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Tragisches Lawinenunglück

Heute Mittag hat sich ein tödliches Lawinenunglück am Sattelberg ereignet. Regelmäßige Leser dieses BLOGs kennen diesen Berg als Messstation des IMGI und daher als oft zitierte Datenquelle. Für viele Sportbegeisterte ist er aber vor allem der erste Tourenberg der Saison: leicht erreichbar, meist schneesicher und einfach zu begehen. Es ist eigentlich undenkbar, dass dort eine Lawine abgeht.

In diesem Fall war der Föhn zumindest mit Schuld an der Tragödie. Im gestrigen zweiten Blogposting erwähnte ich den Föhn der mit 108 km/h Spitze am unweit entfernten Kofel wirksam war. Der Sattelberg weist für heute und gestern Windspitzen bis zu 23,9 m/s (86 km/h) bzw 22,1 m/s (80 km/h) auf. Dadurch wurde das bißchen an Schnee, das gefallen war ziemlich verweht. Am Gipfel des Berges liegen somit praktisch nur mehr Schneereste, während sich hingegen im Luv  der verfrachtete Schnee über den bis dato schlecht verbundenn Triebschnee gelegt hat.

Erwähnung fand dies auch im heutigen Lawinenlagebericht des Lawinenwarndienstes Tirol:

Starker, zum Teil stürmischer Wind aus südlicher Richtung führte gestern zur Bildung umfangreicher Schneeverfrachtungen. Eindrucksvoll konnte man dies gestern in weiten Teilen Tirols, vermehrt in den südlichen Landesteilen in Form von großen Schneefahnen beobachten. Kalter, lockerer Neuschnee wurde somit von frischem Triebschnee überdeckt. Die Verbindung zwischen dem kürzlich gefallenen Neuschnee mit dem Triebschnee ist auch aufgrund der kalten Temperaturen meist nicht gut, die Störanfälligkeit entsprechend hoch. Hochalpin findet man schattseitig am Boden eine Schwimmschneeschicht, die zusätzlich als mögliche Gleitfläche für Schneebrettlawinen in Frage kommt. (LWD 28.11.2010)


Der Sattelberg ist aber ein an sich ungefährlicher Berg, der vor allem zu Beginn der Saison stark frequentiert ist. Dadurch, dass es bis vor ein paar Jahren ein Skigebiet war, besteht der Großteil der Tour auf Aufstiegsspuren entlang der alten Piste. Dennoch hat sich leider gezeigt: die Gipfelregion ist nicht ganz ungefährlich.

Das Bild vom Hubschrauber aus zeigt die Gipfelregion mit dem Gipfelkreuz und der Wetterstation im Hintergrund, nach Norden hin sieht man die scharfe Abrisskante des Schneebretts, die den Tourengeher erfasst hat. Laut Zeitungsberichten wurde ein aus den Schneemassen herausragender Skistock gefunden, erst dann begann man mit der Suche. Der Verunglückte war alleine unterwegs. Aufgrund des Sicherheitsgrades dieser Skitour nichts Ungewöhnliches.

Sattelberg (2110 m) mit Suchenden (c) tt.com


Ich möchte mit diesem Eintrag niemanden belehren und mir auch kein Urteil erlauben: Lawinenunglücke sind immer tragisch und oft auf eine Verkettung von mehreren Umständen zurückzuführen. Der Beitrag soll vielmehr darauf hinweisen, dass selbst bei einer scheinbar sicheren Touren der Tod ein ständiger Begleiter ist.

Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen und der Familie.

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