Direkt zum Hauptbereich

Heftiges Gewitter in Innsbruck

Heute wars wieder einmal soweit. Ein heftiger Gewittertag in Tirol im Allgemeinen und in Innsbruck im Speziellen trug sich zu. Aufgrund der Vielzahl an Bildern und Fakten diesmal vor allem eine "bildliche" Analyse. Was das ganze Ereignis so außergewöhnlich macht? Die Tatsache, dass Innsbruck ein Gewitter erwischte? Vielleicht. Dass es um 15h nachmittags war? Womöglich, denn die kräftigsten Niederschlagsereignisse treten zwischen 17 und 21 Uhr auf! Meiner Ansicht nach war es aber der gesamte Tagesablauf, gekoppelt mit den meteorologischen Daten, der diesen Tag so besonders und spannend machten. Immerhin zitterten mir Stunden danach immer noch die Hände vor Aufregung ...

Erlebnisbericht - ohne Bilder
Der Vormittag verlief sonnig und trocken. Allerdings wusste der vorinformierte Meteorologe, dass es spätestens am Nachmittag ordentlich kleschen würde. Einstrahlung + feucht-warme Luft + Kurzwellentrog am Nachmittag (zusätzliche Hebung in der mittleren Troposphäre) ergaben die brisante Mischung. Bereits am Vormittag lösten die ersten Gewitter in der Schweiz aus, Vorarlberg traf es um die Mittagszeit. Immer noch heizte es in Tirol ungehindert ein, die Quecksilbersäulen in Landeck, Imst und Innsbruck schafften den heißen Tag (30 Grad im Schatten). Dann brodelte es zwischen 13 und 14 Uhr schon im Oberland, die ersten Gewitter zogen aus dem oberen Gericht über Landeck hinweg, es fielen binnen einer Stunde ca. 10 Liter pro Quadratmeter. Und mit jedem Liter entzog der verdampfte Niederschlag der Luft ein Grad seiner Wärme. Landeck hatte nach dem ersten Gewitter nur noch 19 Grad. Ähnlich verhielt es sich in Imst, Umhausen und Haiming. Um halb drei trudelte das Warn-SMS für 6020 ein, die Kollegen in Wien hatten alles bestens im Griff. Das Gewitter kam pünktlich, wie vorhergesagt. Zuerst frischte der Wind auf, sodass sich alle Zweigen der Birken im Hof bogen wie bei einem Föhnsturm. Und dann kam der Regen. Sintflutartig schoss es aus dem Himmel. Der konzentrierte Blick zum Rechner (immerhin musste ich ja arbeiten) wurde vom Rauschen öfters unterbrochen. Die Tropfen waren so dick, dass man meinen könnte es sei Hagel. Die kalte Luft drückte beim Fenster herein. Und als ich glaubte, mit Blick aufs Radarbild, es ist das gröbste vorüber, setzte der Hagel ein. Feine, kleine Geschosse sammelten sich auf der Fensterbank. Wollte man einen Caipirinha so hätte man in diesem Moment das beste chrushed ice dazu. Immer wieder der Blick auf die Werte der Uni Station. An dieser wurde um 15:20 MESZ der unglaubliche Wert von 24 mm/10 min gemessen - hochgerechnet entspricht das einen Rate von 144mm/h. Von 15:00 bis 16:00 fielen insgesamt 33,0 mm. Der subjektive Eindruck aus dem Trockenen heraus wurde bestätigt. Die Gewitter zogen weiter nach Osten, Fußballfans erlebten abends in Graz ein Déjà-vu.In Strassgang unweit der UPC-Arena wurden um 22:30 - kurz vor Spielende der Partie Sturm (wie passend ...) gegen Sestaponi (GEO) - die Rate von Innsbruck sogar noch einmal getoppt: 29,6 mm binnen 10 Minuten. Ich kann mich an Monate erinnern, in denen es weniger regnete als in diesen 10 Minuten.
Und dann die Frage nach den Rekorden: ich müsste recherchieren um die 10 - Minuten - Maxe für Innsbruck zu finden (ich weiß auch schon wo ...). Fakt sind die maximalen Tagesniederschlagsmengen: und da liegt der Rekord in Innsbruck bei 79 - 86 mm/Tag aus dem Jahre 1985 (06.August) - diese Marke wurde gestern, knapp 26 Jahre später, aber deutlich verfehlt: 28 mm warens am Flughafen, 40 mm an der Uni. In Graz liegen die Rekordmengen für den August ebenfalls im Bereich der 90 mm/Tag, am gestrigen 04. August waren es immerhin 50 bis 65 mm. Aber dort liegen laut Insiderinformation die Voraussetzungen auch anders (siehe wz-forum). Für Innsbruck kann ich eines mit Sicherheit sagen: die meisten Starkregenereignisse treten im Juli und August auf, natürlich in Verbindung mit Gewittern.

