, Abw. +2.1 °C |
höchste Sonnenscheindauer |
Rinn (924 m) 747 h, Abw. +15 % |