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Ein recht unbeständiger Juli, warum?

Kein Sommer ohne Gewitter. Hier zieht eine imposante Gewitterzelle von Südwesten her über das Inntal in das Karwendel und hat einiges an Regen mit dabei (Foto: alpen.wetter, 20.07.2017)

Hitze und Gewitter im Sommer gehören für uns Alpenländer genauso zusammen wie Kälte und Schnee im Winter. Besonders dieser Tage donnert's spätestens ab den frühen Nachmittagsstunden und Gewitter enladen sich über den Bergen und Tälern. Nicht gerade das beste Wetter für Bergsteiger, aber wenn man früh aufbricht, geht sich bis zur Mittagszeit doch eine kleine bis mittlere Tour aus.
 
Gestern am 20.7. z.B. sind wieder einmal gleich mehrere Gewitterzellen über Österreich gezogen (siehe Blitzanalyse von UBIMET unten) und haben binnen kurzer Zeit für einiges an Niederschlag gesorgt. Einiges heißt bis zu 50 mm in drei bis vier Stunden, bei teils enormen Regenraten. Vor allem die Regionen vom Karwendel ostwärts bis zum Steirischen Randgebirge waren betroffen von Starkregen, Sturmböen und kleinem Hagel.

Blitzkarte vom 20.7.2017 - Quelle UBIMET

In Tirol am stärksten betroffen vom Regen war der Bezirk Kitzbühel mit gleich mehreren Stationen, die rund 50 mm abbekommen haben und somit in etwa vier Stunden zwischen 30 und 50 % des Monatssolls an Niederschlag. Hier als Beispiel St. Johann bei einer maximalen Rate von 26 mm/15 min.

Niederschlagsdiagramm für St. Johann/Tirol. Quelle: HD Tirol
Die Summenkarte vom 20.7.2017 (unten) zeigt auch gleich die Hotspots in Tirol. Kachelmannwetter bedient sich hier einer Analyse der Radardaten für die Niederschlagsberechnung. Das ist zwar besonders in den Alpen (das Radar steht südlich von München und "sieht" nicht die gesamte Gewitterzelle) nicht unbedingt fehlerfrei, aber es fällt auf, dass vor allem im Grenzbereich Tirol/Salzburg die Summen aus dieser Berechnung sehr gut mit jenen der Messstationen übereinstimmen.

24-Stunden-Niederschlagssumme 20.7. 8 Uhr bis 21.7. 8 Uhr (Quelle: kachelmannwetter.com)

Der Klimaspiegel der ZAMG für die Station Innsbruck (=Witterungsverlauf der letzten 30 Tage) zeigt, dass die Mitteltemperatur doch deutlich nach oben deutlich abweicht (+1,9 K) und der Niederschlag fast im Soll liegt (Minus 19 mm = 85 %) bei gleichzeitig einem Sonnenscheinplus von +25 Stunden (+12 %). Also, selbst wenn die Gewitter nicht gerade ein Stimmungsmacher für Badefreunde sind, immerhin ist es (noch) überdurchschnittlich warm und sonnig ...

Klimaspiegel Innsbruck Universität (Quelle: ZAMG)
Auch die Niederschlagsanalyse für denselben Zeitraum zeigt die rege Schauer- und Gewittertätigkeit über dem Bergland in den letzten 30 Tagen. "Fast" gewitterfrei waren der oberösterreichische Zentralraum, der Wienerwald, das Klagenfurter und das Grazer Becken (unter 50 mm), komplett trocken das westliche Weinviertel (nur wenige mm Regen). Den meisten Niederschlag gab es hingegen laut dieser Analyse an der Alpennordseite (Bregenzerwald bis Kaiser- bzw. Tennengebirge/Dachstein) sowie in Teilen des Alpenhauptkamms (Silvretta, Zillertaler Alpen, Hohe Tauern) mit 350 bis 450 mm und mehr.

 Niedersvhlagssumme Ende Juni bis heute - Quelle: ZAMG
AUSSICHTEN

Dennoch: trotz aller Schönrederei, etwas mehr Beständigkeit wäre gerade im Sommer wünschenswert (Wanderungen, Events, Grillabende, oder einfach nur so! ) - so wie es im Juni war. Was hat sich an der Wettterlage geändert?

Im Wesentlichen bestimmt jetzt nicht mehr Hochdruckeinfluss unser Wetter, sondern eine schwül-warme Südwestströmung. Gleichzeitig sorgt aktuell ein Tiefdruckkomplex über Irland dafür, dass der Zustrom dieser gewitterträchtigen Luft auch nicht abreißt. Das Tief wird in den nächsten Tagen dann in Richtung Mitteleuropa wandern und danach wahrscheinlich nach Osten abziehen ehe sich wieder eine Südwestlage einstellt. Zuvor wird uns aber Anfang der Woche eine markante Kaltfront überqueren (Mo und Di kaum mehr als 20 Grad). In Folge sieht es in den Vorhersagekarten danach aus, dass sich Ende der nächsten Woche wieder eine ähnlich Wetterlage wie jetzt etabliert. Just Ende Juni/Anfang Juli hat sich also die lang anhaltende Hochdruckwetterlage des Juni geändert, just zum Siebenschläfer. Und eine neue Hochdruckwetterlage ist in den nächsten sieben bis zehn Tagen vorerst (leider) nicht zu sehen.
Kein Garant für stabiles Hochdruckwetter: Das Tief über dem Atlantik dient als Motor für die Südwestströmung, die aber eben neben warmer auch gewitteranfällige Luft in den Alpenraum bringt (Quelle: ertel2.uibk.ac.at)

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