Synopsis

Verantwortlich für  diesen herrlichen  Gewittertag ein Kurzwellentrog und die Labilisierung nach Durchgang der Keilachse

Extrem labile Luft SÜDLICH der Alpen, wo die Gewitter schlussendlich entstanden sind

Südwestliche Höhenwinde (für kurze Zeit föhnig)


Mikroskala
Temperatursturz in Ibk - ähnlich wie in Landeck und Imst eine Stunde zuvor: von 30 Grad auf 16 binnen einer Stunde!

Der Wind als Indikator: nächtliches Ausfließen, einstrahlungsbedingtes Einfließen und dann der böige Outflow aus West: 79 km/h (am Flg warens 86 km/h)

Ein Bild für die Ewigkeit: eine angezeigte mittlere Regenrate von 100 mm/h de facto waren es sogar 144 mm/h !!! Natürlich nur 10 Minuten lang. Binnen einer Stunde 33 Liter am Quadratmeter - Starkregen as its best.


Föhn - kein Föhn - Föhn - Gewitter ...



Schon das Sounding um 3z zeigt für den Morgen recht gewitterträchtige Signale (PWAT 28 mm, SHOW von 0,08)

Bilder - webcams

14:40 - von Mösern Richtung Oberinntal
15:20 - der erste Schwall ist weitergezogen

15:40 - schöne Wolkenstrukturen vor den nächsten gewittrigen Schauern


15:10 - the Day after Tomorrow vom Innsbruck Hausberg aus gesehen


UWZ-Warnungen

Vorbildliche Warnungen von der Unwetterzentrale Österreich
Die Folgen ...
... sind vor allem in der Landwirtschaft enorm. Mit 500.000 Euro beziffert die Hagelversicherung den Schaden an landwirtschaftlichem Gut (tirol.orf.at). Es kam aber auch zu Murenabgängen (nicht nur in Nordtirol, auch das Defereggental in Osttirol traf es heftig.
*) http://oesterreich.orf.at/stories/530339/
*) http://tirol.orf.at/stories/530476/

Beliebte Posts aus diesem Blog

Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht. In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat. Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlagebericht

Bodennebel in Innshruck

Bodennebel in Innsbruck ist sehr sehr selten. Bei der Nebelbildung geht es immer darum die bestehende Luftmasse soweit abzukühlen, dass sie den Taupunkt erreicht und kondensiert. Das passiert täglich hundertmal: allerdings in der Atmosphäre als Wolken. Dort reichen Aufwinde (beispielsweise an Berghängen) um Wolken zu bilden. Im Tal entsthet Nebel meist in der Nacht, wenn die dortige Luftmasse über Nacht abgekühlt wurde. Bei sternklarer Nacht und starker Auskühlung doch das beste Rezept, oder? Meist weht in sternklaren Nächten jedoch der Talauswind, der jegliche Nebelbildung unterbindet. Grund für den Talauswind sind Druckunterschiede zwischen Tal und Vorland aufgrund unterschiedlich temperierter Luftmassen. Das heißt nur wenn die Luftmassen im Tal und Vorland ausgeglichen sind, die Druckverteilung also flach ist, weht schwacher Wind im Tal. Und das passierte heute Nacht: Die Hänge sind schneebedeckt, und durch die Schneeschmelze ist die Talatmosphäre feucht. Dazu ist der Himmel aufgelo

Schneerekord in Österreich - oder nicht?

  Die Nordalpen versinken in Schnee. Innerhalb von nur 2 Tagen sind lokal über 150 cm Schnee gefallen. Aber ist das nun Rekord?