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Der Winter gibt sich noch nicht geschlagen


"Die Summe der Neuschneemengen in diesem Jänner lag in Seefeld mit 110 Zentimeter (Stand 29.1.2016) deutlich über dem Klimamittel von 81 Zentimeter", berichtet die ZAMG im Monatsrückblick. Ca. 40 cm sind davon Mitte Februar noch übrig (Gesamtschneehöhe). Foto: alpen.wetter

Wir schreiben Mitte Februar und das Inntal ist bereits seit 10 Tagen (wieder) aper. Zwar hat es im Nordstau speziell vom Bregenzerwald bis ins Loferer Land im Jänner mehr als im Durchschnitt geschneit, das aber zumeist bei Schneefallgrenzen zwischen 800 und 1200 m. In Innsbruck (dort gibt es eben Messungen) lag bisher im Winter nur an knapp 20 Tagen Schnee, im Durchschnitt sind es rund 60 Tage (Mittel: 1999-2015), im Jahrhundertwinter 2005/06 waren es sogar 120 Tage mit Schnee (November bis März). Die Ursache für den Schneemangel ist anhand der Grafik schnell ausgemacht: es war einfach zu mild.
Klimaspiegel der ZAMG für die Station Innsbruck-Universität. Milde Luftmassen bestimmen seit 3 Wochen unser Wetter, dazu gab es zwar mehr Niederschlag als üblich (+50 %), der aber meist als Schneeregen oder Regen fiel. Quelle: ZAMG


Aktuelle Schneelage lt. Snowgrid-Analyse der ZAMG. Schneehöhen von 150 bis 250 cm und mehr findet man vor allem im Bregenzerwald, am Arlberg, in der Silvretta, teilweise im Karwendel sowie rund um Hochkönig, Dachstein und im Toten Gebirge. Gestützt werden diese Werte durch aktuelle Messwerte aus der Region: Zugspitze 315 cm, Dachstein 220 cm, Arlberg 210 cm, Bregenzerwald und Lechtaler Alpen 180 cm (Quelle: ZAMG)
Eine andere Analyse der Schneehöhen mit weniger Datenpunkten und anderer Gewichtung liefert der Lawinenwarndienst Tirol zusammen mit der Uni-Wien. Zwar sind hier Maxima und Minima ähnlich verteilt, die Schneehöhen sind aber deutlich geringer (maximal 150 bis 200 cm). Quelle: LWD-Tirol
Die letzten zwei Wochen waren eher vom Südstau dominiert und somit gab es neben Karnischen Alpen und Karawanken auch in der Pack- und Koralpe sowie im Bereich der Gurktaler Alpen und im Steirischen Randgebirge Neuschneezuwachs. Die Messstationen der ZAMG und der Lawinenwarndienste (nicht abgebildet) zeigen Schneehöhen um die 40 bis 60 cm. Ein Italientief bringt dort in den nächsten Tagen aber wieder Neuschnee.

Kartitsch in Osttirol auf 1.350 m. Zumindest ein Hauch von Winter (Quelle: megacam.at)

10 bis 20 cm, teilweise auch 30 cm Neuschnee (Karawanken, Julische Alpen) bringt das Tief VIRGINIE von den Karnischen Alpen bis zum Wechsel (Quelle: bergfex.at)

Wirds noch einmal winterlich?

Der unmittelbare Trend zeigt also weiterhin ein Bestehen des milden und wechselhaften Westwetters. Der Tiefdruckeinfluss bleibt bestehen und eine Verschnaufpause in Form eines mehrere Tage anhaltenden Hochs ist derzeit nicht in Sicht. Das Verrät der Blick auf die Ensemble-Vorhersage des GFS-Modells mit seinem steten Auf und Ab. Die Niederschlagsmengen (Gitterpunkt Alpennordseite) halten sich aber in Grenzen. Interessant ist die Einigkeit der Läufe (Linien liegen eng beieinander) bis zum 22. Februar, was auf eine recht sichere Prognose hindeutet. Insgesamt bleibt es in jedem Fall meist wärmer als im langjährigen Durchschnitt.

Mit den Temperaturen geht es auf und ab, binnen weniger Tagen schwankt die Temperatur um bis zu 10 Grad in der Höhe. In den Tälern bleibt es bei Temperaturen zwischen 0 und knapp 10 Grad (Quelle: wetterzentrale.de).


Mitteltemperatur auf knapp 1500 m Höhe für die kommenden 5 Tage. In Westeuropa ist es recht kalt, am Balkan sowie im östlichen Mittelmeerraum im Gegenzug sehr warm (20 Grad und mehr). Der Alpenraum bleibt im Übergangsbereich (Quelle: WeatherBell, severeweather.EU)








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