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Plötzlich Herbst

Angezuckert sind die Gletscherregionen - wie hier von Zugspitze mit Blick Richtung Mieminger Kette und Inntal. In der Morgensonne bekommt der eine oder die andere schon Lust auf den kommenden Winter (Foto: foto-webcam.eu)

Recht zügig wurde wurde nun Anfang Oktober der Herbst eingeleitet. Gab es in der letzten Septemberwoche noch knapp 25 Grad, ging es mit Temperaturen nun rasch nach unten. Um 15 bis 20 Grad hat es abgekühlt und auf den Bergen hat es auch geschneit. Bis ca. 1.800 m waren die Hänge am Dienstagmorgen (4. Oktober) auf den umliegenden Bergen angezuckert. Am Patscherkofel gab es folglich auch den ersten Eistag in diesem Herbst, normal sind 5,4 Tage im Oktober (Mittel 1961-2000, ZAMG).



Mit Föhn noch zweistellige Werte zum Monatswechsel - inzwischen ist es auf dem Innsbrucker Hausberg deutlich kälter geworden (Quelle: ZAMG).

Die Abkühlung zeigt sich auch an der Uni-Station. Von spätsommerlichen warmen 25 Grad auf herbstlich frische 11 Grad innerhalb von drei Tagen (Quelle: ZAMG)

Grausamer Ostwind

Die Gegebenheiten in Innsbruck erinnerten heute, 5. Oktober, ein wenig an die Bundeshauptstadt: kompakter Hochnebel, immer wieder Nieseln (v.a. in der Früh) und dazu dieser ekelhafte (Ost-)wind mit Spitzenböen bis zu 45 km/h. Der Druckgradient zwischen Landeck (13 Grad) und Kufstein (10 Grad) betrug zu Mittag ca. 5 hPa, länger sonnig war es im Oberland.

Böen bis zu 45 km/h heute Nachmittag (Legende fehlt leider) aus Osten (Quelle: ZAMG)





Nachtrag Tiefstwerte 6. Oktober 2016

Eine bitterkalte Nacht war die Folge, in Tirol waren dabei österreichweit die tiefsten Werte zu finden:


Leichter bis mäßiger Frost im Kälteloch Seefeld und v.a. im Außerfern (Quelle: orf.at)
In Innsbruck lagen die Tiefstwerte zwischen -0,1 Grad (Flg.) und 1,0 Grad (Uni), dabei kam es auch verbreitet zu leichtem Bodenfrost. Damit ist man spätestens jetzt gefühlsmäßig im Herbst angelangt, so kalt war es in Innsbruck seit dem 5. Mai nicht mehr (Minimum +1,1 Grad). Laut wetterblog.at hat es den ersten Frost im Herbst in Innsbruck zuletzt vor 22 Jahren gegeben (1994).




Die Touristiker riechen bereits Lunte und mancherorts wird schon wieder aus vollen Rohren geschossen:






Künstliches Weiß auf der Reiteralm, gelegen auf 1.740 m (Quelle: http://www.ski-reiteralm.at)


Profiwetterkarten

Der Grund für den starken Ostwind, das starke Einfließen lässt sich recht einfach an den folgenden Karten erklären. Die Großwetterlage wird von einem Hochdruckgebiet in Nordeuropa dominiert, mit im Spiel ist auch recht kalte Luft (Absinken der Schneefallgrenze im Norden und Osten auf 900 m). Diese Kaltluft drückt ins Inntal herein und wird durch lokale Effekte (Kanalisierung) noch zusätzlich beschleunigt.

Dominiert wird das europäische Wetter derzeit von einem ausgeprägten Hoch namens PETER. Der Alpenraum liegt unter einer nordöstlichen bis östlichen Anströmung (Quelle: DWD, wetterpate.de)


Auf der Druckfläche von 850 hPa offenbart sich das Ganze so: die Kaltluft drängt sich bis nach Mitteleuropa vor, angetrieben von dem Hoch PETER und dem abziehenden Tief ZOFIA, die gemeinsam die Kaltluft nach Südwesten steuern (Quelle: ACINN / ertel2.uibk.ac.at)





(Für den Profi) wenig überraschender Radiosondenaufstieg von heute Mittwoch, 5. Oktober 2016: Die Absinkinversion des Hochs bis etwa 2.700 m, im Tal Ostwind und eine feuchtdurchmischte Schicht. Gleichbedeutend mit Hochnebel und seiner Obergrenze (Quelle: University of Wyoming)




Heute entdeckt: die wundervollen LIDAR-Karten des ACINN. Dargestellt sind der Wind (oben) bis in eine Höhe von 2.000 m und die Rückstreuung (unten). Achtung auf die Vertikalachse, die in "Höhe über Grund (AGL)" dargestellt ist. Ohne jetzt auf Details eingehen zu wollen: einen besseren Beweis für das Einfließen der Kaltluft gibt es wohl nicht. Maximal waren es heute Mittag 11 m/s auf ca. 800 m Höhe (15 kn wenn man sich die Windfiedern ansieht). Eine Mutmaßung von mir: der Kanalisierungseffekt des Inntals ist in dieser Höhe (Mittelgebirgsniveau) am größten, darüber wird das Tal schon weiter (die Windgeschwindigkeit nimmt ab, der Massendurchfluss auch) - Quelle: ACINN / ertel2.uibk.ac.at
 

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